Wie Blinde PDFs lesen


Es ist kein Geheimnis: während sich die Barrierefreiheit vieler Websites langsam aber stetig verbessert, liegt die Barrierefreiheit bei PDF-Dateien im Argen. Geschätzte 99,99 Prozent der im Web angebotenen PDF-Dateien sind nicht barrierefrei. Sie sind auch teilweise für Blinde gar nicht nutzbar.
Das kann verschiedene Ursachen haben. Oftmals sind die Dateien vor Zugriff geschützt. Sinnigerweise soll man in ihnen keinen Text markieren oder kopieren können. Auch bietet der PDF-Standard explizit die Möglichkeit, den Zugang für Hilfstechnologien abzuschalten. Das zeigt, dass Adobe die Barrierefreiheit nicht ernst nimmt.
Einige PDFs bestehen nur aus Pixelgraphiken, was im übrigen ein effektiverer Schutz vor geistigem Diebstahl wäre.
Nun gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, das PDF-Format zu umgehen. Der einfachste Weg führt über Google. Google bietet für die meisten PDFs, die als Suchergebnis angeboten werden eine Schnellansicht an. In dieser Schnellansicht kann man sich für eine reine HTML-Ansicht entscheiden. Diese ist normalerweise von bildern befreit und meiner Erfahrung nach auch bei Mehrspaltigkeit korrekt linearisiert. Das heißt, wenn ein Text mehrspaltig gedruckt ist, wird er in die richtige Lesereihenfolge gebracht.
Eine zweite Möglichkeit ist, das PDF – sofern man es öffnen kann – als Text abzuspeichern. Der Adobe Reader bietet das standardmäßig im Menü Datei an. Lustigerweise bietet dieser 20 Jahre alte Editor für Blinde zumeist mehr Komfort als der topaktuelle Acrobat Reader.
Weiterhin kann man einfach den Text komplett markieren und in eine Textverarbeitung kopieren (STRG + A – STRG + V).
Die bekannten OCR-Programme bieten schon seit geraumer Weile auch das Einlesen und Umwandeln von PDF-Dateien an, Ob sie auch Dateien bearbeiten, die gegen Copy und Paste geschützt sind, weiß ich allerdings nicht.
Bei vielen PDF-Dokumenten läßt sich dieser Copy-Paste-Schutz mit den PDFill PDF Tools entfernen.
So mancher mag sich jetzt die Frage stellen, warum wir so viel Kreativität und Zeit damit vertun, PDFs zu „knacken“, anstatt sie einfach zu lesen. Die Antwort ist recht einfach: wir haben zwar besseres zu tun, aber es geht halt nicht anders. Wir können keine PDFs am Bildschirm lesen, dennoch sind viele PDFs nicht zugänglich und enthalten zugleich wichtige Informationen, an die wir anders nicht herankommen. Die Acrobat-eigenen Mittel sind unzureichend und unkonfortabel.
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