Barrierefreier Arbeitsplatz

Häufig werde ich gefragt, ob es sinnvoll ist, bestimmte Hilfsmittel schon präventiv anzuschaffen. Zum Beispiel könnte ein Arbeitsplatz blindengerecht ausgestaltet werden. Oder zumindest könnten die entsprechenden Hilfsmittel bereit gehalten werden.
Das ist allerdings selten sinnvoll. Zum Einen kosten diese Technologien teils viel Geld. Eine Braillezeile für Blinde kostet bereits einige tausend Euro. Dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie einen Blinden einstellen oder als Praktikanten bekommen rein statistisch relativ gering. Und wenn das doch passiert, könnte es gut sein, dass Ihr blinder Kollege die Blindenschrift nicht lesen kann oder mit einer anderen Software arbeitet. Hinzu kommt, dass einige Technologien sehr schnell veralten. Der Screenreader von heute mag mit dem Betriebssystem von morgen nicht mehr kompatibel sein. Windows, MAC und Linux haben viele Hilfstechnologien bereits an Bord, so dass die Anschaffung neuer Technologien eventuell gar nicht notwendig ist.
Die Kosten für diese Hilfstechnik können Sie zudem nirgendwo geltend machen. In der Regel werden Hilfsmittel und Umbauten von den Reha-Trägern nur finanziert, wenn sie für eine bestimmte Person gedacht sind. Barrierefreiheit „auf Vorrat“ wird eher nicht gefördert. Das ist allerdings der jetzige Stand. Informieren Sie sich ruhig bei öffentlichen Stellen, ob es Förderprogramme gibt.
Die Anschaffung von Hilfstechnik sowie die Anpassung von Arbeitsplätzen an spezifische Bedürfnisse fallen also in den Bereich spezielle Maßnahmen. Sie sollten immer für eine bestimmte Person durchgeführt werden.
Sie können allerdings Ihre Räume so gestalten, dass sie ohne viel Aufwand für unterschiedliche Zwecke eingesetzt werden können. Wenn Autisten in diesem Raum arbeiten sollen, dann sollte er besonders störungsfrei sein. Es sollten also keine dauerhaften Verzierungen angebracht werden. Für Schwerhörige können in Büros mit mehreren Arbeitsplätzen Schallschutzwände untergebracht werden. Für Blinde und Gehbehinderte ist es hilfreich, wenn ihr Arbeitsplatz möglichst nah am Eingang ist. So müssen sie keine engen Stellen überwinden oder Stolperfallen wie abgestellten Taschen ausweichen. Für Sehbehinderte kann Blend-Freiheit wichtig sein. Wegen der vielfältigen Behinderungen ist es besser, einen Raum flexibel gestaltbar zu halten anstatt zu versuchen, alle möglichen Behinderungen bereits im Vorfeld abzufangen.