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QR-Codes barrierefrei gestalten

Bild eines funktionslosen QR-Codes
QR-Codes sind mittlerweile allgegenwärtig – man findet sie auf gedruckten Materialien wie Briefen, Flyern oder Plakaten ebenso wie im digitalen Raum, etwa beim Einrichten einer Authenticator-App. Sie erleichtern die Übertragung komplexer Informationen, zum Beispiel von URLs, WLAN-Passwörtern oder anderen Daten, die sich nur mühsam von Hand eingeben lassen. Das kann die Barrierefreiheit grundsätzlich verbessern. Für blinde oder sehbehinderte Menschen – aber auch für Personen mit motorischen Einschränkungen – ist das manuelle Eingeben solcher Informationen oft schwierig. QR-Codes können hier eine deutliche Erleichterung darstellen. Voraussetzung ist jedoch, dass sie selbst barrierefrei gestaltet sind. Im Folgenden soll es darum gehen, welche Barrieren dabei häufig auftreten und wie man sie vermeiden kann.

Herausforderungen bei der Barrierefreiheit

Ein zentrales Problem bei gedruckten QR-Codes, etwa auf Plakaten, ist ihre Positionierung. Wenn ein Code zu hoch angebracht ist, können Personen im Rollstuhl ihn nicht erreichen; ist er zu niedrig, kann er für Menschen, die beispielsweise einen Rollator nutzen, ebenso unzugänglich sein. Auch Größe und Qualität spielen eine Rolle: Zu kleine oder unscharfe Codes sind schwer zu erkennen oder gar nicht als solche wahrnehmbar.
Ein weiteres Hindernis entsteht, wenn QR-Codes aus ästhetischen Gründen stark verändert werden. Zwar lassen sich Farben und Formen innerhalb gewisser technischer Grenzen anpassen – etwa, um sie an das Corporate Design eines Unternehmens anzupassen –, doch beeinträchtigt dies oft die Sichtbarkeit und Erkennbarkeit. Ein QR-Code, der optisch ansprechend gestaltet ist, muss also immer noch eindeutig als solcher erkennbar und technisch zuverlässig scanbar bleiben.
Ein weiteres häufiges Problem entsteht, wenn QR-Codes auf farbige Hintergründe gedruckt oder in grafische Designs eingebettet werden. Plakate oder Flyer haben meist eine bestimmte Hintergrundfarbe, und wenn der QR-Code farblich daran angepasst wird – also nicht im klassischen Schwarz-Weiß-Kontrast gehalten ist – kann es leicht passieren, dass er kaum noch erkennbar ist. Das betrifft nicht nur die visuelle Wahrnehmung, sondern kann auch technische Schwierigkeiten verursachen: Manche Kameras sind nicht in der Lage, farblich veränderte oder kontrastarme QR-Codes zuverlässig zu erfassen.
Hinzu kommt ein Aspekt, der häufig übersehen wird: Die Personen, die QR-Codes gestalten oder testen, verfügen in der Regel über moderne Geräte mit hochauflösenden Bildschirmen und leistungsfähigen Kameras. Unter realen Nutzungsbedingungen sieht das jedoch oft anders aus. Viele Menschen verwenden ältere Smartphones oder Geräte mit geringerer Kameraqualität. Ein QR-Code, der unter idealen Bedingungen problemlos funktioniert, kann auf solchen Geräten unlesbar sein – insbesondere dann, wenn er klein, kontrastarm oder farblich verändert dargestellt wird.
Ein weiteres Szenario betrifft QR-Codes, die auf digitalen Oberflächen angezeigt werden – etwa auf Computerbildschirmen, Displays oder in Apps. Hier ergeben sich zusätzliche Barrieren, vor allem für blinde Menschen. Sie können meist nicht erkennen, dass ein QR-Code überhaupt vorhanden ist, wenn dieser nicht ausdrücklich angekündigt wird. Das gleiche Problem besteht bei gedruckten Materialien: Erhält eine blinde Person beispielsweise einen Brief mit einem QR-Code, wird dieser in der Regel nicht automatisch von einem Screenreader erfasst oder angesagt. Ohne einen entsprechenden Hinweis bleibt der Code also unentdeckt.
