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Werden Blinde von der modernen Arbeitswelt ausgeschlossen?

fragezeichenFür viele Menschen ist die Digitalisierung ein Segen. Für Blinde und Sehbehinderte gilt das tatsächlich nicht immer. Das zeigt eine aktuelle Studie der American Foundation for the Blind’s.
Die Studie verfolgte mehrere Ansätze: Es wurde eine Literatur-Recheche durchgeführt, es wurden Interviews mit Einlzelpersonen und Fokusgruppen sowie Umfragen durchgeführt.
Ein Drittel der Befragten hatte Probleme, zum Bewerbungsprozess gehörige Tests durchzuführen, ein Viertel konnte für ihren Job notwendige Trainings nicht durchführen. rund die Hälfte konnte gedruckte oder digitale Formulare nicht ausfüllen, die für das Job-Onboarding notwendig waren. Ein Fünftel der Befragten fragte aus Furcht vor negativen Konsequenzen nicht nach behinderungs-notwendigen Anpassungen.
Aus meiner eigenen und der Erfahrung befreundeter Blinder/Sehbehinderter kann ich die Erfahrungen bestätigen. Der Druck hat in den letzten Jahren zugenommen, sich schnell mit neuen Tools zu beschäftigen. Die meisten dieser Tools arbeiten rein visuell bzw. hat man eklatante Nachteile, wenn man nicht mit der grafischen Benutzeroberfläche arbeiten kann.
Hinzu kommt, dass das Arbeitstempo und die Erwartungen immer mehr zugenommen haben. Ich würde zum Beispiel keinem jungen Blinden mehr empfehlen, in die Online-Redaktion zu gehen. Wer kann schon im Tempo eines Sehenden Videos drehen, Audio-Dateien bearbeiten, seine Redaktionspläne über Trello einsehen, mit X Redaktionssystemen gleichzeitig arbeiten und zugleich ein angemessenes Arbeitstempo einhalten? Ja, es gibt Assistenz, aber sie soll ja eben keine fachlichen Aufgaben wie Videoschnitt oder das Pflegen grafischer Boards übernehmen. Wenn sie das macht, wofür braucht es mich dann noch?
Probleme sehe ich auch beim Thema berufliche Vernetzung.: Wir haben die Wahl zwischen der Katastrophe XING und der Katastrophe Linkedin. Ich leide körperliche Schmerzen, während ich die Minuten abwarte, dass sich die Oberfläche aufbaut. Bisher habe ich nicht herausgefunden, ob oder wie man sich mit Screenreadern strukturiert dadurch bewegen kann. Auch Firmen, die angeblich das Thema Barrierefreiheit im Blick haben sind schlichtweg unfähig: GoogleMail im Browser ist mit Screenreadern eine reine Pein. Der glücklichste Tag meines Lebens wird sein, wenn ich den Adobe Reader deinstallieren kann, wenn man „barrierefreie“ PDF in die Hölle schickt, aus der sie offenbar geboren wurden.
Das Verständnis bzw. die Bereitschaft, sich auf diese Herausforderungen einzulassen ist von Seiten Sehender zwischen solala und Nicht-Vorhanden. Das ist insofern verständlich, weil sie natürlich ihre eigene Arbeit haben, die auch gemacht werden muss.
Ich muss sagen, dass mein Optimismus in den letzten Jahren nachgelassen hat, dass sich die Situation in absehbarer Zeit verbessern wird. Bisher ist es eher schlimmer geworden. Wir werden uns später um Barrierefreiheit kümmern ist der häufigste Satz der letzten Jahre. Klar Leute, wir warten dann einfach, bis ihr damit fertig seid.
Are blind people excluded from the modern world of digital work?