Amazon ist unter Behinderten wie Nicht-Behinderten beliebt, man könnte meinen, es sei das einzige Shoppingportal weltweit. Aber wie hält es Amazon mit der Barrierefreiheit?
Formate-Chaos
Die Amazon-Tochter Audible könnte ein Paradies für Hörbuch-Fans sein, der Laden hat ein riesiges Angebot an Hörbüchern, im Abo kostet jedes Hörbuch 10 Euro, das ist fast geschenkt.
Blöd nur, dass Audible sein eigenes supertolles für Hörbücher optimiertes Format hat, was von praktisch keinem MP3_-Player unterstützt wird.
Nun mag man einwenden, Audible sei von Amazon gekauft worden und ihr Formate-Wirrwarr stammt noch aus der Zeit, als das Unternehmen selbständig war. Doch Amazons Formate-Süppchen ist kein Unfall, sondern strikte Unternehmenspolitik. Anders ist es nicht zu erklären, dass es statt dem global akzeptierten Standard ePub sein eigenes Format für eBooks auf der Kindle-Plattform verwendet. Der andere Quasi-Standrd PDF wird nur halbherzig unterstützt, wer es nicht glaubt, mag ein nicht für den Kindle optimiertes PDF auf diesem Gerät lesen, eine reine Katastrophe.
Der Schwachsinn geht weiter. Jeder pupelige Reader von Pocketbook und Co. öffnet anstandslos PDFs und eine Vielzahl ander Dokumentformate. Amazon möchte, dass wir jedes furzige Doc, Docx und ePub in ihr dämliches Format konvertieren, damit wir es auf dem Kindle lesen können. Das definiert den Begriff Kundenfreundlichkeit und Usability völlig neu.
Und wer immer noch zu den Ungläubigen zählt, mag sich die Kindle Fire-Plattform ansehen. Darauf ist ein verkrüppeltes Android installiert, man sollte das Ganze wohl eher als Gerät ansehen, mit dem man bei Amazon einkaufen kann, denn als Computer-Ersatz.
Amazon setzt dem Ganzen die Krone auf, sie haben aus dem verkrüppelten Android die ohnehin spärlichen Accessibility-Features entfernt, um anschließend stolz zu verkünden, ihre Plattform sei jetzt barrierefrei.
Ist Kindle jetzt barrierefrei
Die Liste des Schwachsinns lässt sich aber noch fortsetzen. So hat Amazon bereits frühzeitig versprochen, die Kindle-Reader für Blinde und Sehbehinderte zugänglich zu machen. Passiert ist bis heute nichts. Es gibt selbst für den aktuellen Paperwhite II keinen Screenreader und keine Vergrößerung der Bdienelemente für Sehbehinderte. Die Schriftanpassung ist für Sehbehinderte unzureichend. Die Vorlesefunktion, die in älteren Geräten vorhanden war, wurde ersatzlos gestrichen.
Die Standard-Kindle-App für den PC ist ebenfalls nicht für Blinde nutzbar, sie sollen eine spezielle App nutzen, die ziemlich bescheiden funktioniert.
Ist Amazons Website barrierefrei
Laber, laber, die Website ist doch supertoll oder nicht? Leider nein. Es stimmt, dass man relativ gut einkaufen kann, wenn man weiß, welches Produkt man kaufen möchte. Anders sieht es aus, wenn man in den Produkten stöbern muss, unterschiedliche Produkte vergleichen will oder die Website intensiver nutzen muss. Amazons Website ist total überladen, bei vielen Produkten fehlen Standard-Informationen, es wimmelt auf den Produktseiten von Informationen, die überflüssig sind, während es an wichtigen Informationen oftmals fehlt.
Nur im Vergleich gut
Das Glück von Amazon ist, dass sie im Vergleich zu anderen Shopping-Portalen relativ gut da stehen. Als Vorbild taugen sie aus den beschriebenen Gründen trotzdem nicht.