Mythen zur digitalen Barrierefreiheit


Ein Großteil der Gesellschaft ist mittlerweile stark von digitalen Technologien abhängig. Doch trotz der weitreichenden Vorteile, die sie bieten, sind viele digitale Inhalte und Plattformen nach wie vor nicht barrierefrei gestaltet. Die digitale Barrierefreiheit spielt jedoch eine entscheidende Rolle für die Chancengleichheit und Inklusion für Menschen mit Behinderungen. Leider gibt es auch heute noch viele Mythen und Missverständnisse rund um dieses Thema. Im Folgenden sollen einige der häufigsten Mythen zur digitalen Barrierefreiheit entlarvt werden:

Mythos 1: Barrierefreiheit ist nur relevant für behinderte Menschen

Dies ist einer der größten Irrtümer. Tatsächlich profitieren von barrierefreien digitalen Inhalten und Plattformen viele Menschen, nicht nur diejenigen mit Behinderungen. Dazu gehören ältere Menschen, Menschen mit vorübergehenden Beeinträchtigungen, Menschen mit geringer Lesefähigkeit oder Menschen, die sich in einer Umgebung befinden, in der sie Ton oder Video nicht abspielen können. Barrierefreiheit verbessert die Benutzererfahrung für alle und ermöglicht es jedem, gleichberechtigt am digitalen Leben teilzuhaben.

Mythos 2: Barrierefreiheit bedeutet, dass man auf bestimmte Designs oder Funktionen verzichten muss.

Dies ist definitiv ein weit verbreiteter Mythos. Barrierefreiheit bezieht sich nicht darauf, bestimmte Design- oder Funktionsaspekte zu opfern, sondern darauf, sie so zu gestalten, dass sie für alle zugänglich sind. Es geht darum, digitale Inhalte so zu entwickeln, dass sie von allen Menschen, unabhängig von ihren individuellen Fähigkeiten, verstanden und genutzt werden können. Barrierefreies Design kann durch kluge Planung und Implementierung erreicht werden, ohne Kompromisse bei der Ästhetik oder der Funktionalität eingehen zu müssen.

Mythos 3: Barrierefreiheit ist zu teuer und aufwendig.

Es ist wahr, dass die Implementierung von barrierefreien Funktionen und Designs zusätzliche Kosten verursachen kann. Aber es ist wichtig, dies als eine langfristige Investition zu betrachten. Indem man von Anfang an barrierefreie Prinzipien in den Entwicklungsprozess integriert, können spätere Kosten für Nachbesserungen oder Klagen vermieden werden. Darüber hinaus gibt es viele Ressourcen und Richtlinien, die Unternehmen und Entwicklern helfen, barrierefreie Lösungen kostengünstig zu implementieren.

Mythos 4: Barrierefreiheit ist nur für staatliche Einrichtungen oder große Unternehmen relevant.

Barrierefreiheit betrifft nicht nur staatliche Einrichtungen oder große Unternehmen. Tatsächlich gibt es in vielen Ländern gesetzliche Bestimmungen, die die digitale Barrierefreiheit für alle Organisationen, unabhängig von ihrer Größe, vorschreiben. Jede Webseite, jeder Online-Shop oder jede mobile App sollte barrierefrei sein, um allen Nutzern gerecht zu werden.

Mythos 5: Barrierefreiheit ist ein einmaliger Prozess

Die digitale Barrierefreiheit ist keine einmalige Aufgabe, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Technologien und Standards entwickeln sich ständig weiter, und es ist wichtig, dass barrierefreie Designs und Funktionen mit den neuesten Entwicklungen Schritt halten. Eine regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung der digitalen Inhalte ist notwendig, um sicherzustellen, dass sie für alle Nutzer zugänglich bleiben.

Mit Mythen aufräumen

Mittlerweile ist meine erste Folie in Veranstaltungen, wo vor allem Neulinge zur Barrierefreiheit dabei sind, mit diesen und anderen Mythen aufzuräumen. Das packt die Leute meistens an einer empfindlichen Stelle, weil sie viele dieser Gedanken wahrscheinlich selbst schon gehabt haben. Auch wenn das Publikum freiwillig zu dir kommt, sollte man es dort abholen, wo es steht.
Barrierefreiheit scheitert nicht an der Komplexität, sondern am Prozess