Dein Word ist mir genug – warum barrierefreie PDFs nicht mit InDesign und Acrobat optimiert werden müssen

Bildschirm mit AnimationDas Thema barrierefreie PDFs begleitet mich jetzt so lange, wie ich mich mit der Barrierefreiheit beschäftige, also ziemlich genau 13 Jahre. Und wissen Sie was? Es ist kaum besser geworden.
Ich erinnere mich an die ersten Beiträge, die sich darüber beschwerten, wie schwierig es ist, PDFs korrekt zu taggen. Das war, bevor der Tagging-Standard PDF UA aufkam. Und die Verbesserungen seitdem sind überschaubar. Komplexe, aber alltägliche Elemente wie Tabellen nachträglich zu taggen – dagegen ist eine Behandlung der Zahnwurzeln ein Vergnügen. Absurditäten wie ein List Item zu taggen – sowas kann man keinem ernsthaft erzählen. Formulare zu taggen scheint eine Kunst für sich zu sein, zumindest ist mir noch kein fehlerfreies PDF-Formular untergekommen. Ob 2 oder 12 Jahre vergangen sind – bei PDF scheint das kaum einen Unterschied zu machen. Die Unterschiede fallen umso mehr im Vergleich mit nativen Apps und Webseiten auf. Sie können heute auch als Blinder Dokumente in Google Docs formatieren, Sie können Videos auf YouTube einstellen, Sie können extrem komplexe Formulare mit Screenreader bedienen – dagegen entwickelt sich PDF im Schneckentempo.
Und wir reden noch nicht von relativ modernem Schnickschnack wie dynamischen Formularen in PDF – sowas lässt sich meines Wissens bisher nicht barrierefrei machen. Um es kurz zu machen: Wenn Adobe den Rest seiner Programme so gestalten würde wie die Barrierefreiheits-Tools – die Programme würden von sämtlichen Rechnern fliegen. Ihr Glück, dass sie ein Quasi-Monopol auf das Thema hat. Und das sich ein ganzer Pool von Dritt-Anbietern entwickelt hat, der Extra-Kohle damit macht, die Unfähigkeit von Adobe zu korrigieren und natürlich ganz uneigennützig bei dem Zirkus namens PDF UA Association mitmacht.
Warum das Ganze? Weil irgendein bescheuerter Standard namens PDF UA erfüllt sein möchte. Das führt zu einem hohen Maß an Mikro-Optimierungen, die die meisten Nutzenden von PDF nicht interessieren. Mit Microsoft Office, LibreOffice und auch Apples Office-Paket können Sie wunderbar barrierefreie PDFs erstellen und das als Laie, mit geringem Aufwand und ich kann Ihnen versprechen, dass es den meisten Nutzenden nicht auffallen wird. Überhaupt ist PDF ein Format von vorgestern, so überflüssig wie Sonnencreme im deutschen Winter: Nicht responsiv, kein Support für Vektorformate, keine Anpassbarkeit an spezielle Bedürfnisse – kann man so ein Format überhaupt als barrierefrei bezeichnen?
PDF hat einige eng begrenzte Einsatzgebiete, hat aber den bitteren Beigeschmack vieler verfehlter Digitalisierungs-Prozesse – man versucht, ein Format aus dem Print-Zeitalter in die Digitalität zu führen, wo es aber weder gebraucht wird noch sinnvoll ist.
Ich denke immer häufiger, dass es bei digitaler Barrierefreiheit nicht am Geld scheitert, wenn ich mir die Budgets für barrierefreie Dokumente anschaue. Es scheitert an Prozessen.
Why Office generated PDF Documents don’T have to be optimized with Acrobat and Co.