Barrierefreiheit und User Experience – eine Katastrophe namens ClickMeeting

Normalerweise schimpfe ich ja nicht über kleine Firmen, aber für ClickMeeting mache ich eine Ausnahme. Unter all den Lösungen, die ich in den letzten Jahren nutzen musste, hat ClickMeeting den Vogel abgeschossen.
Weder die Browser-Version noch die native Windows App ist in irgendeiner Hinsicht barrierefrei: Außer dem für die praktische Nutzung irrelevanten Hauptmenü ist keine Funktion beschfirtet oder per Tastatur erreichbar. Mikrofon, Kamera, Bildschirm teilen, Chat – alles unbenutzbar, wenn man Screenreader nutzt.
Hinzu kommt, dass gegen elementare Faktoren der Usability und User Experience verstoßen wird. In der Desktop-App sind die Icons für Mikrofon und Kamera rechts und winzig klein. Anscheinend braucht man die für die Online-Kommunikation nicht.
Klickt man auf einen ClickMeeting-Link öffnen sich sowohl im Browser als auch in der Desktop-App immer zwei Fenster. Warum das passiert, ist mir nicht klar, der Nutzen des zweiten Fensters ist nicht erkennbar. Ich habe fünf Mal versucht, das Meeting im Chrome zu starten, der ist normalerweise recht zuverlässig, was Online-Meetings angeht. Auch das ist mir nicht gelungen, es ist also eine Pseudo-Auswahl zwischen Browser und App.
Laut dem Kunden gibt es keine Möglichkeit, Hintergrund-Geräusche zu unterdrücken. Die Kundin hatte wohl Baumaßnahmen vor Ort und ich habe sie so laut gehört, als ob sie bei mir wären. Leider konnte ich wegen der mangelnden Barrierefreiheit nicht herausfinden, ob man den eigenen Hintergrund verwischen kann. Beides sind meines Erachtens elementare Funktionen, die jede kommerzielle Lösung mitbringen sollte.
Im Endeffekt wirkt ClickMeeting eher wie eine frühe Betaversion. Zumindest eine Kundin konnte ich davon überzeugen, die Lizenz nicht zu verlängern. Wie ich schon einmal sagte: Wenn DSGVO-Konformität der Unique Selling Point ist, sollte man vorsichtig werden.