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Endless Scrolling: Herausforderungen für digitale Barrierefreiheit

Endless Scrolling (auch: Infinite Scrolling) ist ein Webdesign- und Usability-Konzept, bei dem Inhalte automatisch nachgeladen werden, wenn der Benutzer nach unten scrollt – ohne dass er manuell auf eine neue Seite klicken muss. Es wird teils auf Websites mit Nachrichten, vor allem aber im Social Media-Bereich verwendet. Man findet es sowohl auf Websites als auch in nativen Apps, wobei zum Beispiel LinkedIn im Web endlos scrollt, in der App aber einen Button anbietet, um neue Inhalte zu laden.

Herausforderung für Screenreader-Nutzende

Für blinde Personen kann endless scrolling erhebliche Barrierefreiheitsprobleme mit sich bringen, insbesondere wenn sie Screenreader oder Tastaturnavigation verwenden. Hier sind die wichtigsten Probleme im Überblick:
Wenn neue Inhalte dynamisch nachgeladen werden, weiß der Screenreader oft nicht, dass sich die Seite verändert hat. Die neuen Inhalte werden nicht automatisch vorgelesen, weil sie nicht fokussiert oder nicht korrekt markiert sind (z. B. fehlende ARIA-Live-Regionen) oder Verschiebung des Fokus.
Ohne sichtbares Ende gibt es keinen natürlichen „Punkt zum Anhalten“. Das erschwert die Orientierung.
Viele blinde Nutzer strukturieren Informationen durch Überschriften oder Seitenbereiche – bei endless scrolling verschwimmt diese Struktur.
Inhalte, die sich visuell hinter dem Endless-Scrolling-Bereich befinden, können nicht ohne Weiteres erreicht werden. Dazu gehören zum beispiel eine rechte Seitenleiste oder eine Fußzeile.
Die Nutzung des Screenreaders führt nicht automatisch zu einem Scrollen im Browser. Das Problem gibt es etwa bei NVDA: Wenn man sich die gesamte Webseite vorlesen lässt, scrollt der Screenreader die Seite nicht mit, er liest also Inhalte vor, die außerhalb des Viewports sind. Unabhängig davon kann es passieren, dass die Seite nicht mit dem Verhalten des Screenreaders mitscrollt, also keine neuen Inhalte geladen werden, weil sich der Screenreader zwar durch die Seite bewegt, die Seite selbst aber still steht. Das passiert etwa bei Facebook, wenn man mit H die Überschriften der Beiträge durchgeht.

Probleme mit der Tastatur

Viele blinde Nutzerinnen navigieren per Tabulatortaste. Wenn ständig neue Inhalte geladen werden, verlängert sich der Fokusweg unkontrollierbar.
Rücksprünge zu vorherigen Inhalten werden schwierig – es gibt keine klare „Zurück“-Struktur wie bei klassischen Seiten.
Wenn die Seite aktualisiert oder versehentlich verlassen wird, geht die Position verloren – und der Nutzer muss von vorn anfangen, ohne visuelle Anhaltspunkte.

Wie kann man endless Scrolling barrierefrei gestalten?

Wenn endless scrolling verwendet wird, sollte Folgendes beachtet werden:

  • ARIA-Live-Regions einsetzen, damit Screenreader neue Inhalte erkennen.
  • Load-More-Buttons als Alternative anbieten (z. B. „Mehr laden“-Schaltfläche).
  • Fokus sinnvoll setzen, wenn neue Inhalte erscheinen.
  • Möglichkeit zum „Seiteweise Blättern“ alternativ bereitstellen.
  • Inhalte klar strukturieren (z. B. mit Überschriften, Landmarks).
  • Möglichkeit bieten, den Bereich zu überspringen, etwa durch Sprungmarken oder Überschriften.