Computer nutzen ohne Lesen und Schreiben zu können

In Deutschland gibt es ungefähr 7,5 Millionen Menschen, die nur eingeschränkt lesen oder schreiben können. Nicht nur Bücher oder Zeitschriften sind für sie kaum zugänglich, auch ein Großteil des textbasiertenInternets bleibt für sie verschlossen. Deshalb ist die Frage interessant, ob man auch das Web nutzen kann, ohne lesen und schreiben zu können.
Relativ einfache Aufgaben wie das Aufrufen und Lesen einer Webseite sind tatsächlich machbar. Viele Eltern erzählen ganz stolz von ihren kleinen Kindern, die ohne fremde Hilfe Videos auf dem iPad aufrufen können.
Smartphones und Tablet-PCs sind tatsächlich kleine Computer, deren Oberfläche auf das Wesentliche reduziert wurde. Weil Eingabegeräte wie die Maus und die Tastatur wegfallen, sind diese Geräte intuitiver zu bedienen. Die Oberfläche wird von wenigen Symbolen statt von ellenlangen Menüs geprägt. Die Symbole lassen sich teilweise intuitiv verstehen oder man lernt nach und nach, was sich hinter ihnen verbirgt.
Der Nutzer erspart sich außerdem den teils aufwendigen Umweg über den PC mit der Einrichtung des Betriebssystems, der Internetverbindung und des Browsers.

Mit dem Computer sprechen

Programme aufzurufen ist natürlich nur der erste Schritt. Spannend wird das Ganze erst, wenn man Webseiten aufrufen, E-Mails diktieren oder im Internet suchen kann. Das wird ermöglicht durch die Spracheingabe.
Bei den meisten aktuellen Betriebssystemen lassen sich zumindest einige einfache Funktionen über die Sprache aufrufen. Daneben gibt es einige kommerzielle Programme, die vor allem als Diktierprogramme dienen, mit denen man aber auch teilweise den Computer steuern kann. Diese Programme sind meistens nicht intuitiv zu bedienen. Der Anwender muss einen Befehlssatz lernen und trainieren.
Mittlerweile gibt es aber auch Spracheingaben, die intuitiv bedienbar sind. Am bekanntesten ist Apples Siri , aber auch für Android gibt es vergleichbare Apps wie Iris.
Mit diesen Spracheingaben lassen sich bereits einfache Aufgaben erledigen. Dazu gehört die Suche im Internet, das Schreiben von Mails oder das Verwalten des Kalenders.

Wenn der Computer antwortet

So weit, so unspektakulär. Natürlich ist es nett, wenn man Videos aufrufen kann, aber die wichtigsten Informationen sind zumeist als Text vorhanden. Hier helfen die eingebauten Bedienhilfen. Apple hat zum Beispiel in allen aktuellen Geräten den Screenreader VoiceOver integriert. Das ist ein Programm, das Inhalte für Blinde in Sprache oder Blindenschrift ausgeben kann. Es kann Texte vorlesen und Bedienungselemente ansagen, so dass Blinde ihr Gerät und viele Apps vollständig bedienen können.
Diese Programme können auch Menschen helfen, die nicht oder nur eingeschränkt lesen können. Die Bedienelemente und ihre Funktionen werden angesagt, den Text auf den Webseiten können sie sich vorlesen lassen. Außerdem können sie sich so auch elektronische Bücher zugänglich machen.
Smartphones und Tablets erleichtern wegen ihrer einfachen Oberfläche den Zugang zu Informationen im Internet. Allerdings sind sie noch kein vollständiger Ersatz für den Computer. Spätestens, wenn man einen Text ausdrucken möchte, gibt es Probleme.
Und ganz ohne fremde Hilfe wird man – zumindest am Anfang – nicht zurecht kommen. Wer noch nie im Internet war, kann noch nicht wissen, wo man nach Informationen sucht oder wie man ein Mailkonto einrichtet. Auch der Screenreader erfordert ein wenig Übung. Jeder muss erst einmal lernen, wie man einen Link aufruft oder wie man sich ein Konto bei einem eShop einrichtet.
Tablets und Smartphones haben das Potential, die Computernutzung und vor allem den Zugang zu Informationen deutlich zu erleichtern. Es gibt fast täglich Artikel aus dem angelsächischen Raum, wo berichtet wird, wie autistischen Kindern mit dem iPad das Lernen erleichtert wird. Das ist erst der Anfang, die große Revolution steht noch bevor.