Bitte einfacher – für ein Grundrecht auf Verständlichkeit

Es ist paradox: Wir hatten wohl nie so vielfältigen Zugang zu Informationen: Einerseits haben wir dank Smartphones jederzeit Zugang zum Internet. Andererseits ist die Vielfalt der Informationen gestiegen. Statt Text-Wüsten haben wir jetzt Videos und Podcasts zu beliebigen Themen. Eine gute Sache für Informations-Junkies.
Aber die Informationen sind nicht verständlicher geworden. Es ist schön, dass uns Expert:Innen wie Brinkmann und Drossten Corona erklären. Aber wer ohne Studium versteht eigentlich, was sie da erzählen? Das ist kein Vorwurf an Brinkmann und Drossten, sie sind in gewisser Weise Nerds, ihre primäre Aufgabe ist die Forschung und nicht das Erklären der selbigen für Andere. Man merkt auch durchaus, dass sie sich Mühe geben. Es ist aber durchaus ein Vorwurf an die Macher:Innen des Podcasts. Sie sind Wissenschafts-Redakteure und ihre originäre Aufgabe ist es, komplexe Inhalte verständlich zu machen. Leider machen sie diesen Job nicht besonders gut.
Wer versteht eigentlich, was sie da erzählen? Wahrscheinlich Personen, die studiert haben und viel Zeit und Musse haben, sich mit Corona zu beschäftigen.
Wir kennen das Trauerspiel, dass sich bei vielen komplexen Themen wiederholt. Wir hatten das bei der letzten Finanzkrise, bei der mit vielen komplexen Begriffen um sich geworfen wurde. Wir kennen das von der Steuererklärung, die genauso gut auf Alt-Griechisch sein könnte. Und wir kennen es von der Bundeszentrale für politische Bildung. Vielleicht nennt sie sich irgendwann Bundeszentrale für elitäre Bildung, denn die meisten Bücher und Hefte, die sie herausgibt sind nichts anderes als Bildungs-Popkorn für Leute, die gut gebildet sind und sich die regulären Ausgaben der Bücher kaufen könnten.
Leider finden wir das quer durch die Bank in Politik, Verwaltung und vor allem den Medien. Eigentlich werden Medienmachende dahin gehend ausgebildet, sich möglichst verständlich auszudrücken. Irgendwann zwischen Volontariat und Berufs-Tätigkeit scheint diese Fähigkeit auf der Strecke geblieben zu sein. Das ist schade, denn eigentlich wollen ja die meisten Leute ihren Job gut machen. Der ist aber nicht gut gemacht, wenn man genauso kompliziert kommuniziert wie Personen aus Politik und Verwaltung.
Nein, leider sind die Talkshows keine Lösung, es sei denn, man betrachtet Polit-Theater als verständliche Kommunikation. Ich fand schon als Student, dass die Talkshows eher etwas von unfreiwilligem Kabarett haben.
Ich denke, da jetzt so gut wie jeder Haushalt Rundfunkgebühren bezahlt, haben wir auch ein Recht auf verständliche Kommunikation in den Medien. Immerhin könnte das den Öffentlich-Rechtlichen helfen, aus ihrer Legitimationskrise herauszukommen. Selbst die Privatsender haben verstanden, dass sie die Nachrichten nicht komplett abschaffen können und sie bekommen es auch hin, verständlich zu kommunizieren.