Warum Projekte zur digitalen Barrierefreiheit häufig scheitern


Barrierefreiheit ist ein komplexes Projekt. Nach meiner Erfahrung sind es aber vor allem drei Aspekte, an denen Barrierefreiheits-Projekte hauptsächlich scheitern oder den Rahmen sprengen.

Priorisierung

Meine Kund:Innen können es nicht mehr hören: Egal bei welchem Thema, möchten oder müssen Sie Barrierefreiheit umsetzen, müssen Sie es von Anfang an mit einplanen. Wenn Sie das nicht tun, sind Sie selbst dafür verantwortlich, wenn ein Projekt scheitert oder sich wesentlich verzögert. Mir gefällt das Bild mit dem Rosinenkuchen. Sie backen nicht zuerst den Kuchen und versuchen hinteher, die Rosinen irgendwie mit reinzubringen.
Digitale Barrierefreiheit wird häufig runterpirorisiert, woran das Projekt scheitern oder sich in die Länge ziehen kann.

Mitarbeitende qualifizieren

Die Mitarbeitenden sehen häufig nicht die Notwendigkeit von Maßnahmen der Barrierefreiheit ein. Deswegen werden sie viele Dinge schlampig umsetzen. Deshalb sind Schulungen und Sensibilisierungen notwendig: Schulungen, damit die Beteiligten wissen, wie sie es umsetzen sollen, Sensibilisierung, damit sie wissen, warum sie es umsetzen sollen. Es gibt mittlerweile zahlreiche Angebote von kostenlosen YouTube-Channels bis sündhaft teuren Schulungspaketen, da wird auch für Ihre Organisation etwas dabei sein. Das Argument, es sei zu teuer, ist bei den vielfältigen Angeboten nicht mehr akzeptabel.
Ein wichtiger Grund fürs Scheitern ist auch das mangelnde Interesse der Führungskräfte. Das reicht vom verantwortlichen Projektmanager bis hin zur Geschäftsführung. Die Erfahrung zeigt, dass das mangelnde Interesse, aktiv oder passiv zur Schau gestellt, auch bei den Beteiligten das Interesse an der Umsetzung mindert.

Klare Briefings

Auch das können meine Kund:Innen nicht mehr hören, aber wir brauchen klare Briefings. „Machen Sie es barrierefrei“ ist so hilfreich wie „Leben Sie gesund“. Vor allem für unerfahrene Dienstleister sind klare Anforderungen und Rahmenbedingungen wichtig. Für interne Redakteure zum Beispiel sind auch Anleitungen zu erstellen. Der Kunde muss kein Experte sein, aber er muss entweder genau definieren, was er will oder er muss sich seiner mangelnden Expertise bewusst sein und sich von uns beraten lassen – als kostenpflichtige Dienstleistung, versteht sich. Und er muss auch bereit sein, diese Empfehlungen umzusetzen oder die Verantwortung zu übernehmen, wenn er es nicht tut.

Fazit

Wenn ich rekapituliere, scheitern bzw. verzögern sich die meisten Barrierefreiheits-Maßnahmen wegen der drei oben genannten Faktoren. Es ist so kompliziert, weil man es sich selber zu schwer macht.
Im Endeffekt ist es eine Frage des richtigen bzw. falschen Framings: Viele Verantwortliche betrachten Barrierefreiheit noch immer aus einer Perspektive der Wohltätigkeit – kann man tun, aber auch lassen. Stattdessen sollte es als Mehrwert für alle und Qualitätsmerkmal betrachtet werden.

Why digital accessibility projects often fail

2 Gedanken zu „Warum Projekte zur digitalen Barrierefreiheit häufig scheitern“

  1. Barrierefreiheit scheitert, weil sie kompliziert und nicht nachvollziehbar ist.

    Gruß Peter Sloterschlank

  2. Wir hatten mal vor, uns mit dem Thema zu beschäftigen und haben es dann rausgeschmissen aus dem Portfolio, war uns zuviel Arbeit, die der Kunde nicht bezahlt.

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