Barrierefreie Online-Seminare – Hilfsmittel und Lösungen

Computermonitor zeigt TextverarbeitungOnline-Seminare sind nicht erst seit Corona häufig anzutreffen. Damit Webinare barrierefrei von behinderten Menschen genutzt werden können, ist jedoch einiges zu beachten.

technische Plattformen

Der erste und wichtigste Faktor ist die technische Plattform. Ist diese nicht barrierefrei, ist das Seminar für Blinde, Sehbehinderte und Tastaturnutzer nicht verwendbar.
Leider taugen die Marktführer in diesem Bereich nichts. Sowohl WebEx, GoToMeeting als auch Adobe Connect sind Musterbeispiele für schlechte Barrierefreiheit. Sie sind durch Screenreader nicht bedienbar. Alle drei Programme haben außerdem einen miserablen Kontrast bei den Bedien-Elementen und sind daher nicht zu empfehlen. Wenn Sie möchten, dass behinderte Menschen an Ihren Webinaren teilnehmen, scheiden Adobe Connect und GoToMeeting sowie dessen Ableger wie GoToWebinar und co. aus.
Gute Alternativen in diesem Bereich sind Big Blue Button, Zoom und Microsoft Teams. Sie sind alle gut mit Tastatur und Screenreader bedienbar und das sowohl auf dem Desktop als auch auf dem Smartphone oder Tablet.

Kommunikation

Tipps zu einer barrierefreien Online-Kommunikation finden Sie in einem eigenen Beitrag.
Generell sollte eine gute Sprach-Qualität angestrebt werden. Wird der Sprecher angezeigt, sollte sich das Fenster durch den Nutzer größer ziehen lassen, so dass Gestik und Mundbild besser verfolgt werden können.
Weitere Möglichkeiten sind Gebärdensprache, Live-Captions, Live-Übersetzung in Leichte Sprache. Generell sollte natürlich der Inhalt auch so gestaltet sein, dass er möglichst verständlich ist.

Ein Gedanke zu „Barrierefreie Online-Seminare – Hilfsmittel und Lösungen“

  1. Das Problem geht weit über die technische Seite hinaus.
    Spätestens, wenn es um Interaktion geht, fallen Menschen mit Beeinträchtigungen (oder einfach introvertierter sind) häufig heraus. Wir bieten z:B. interaktive Rollenspiele an. Unter Präsenzbedingungen stehen die Trainer*innen im Blickkontakt mit den Teilnehmenden. Gute Trainer*innen nehmen Störungen und „Verständnislosigkeit“ wahr und reagieren. Sie schaffen Raum, damit auch stillere oder langsamere Teilnehmende gut mitmachen und ihre Stimmen geäußert und gehört werden. Im Webinar-Setting braucht es auch eine andere Pädagogik, um die fehlende Sichtbarkeit und den nur noch indirekten Kontakt zwischen Teilnehmenden und Trainer*innen auszugleichen.

    Umgekehrt bieten Webinare auch besondere Chancen: Stotternde können ihre Fragen schreiben, blinde oder gehbehinderte Trainer*innen müssen sich nicht durch den Raum bewegen etc. Viele Behinderungen und Beeinträchtigungen fallen gar nicht mehr auf, wenn sich die TN nur noch über eine Stimme, oder im Chat wahrnehmen.

    Es fehlt jedoch noch an einer Pädagogik / Didaktik von Webinaren, die diese besonderen Bedingungen von Webinaren berücksichtigt und eine neue Methodenvielfalt, jenseits des Powerpoint-Vortrags entwickelt.

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