Selbst wenn eine Person weiß, dass ein QR-Code vorhanden ist, können praktische Schwierigkeiten entstehen – etwa, wenn sich der Code auf einer Seite befindet, die zunächst nicht richtig ausgerichtet oder sichtbar ist. Hat man den Code jedoch identifiziert, ist das Scannen in der Regel unkompliziert, da QR-Codes technisch relativ robust sind.
Ein Vorteil von QR-Codes ist ihre technische Robustheit. Selbst wenn nur ein Teil des Codes im Kamerabereich liegt oder die Entfernung nicht optimal ist, lässt er sich in der Regel trotzdem problemlos scannen. Das unterscheidet QR-Codes deutlich von anderen Code-Formaten, die eine exakte Ausrichtung oder einen bestimmten Abstand zur Kamera erfordern.
Ein Beispiel dafür sind die Ausweis- oder Identifikationsverfahren mit dem Smartphone, etwa beim Einscannen des Personalausweises. Dort muss der Code meist genau in ein auf dem Bildschirm angezeigtes Rechteck passen – ohne visuelle Rückmeldung oder Sprachausgabe ist das für blinde Menschen nahezu unmöglich. QR-Codes sind in dieser Hinsicht deutlich benutzerfreundlicher, weil sie toleranter gegenüber Abweichungen bei Position und Entfernung sind.
Trotzdem gibt es auch im digitalen Kontext Herausforderungen. Auf Bildschirmen kann das gleiche Problem wie bei gedruckten Medien auftreten: Blinde Personen wissen oft nicht, dass ein QR-Code angezeigt wird. In manchen Fällen ist der Bildschirm defekt oder ausgeschaltet – oder der Code befindet sich schlicht außerhalb des sichtbaren Bereichs.
Ein typisches Beispiel: Auf einem Computer wird ein Browserfenster versehentlich sehr klein dargestellt, etwa weil ein zweites Fenster geöffnet wurde. Für sehende Personen ist das sofort erkennbar, doch blinde Nutzerinnen und Nutzer bemerken es meist nicht. Sie verlassen sich auf die Sprachausgabe, die zwar den Inhalt beschreibt, aber keine Rückmeldung über die tatsächliche Fenstergröße oder Sichtbarkeit grafischer Elemente gibt. Wenn der QR-Code also außerhalb des sichtbaren Bereichs liegt oder gar nicht geladen wird, bleibt er für die betroffene Person unsichtbar – selbst dann, wenn sie weiß, dass er eigentlich vorhanden sein sollte.
Solche technischen Barrieren zeigen, dass Barrierefreiheit nicht allein eine Frage des Designs ist, sondern auch der technischen Umsetzung und Rückmeldung. Nur wenn Nutzerinnen und Nutzer zuverlässig informiert werden, dass ein QR-Code vorhanden und sichtbar ist, können sie ihn tatsächlich nutzen.
Darüber hinaus sollte man nicht davon ausgehen, dass alle Menschen wissen, wie ein QR-Code funktioniert oder wofür er gedacht ist. Zwar begegnen uns QR-Codes heute fast überall – auf Briefen, Plakaten, Paketen oder in Apps –, doch das bedeutet nicht automatisch, dass alle verstehen, was man damit tun kann.
Ein QR-Code auf einem Paket beispielsweise dient in erster Linie der Paketverfolgung durch die Zustellfirma und ist nicht für Empfängerinnen oder Empfänger gedacht. Entsprechend ist es für viele Menschen unklar, welche Codes für sie relevant sind, was beim Scannen passiert oder ob sie überhaupt etwas damit anfangen können.
Gerade bei offiziellen Schreiben, Formularen oder Online-Angeboten sollte dieses Nutzungsszenario mitgedacht werden. Menschen müssen wissen, wofür der QR-Code da ist, was passiert, wenn sie ihn scannen, und ob sie eine Alternative haben, falls sie ihn nicht nutzen können oder wollen.

