In den letzten Wochen lese ich häufiger, dass viele Unternehmen gerne mehr behinderte Menschen beschäftigen würden, aber selbige nicht finden. Die Empfehlungen laufen darauf hinaus, man möge die Stellenausschreibungen diverser gestalten. Nun ja, kann man machen, die Lösung ist das denke ich nicht. Woran aber viele Menschen scheitern dürften, ist Ihre Website.
Oft sind die Jobbörsen auf Websites nicht barrierefrei. Häufig sehe ich von externen Anbietern eingebettete Module und Bewerbungs-Prozesse, ausgestattet mit dem neuesten Marketing-Klicki-Bunti. Das ist sozusagen das Hipster-Must-Have für gelangweilte Personaler, aber nicht das Beste, wenn man einen Screenreader oder Zoom benutzt. Wenn Sie darauf nicht verzichten mögen, bieten Sie zumindest an, dass die Leute sich einfach per Mail bewerben können. Und sagen Sie denjenigen, die das verkauft haben, dass sie das gefälligst barrierefrei machen sollten. Als Anbieter stehen Sie in der Pflicht, gleiche Bewerbungs-Möglichkeiten für Behinderte und Nicht-Behinderte anzubieten.
Der zweitbeste Weg nach einer Mail ist ein Web-Formular. Im Prinzip dürften die meisten Bewerbenden ihre Unterlagen bis vielleicht auf Anschreiben und Lebenslauf bereits als PDF-Dokument vorliegen haben. Das heißt, man kann über ein einfaches Formular Stammdaten abfragen und alternativ entweder die weiteren Dokumente wie Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnise als eine Datei oder als separate Dateien hochladen lassen. Wichtig ist hier auch eine Erfolgsmeldung bzw. Fehlermeldung, falls etwas nicht geklappt hat.
Der häufigste Fehler, den ich in Bewerbungsformularen gesehen habe sind Komponenten, die nicht zum Standard gehören und nicht barrierefrei gemacht wurden. Zum Beispiel sind die Eingabefelder problemlos nutzbar, aber es gibt eine nicht per Tastatur bedienbare, aber verpflichtende Select-Box. Oder die Unterlagen müssen per Drag-and-Drop in das Browserfenster gezogen werden, ohne dass es eine screenreader-taugliche Alternative gibt. Oder es sind CAPTCHA’s vorgeschaltet. BTW wurden Design Patterns für Formulare nicht erfunden, damit man sie ignoriert. Es bleibt ein Rätsel, warum man nach mehr als 20 Jahren WWW noch immer nicht in der Lage ist, Fehlermeldungen oder Pflichtfelder richtig zu kommunizieren.
Andere Möglichkeiten können natürlich auch genutzt werden. Teilweise scheint es üblich zu sein, sich einfach mit dem XING- oder LinkedIn-Profil bewerben zu können. Bei anderen Dritt-Plattformen sollten Sie – wie oben erwähnt – entweder sicherstellen, dass diese barrierefrei sind oder eine Alternative wie die Bewerbung per Mail anbieten.
Auch Stellenausschreibungen sollten barrierefrei sein. Die meisten Organisationen dürften hierfür Jobbörsen verwenden. Bei vielen Hochschulen habe ich allerdings noch PDF-Dateien gesehen, die nicht barrierefrei waren. PDFs sind ein Medienbruch im Internet, eine Zumutung auf mobilen Geräten und nur schwer standardkonform zu bekommen – weg damit. Es gibt noch viele weitere Probleme wie schlechtauffindbare und nutzbare Stellenbörsen von Organisationen hauptsächlich im öffentlichen Dienst. Die häufigsten Fehler bei großen Jobbörsen sind nichtssagende Stellenbezeichnungen, bei zahlreichen Stellen fehlende Filter-Möglichkeiten oder schlecht strukturierte Informationen.
Im Endeffekt liegt das Problem aber woanders, nämlich in Ihrer Organisation: Es mag sein, dass die Personalabteilung mehr Behinderte einstellen möchte. Aber möchte das auch der Bereichs- oder Team-Verantwortliche, der das letzte Wort hat? Nach meiner Erfahrung ist das nicht der Fall.
You want to employ more disabled people? Then make your website accessible
1 Kommentar
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Ein sehr wichtiger Artikel – danke. Leider sind heute immer noch zu viele Websites nicht barrierefrei. Schade!
LG, Peter Keller