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Schlechte Informationen zur digitalen barrierefreiheit erkennen


Weil digitale Barrierefreiheit immer wichtiger wird, gibt es immer mehr Beiträge schlechter Qualität, sowohl über Google als auch über Social Media. Dabei werden bewusst Informationen schlechter Qualität verbreitet. Viele Beiträge dienen klaren Sales-Absichten: Man soll ein Produkt, meistens ein Overlay oder eine Dienstleistung beim Verfassenden einkaufen. Im SEO-Umfeld würde man auch von Thin Content sprechen, also Inhalten, die oberflächlich gut aussehen, aber geringen informativen Mehrwert liefern oder schlicht falsch sind.
Aus meiner Sicht ist die Grenze zum Betrug in dem Bereich sehr schnell überschritten, auch wenn es rein rechtlich als Marketing durchgehen mag. Es gibt allerdings auch immer zwei Seiten: Der Betrügende und der Leichtgläubige. Manche Leute machen es sich besonders leicht, weil sie das komplizierte Thema vom Tisch haben wollen und sind dann für Quatsch besonders empfänglich.

Sales ist okay, falsche Informationen nicht

Nichts gegen sales-basierte Beiträge. So ziemlich jede, die über Barrierefreiheit schreibt, lebt zumindest auch vom verkauf von Services. Auch können sich immer mal falsche Einschätzungen einschleichen oder man kann unterschiedlicher Meinung sein. Was nicht geht ist bewusst falsche Informationen zu verbreiten. Wer so agiert, ist nicht vertrauenswürdig. Das Problem ist, dass solche Beiträge entweder über SEO oder gekaufte Anzeigen gepuscht werden und dann oft besser auffindbar sind als gute Beiträge. Das fällt im Deutschen besonders stark auf, weil es relativ wenige hochwertige Beiträge auf Deutsch gibt. Die meisten Beiträge wiederholen das Altbekannte in leicht neuem Gewand und mit SEO optimiert.

Zeichen schlechter Beiträge

Schauen wir uns die häufigsten Anzeichen schlechter Beiträge an.
Es wird Panik gemacht. Zum Beispiel wird damit gedroht, dass es hohe Strafen gibt oder die Website bei verstoßen abgeschaltet werden kann, beides nicht falsch, aber extrem verkürzt.
Es werden unvollständige oder falsche Informationen kommuniziert. Auch bleiben Beiträge eher oberflächlich. Es wird etwa suggeriert, alle Apps oder die gesamte Website müsse für das BFSG barrierefrei sein.
Es werden unhaltbare Versprechungen zu Produkten oder Dienstleistungen gemacht. Es wird zum Beispiel versprochen, Produkt X würde die Website 100 Prozent barrierefrei machen oder vor Klagen schützen. Oder es wird suggeriert, die Website könne innerhalb weniger Tage barrierefrei gemacht werden, was bei komplexen Websites ziemlich unhaltbar ist.
Der Beitrag wurde von jemandem ohne jede Qualifikation zur digitalen Barrierefreiheit geschrieben. Wenn der Autor, es sind meistens Männer, CEO oder Head von irgendwas ist, kann man den Beitrag oft in die Tonne kloppen. Er versteht am meisten davon, wie man Quatsch an leichtgläubige Leute verkauft.
Das veröffentlichende Portal enthält ansonsten keine Inhalte zur digitalen Barrierefreiheit. Das ist immer ein schlechtes Zeichen, es deutet klar darauf hin, dass es keine Expertise gibt.
Dazu zählen würde ich auch Beiträge, die keine neuen Informationen liefern. Wenn man die 30. Erklärung dazu gelesen hat, was das BFSG fordert ist es irgendwann genug. Da einen weiteren Artikel ohne Mehrwert hinzuzufügen ist überflüssig.
Nicht dazu zählen würde ich Beiträge, die schlicht veraltet sind. Manche Portale sind in die Jahre gekommen und nicht alle haben Zeit, ihre Beiträge aktuell zu halten. Solange ein Datum der Veröffentlichung auffindbar ist, passt das aus meiner Sicht. Leserinnen müssen auch selbst Verantwortung übernehmen. Irgendwie kann man sich denken, dass ein Beitrag von 2019 veraltet sein könnte. Das trifft nicht immer zu, manche Beiträge sind zeitlos, aber hier fängt eben die Aufgabe des Suchenden an.

Warum schlechte Beiträge dominieren

Da schlechte Beiträge oft mit Sales-Absicht geschrieben werden, werden sie oft von Profis optimiert: Keywords, technische Struktur, Gestaltung der Texte – alles nach Googles Lehrbuch. Die meisten Barrierefreiheits-Freelancer oder andere Profis haben weder die Zeit noch das Know How für solche Optimierungen. Ihre Websites sind technisch oft nicht auf dem neuesten Stand, es sind eher Portale von Einzelpersonen. Die Beiträge werden auch weil es nicht notwendig ist nicht ständig aktualisiert.
Das ist der Hauptgrund: Googles Algorithmen belohnen nicht Beiträge, die umfassend und fundiert sind. Google liebt Organisationen vor Einzelpersonen, Aktualität und technische Optimierung, deswegen dominieren Beiträge, die sich an Googles Regeln halten. Sie können einen vollkommen belanglosen Beitrag schreiben. Wenn Sie ihn für Google optimieren und auf einer technisch gut gemachten Website veröffentlichen, wird er die Suche dominieren.

Was Sie tun können

Prüfen Sie die Fakten eines beitrags mit neutralen Quellen. Wenn es um rechtliche Informationen geht, prüfen Sie die Gesetze und Verordnungen, auch wenn das mühsam ist. Wenn Sie eine Anwältin am Start haben, konsultieren Sie sie. Das mag auf den ersten Blick kostspielig sein, ist aber meistens günstiger als Geld für falsche Dinge auszugeben. Natürlich sollte man keine Dienstleistungen oder Tools von solchen Websites einkaufen.
Informationen: Prüfe Fakten durch neutrale Quellen. Dazu gehören Gesetze und Verordnungen, Portale öffentlicher Stellen, aber auch Websites von Personen, die sich auf BF spezialisiert haben.
Dienstleistungen: Prüfe 1. die Seriosität des Anbieters und 2. die Referenzen. Auch Newcomer können kompetent sein, aber wenn keine Referenzen vorhanden sind, keine Erfahrungen nachgewiesen werden und falsche Informationen verbreitet werden, taugt dieser Dienstleister nicht.
Wenn es sich um ein Produkt handelt, prüfen Sie dessen Qualität. Wird es in den Richtlinien gefordert (sehr unwahrscheinlich), wird genau beschrieben, was das Tool tut oder wo seine Grenzen sind, gibt es Abofallen, wie leicht lässt es sich in den Workflow einbetten oder wieder rausnehmen, wenn es etwas Besseres gibt. Generell raten wir davon ab, Tools ohne die Expertise einer neutralen Barrierefreiheits-Expertin einzukaufen. Worauf bei der Anschaffung von Barrierefreiheits-Tools achten.
KI bzw. GenAI hilft in diesen Fällen leider nicht weiter. Sie sind mit guten und schlechten Quellen trainiert worden. Wenn die Modelle nicht speziell für das Thema digitale Barrierefreiheit mit hochwertigen Beiträgen trainiert worden sind, kann man sie vergessen.

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