Lösungsansätze

Im digitalen Bereich sollte deshalb immer eine alternative Möglichkeit angeboten werden, um die gleichen Informationen zu erhalten oder dieselbe Handlung auszuführen. Das kann beispielsweise ein direkter Link sein, der zusätzlich zum QR-Code angegeben wird, oder eine alternative Methode wie E-Mail, SMS, PushTAN oder andere sichere Kommunikationswege.
Auch wenn dies technisch oder organisatorisch etwas aufwendiger ist – insbesondere, wenn komplexe Informationen im QR-Code enthalten sind –, ist es für die Barrierefreiheit entscheidend. Nur so wird gewährleistet, dass alle Nutzerinnen und Nutzer unabhängig von ihren Fähigkeiten oder technischen Voraussetzungen Zugang zu den Inhalten haben.
Ein QR-Code sollte immer eine verständliche Alternative haben. Das bedeutet nicht nur, dass der gleiche Inhalt auf anderem Wege zugänglich sein muss, sondern auch, dass beschrieben wird, wofür der QR-Code gedacht ist und was beim Scannen passiert. Diese Transparenz ist nicht nur aus Gründen der Barrierefreiheit wichtig, sondern auch im Hinblick auf Sicherheit und Betrugsprävention.
QR-Codes können missbraucht werden, um Nutzerinnen und Nutzer auf gefälschte oder schädliche Websites zu leiten. Ein klarer Alternativtext und eine aussagekräftige Beschreibung helfen, Vertrauen zu schaffen und Missverständnisse zu vermeiden.
Darüber hinaus sollte der QR-Code technisch standardkonform eingesetzt werden. Auf grafische Spielereien oder gestalterische Veränderungen sollte man weitgehend verzichten. Zwar ist es in der Regel unproblematisch, ein kleines Logo im Zentrum des Codes zu platzieren, doch Farbveränderungen, Schatten, Verläufe oder kreative Formen können die Lesbarkeit erheblich beeinträchtigen. Der klassische, kontrastreiche schwarze Code auf weißem Hintergrund ist nach wie vor die zuverlässigste Lösung – sowohl technisch als auch in Bezug auf die Wahrnehmbarkeit.
Ebenso wichtig ist die Platzierung und Größe des QR-Codes. Er sollte auf einer einfarbigen Fläche stehen, damit er sich deutlich vom übrigen Design abhebt und als QR-Code erkennbar ist. Wird er zu stark in das Layout eingebettet, besteht die Gefahr, dass er als bloßes grafisches Element wahrgenommen und übersehen wird.
Was die Größe betrifft, gibt es verschiedene Empfehlungen. Für Briefe wird häufig ein Mindestmaß von 2 × 2 Zentimetern genannt. In der Praxis ist das jedoch recht klein – insbesondere, wenn der Druck unscharf ist oder der Code mit einem weniger hochwertigen Gerät gescannt werden soll. Etwas größere Codes sind daher in vielen Fällen sinnvoller, vor allem im Hinblick auf Menschen mit Sehbeeinträchtigung oder eingeschränkter Feinmotorik.
Auch bei Plakaten oder Broschüren sollte die Größe an die übliche Betrachtungsdistanz angepasst werden. Je weiter die Person vom QR-Code entfernt ist, desto größer muss dieser ausfallen, um zuverlässig erkannt zu werden.
Ein zusätzlicher Ansatz – auch wenn er technisch aufwändiger ist – wäre die Integration taktiler Indikatoren auf gedruckten Materialien. Eine leicht fühlbare Markierung, die den QR-Code umrahmt oder auf ihn hinweist, könnte blinden Menschen helfen, ihn gezielt zu finden und mit der Kamera zu erfassen. Leider bieten herkömmliche Druckverfahren dafür noch keine standardisierte Lösung, aber das Konzept ist aus Sicht der Barrierefreiheit sehr sinnvoll. Der Vorteil liegt auf der Hand: Man weiß sofort, auf welcher Seite des Dokuments sich der QR-Code befindet und kann die Kamera gezielt darauf ausrichten. Auch bei Broschüren, Plakaten oder Informationsflyern wäre eine solche Lösung denkbar und würde die selbstständige Nutzung deutlich erleichtern.
Ebenso wichtig ist eine klare Anleitung. Viele Menschen wissen trotz der weiten Verbreitung von QR-Codes nicht genau, wie sie damit umgehen sollen. Eine kurze Erklärung kann daher viel bewirken:

  • Womit soll der Code gescannt werden – mit der Kamera-App, dem Browser oder einer speziellen Anwendung?
  • Wie funktioniert das Scannen technisch?
  • Was passiert, wenn der Code erfasst wurde?
  • Wofür ist der QR-Code überhaupt gedacht?

Diese Informationen schaffen Transparenz und Sicherheit. Sie nehmen Berührungsängste und helfen, Missverständnisse zu vermeiden – vor allem für Menschen, die bisher wenig Erfahrung mit QR-Codes haben.

Fazit

QR-Codes können eine echte Erleichterung darstellen – insbesondere für blinde, sehbehinderte oder motorisch eingeschränkte Menschen, denen das manuelle Eingeben komplexer Informationen schwerfällt. Lange URLs, komplizierte Passwörter oder technische Daten lassen sich so schnell und unkompliziert übertragen.
Allerdings gilt: Nur barrierefrei gestaltete QR-Codes sind wirklich hilfreich. Fehlt eine Alternative oder ist der Code schlecht platziert, zu klein, kontrastarm oder gar unsichtbar, wird aus einer Erleichterung schnell eine Barriere.
Ob ein Fenster auf dem Bildschirm zu klein ist, der QR-Code auf einem Plakat zu hoch hängt oder schlicht keine Erklärung vorhanden ist – all das kann die Nutzung unmöglich machen.
Darum ist es entscheidend, QR-Codes bewusst und zugänglich zu gestalten: klar kontrastreich, ausreichend groß, gut positioniert, mit Alternativtext, verständlicher Beschreibung und – wo möglich – sogar taktil erkennbar. Nur so können sie ihr Potenzial wirklich entfalten: den Zugang zu Informationen für alle Menschen zu erleichtern.