Dark Patterns sind Gestaltungs-Muster, die darauf abzielen, Nutzer zu manipulieren und zu einer bestimmten Handlung zu drängen, die möglicherweise nicht in ihrem Interesse liegt. Während der Kampf gegen Dark Patterns immer mehr Aufmerksamkeit erhält, sollten wir auch die Bedeutung der digitalen Barrierefreiheit im Auge behalten. Denn diese beiden Themen sind eng miteinander verbunden und spielen eine zentrale Rolle bei der Schaffung eines inklusiven Online-Erlebnisses für alle Nutzer.
Was sind Dark Patterns
Dark Patterns können in vielerlei Hinsicht auftreten. Ein Beispiel dafür ist das sogenannte „Bait and Switch“ (Ködern und Wechseln), bei dem ein Unternehmen absichtlich eine bestimmte Handlung fördert, wie beispielsweise den Kauf eines Produkts, und dann unbemerkt die Bedingungen ändert. Eine andere Art von Dark Pattern ist das „Roach Motel“ (Kakerlakenfalle), bei dem es den Nutzern leicht gemacht wird, sich anzumelden oder zu abonnieren, aber extrem schwierig, den Account zu kündigen oder das Abonnement zu beenden. Diese manipulativen Taktiken zielen darauf ab, Nutzer gefangen zu halten und ihre Entscheidungen zu beeinflussen, oft zum Vorteil des Unternehmens, jedoch auf Kosten der Nutzer:Innen.
Dark Patterns sind auch simple Manipulationen wie das Suggerieren eines kleinen Warenbestandes, eines temporären Rabatts oder künstliche unnötige Zeit-Limits. Im Grunde sind es all die billigen Marketing-Tricks, die wir in Dauer-Werbe-Sendungen sehen.
Andere Patterns finden wir in Texten: Als Texter:Innen sollten wir eigentlich den Wunsch haben, verstanden zu werden und den Lesenden mit Respekt gegenüberzutreten. Leider tun wir häufig weder das Eine noch das Andere: Komplexe Texte sind dazu gedacht, dass sich der Lesende dumm fühlen soll.
Aktuelle Beispiele: Adobe und Audible
Aktuell habe ich zwei Beispiele gehabt: Audible und Adobe wollten mich partout nicht aus dem Abo rauslassen. Bei beiden Portalen musste ich, um ein Abo zu beenden mindestens drei Screens durchlaufen, nachdem ich den Prozess angestoßen habe, also auf Kündigen im Portal geklickt habe.
Auf den verschiedenen Screens wurden u.a. die Vorteile des Abos, Alternativen und andere wenig relevante Dinge angezeigt. Es war also wenig dabei, was rec rechtlich oder aus praktischen Gründen notwendig gewesen wäre.
Wo ist nun das Problem? Jeder Screen sieht ein wenig anders aus und muss erkundet werden. Jedes Mal muss man den richtigen Button finden, der oft unterschiedlich benant ist: „Kündigen“, „Kündigen fortsetzen“ und so weiter. Die Gefahr ist recht groß, dass man sich einmal verklickt und den Prozess neu starten muss. Da die Butons oft missverständlich benannt sind kann das durchaus passieren.
Die Auswirkungen auf die digitale Barrierefreiheit:
Dark Patterns stellen nicht nur eine ethische Herausforderung dar, sondern haben auch Auswirkungen auf die digitale Barrierefreiheit. Barrierefreiheit bezieht sich darauf, digitale Inhalte und Technologien für Menschen mit Behinderungen zugänglich zu machen. Durch die Verwendung von Dark Patterns werden Menschen mit Behinderungen zusätzlich benachteiligt. Ein Beispiel dafür ist die Verwendung von Captchas, um zu überprüfen, ob ein Nutzer ein Mensch ist. Für Menschen mit Sehbehinderungen, die auf Screenreader angewiesen sind, um den Inhalt einer Website zu verstehen, können Captchas eine unüberwindbare Hürde darstellen. Darüber hinaus können komplexe und verwirrende Navigationssysteme, die oft in Dark Patterns zu finden sind, für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen oder Lernschwierigkeiten eine große Barriere darstellen.
Designer:innen und Entwickler:innen sollten sich bewusst sein, wie ihre Entscheidungen und Entwürfe Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten beeinflussen können. Der Verzicht auf Dark Patterns und die Integration von barrierefreien Designpraktiken können dazu beitragen, dass Websites und Anwendungen für alle Benutzer:Innen zugänglich sind.
Regulierung und Aufklärung:
Um den Einsatz von Dark Patterns einzudämmen und die digitale Barrierefreiheit zu fördern, ist eine Kombination aus Regulierung und Aufklärung erforderlich. Regierungen können Gesetze und Vorschriften erlassen, um den Missbrauch von Dark Patterns einzudämmen und sicherzustellen, dass Websites barrierefrei gestaltet sind. Unternehmen sollten Schulungen und Richtlinien für ihre Designer und Entwickler bereitstellen, um ein Bewusstsein für Dark Patterns und digitale Barrierefreiheit zu schaffen. Darüber hinaus ist es wichtig, die Öffentlichkeit über die Auswirkungen von Dark Patterns und die Bedeutung der digitalen Barrierefreiheit aufzuklären, um ein Bewusstsein zu schaffen und positive Veränderungen zu fördern.
Fazit:
Dark Patterns sind eine Bedrohung für ein ethisches und inklusives Online-Erlebnis. Indem wir uns gegen Dark Patterns einsetzen und uns für digitale Barrierefreiheit einsetzen, können wir sicherstellen, dass Websites und Anwendungen für alle Benutzer zugänglich sind. Dies erfordert eine Kombination aus Regulierung, Aufklärung und bewusster Gestaltung. Nur wenn wir gemeinsam gegen Dark Patterns kämpfen und digitale Barrierefreiheit fördern, können wir eine digitalisierte Welt schaffen, in der jeder die gleichen Chancen und Möglichkeiten hat.