Automatisch barrierefrei? Gegen Accessibility-Overlays vorgehen

Stilisierte Figur wirft etwas in einen MülleimerAccessibility Overlays machen Ihre Website nicht barrierefrei, sie verschlechtern die Barrierefreiheit Ihrer Website. Um es klar zu sagen: Jedes Tool, welches verspricht, Ihre Website auf Knopfdruck oder mit wenigen Zeilen Code barrierefrei zu machen, ist Accessibility Bullshit. Solche Werkzeuge sind ebenso hilfreich wie Handauflegen, Wahrsagekugeln und Homeopathie. Mir ist es lieber, Sie machen nichts für Barrierefreiheit als wenn Sie solche Tools einsetzen. Wenn Sie hingegen Geld verschwenden möchten, sende ich Ihnen gerne meine Bankverbindung.
Das Problem mit den Tools ist, dass sie erst mal gar nicht im intendierten Sinne funktionieren. Oftmals fügen Sie lediglich ein paar Zoomfaktoren, eine Vorlesefunktion oder einen Dark Mode hinzu. Das sind Funktionen, die schon vor 15 Jahren ausprobiert wurden, seitdem out sind und vom Betriebssystem bzw. assistiven Technologien besser erledigt werden können. Komplexe dynamische Elemente können auf absehbare Zeit nicht automatisiert barrierefrei gemacht werden. Mal ehrlich, wir scheitern heute noch an brauchbaren automatisierten Bildbeschreibungen, glauben Sie, die wesentlich komplexeren dynamischen Elemente könnten automatisch barrierefrei gemacht werden? Auch Funktionen wie Animationen ausblenden funktionieren nicht, das würde erfordern, dass bei den Animationen hinterlegt wird, dass sie unter bestimmten Bedingungen angehalten werden. Das widerspricht aber der Anforderung, automatisch barrierefrei zu sein.
Das Problem geht aber weiter: Die Overlays fügen überflüssige Elemente zur Website hinzu. Sie machen die Website unübersichtlicher und können sogar die Nutzung aktiv verhindern. Das sind die berühmten Screenreader-Fallen. Sie fangen den Fokus des Screenreaders in einem Overlay-Element ein und im Worst Case schafft man es aus dem Element nicht mehr raus. Niemand wird diese Website freiwillig ein zweites Mal besuchen.
Nun bringt es nichts, gegen die Anbieter solcher Werkzeuge vorzugehen, sie sind Millionen-schwer und klagen auch gerne gegen ihre Kritiker, also wirklich sympathische Zeitgenossen.

Es würde mich nicht wundern, wenn diese Firmen mehr Geld für Anwälte als für die Entwicklung ihres Tools ausgeben.
Es ist besser, diejenigen anzusprechen, die solche Tools auf ihrer Website einsetzen. Das sind in Deutschland bisher recht wenige, wahrscheinlich auch, weil das Marketing bisher noch nicht so präsent ist.
Stoßen Sie auf ein solches Overlay, informieren Sie den Anbieter der Website darüber, dass Overlays schädlich sind und am besten, welche Probleme Sie persönlich dadurch bei der Nutzung der jeweiligen Website haben. Verweisen Sie zum Beispiel auf die Website Overlay Factsheet. Ist der Anbieter rechtlich – etwa durch die BITV oder das Barrierefreiheits-Stärkungs-Gesetz – zur Barrierefreiheit verpflichtet, weisen Sie ihn darauf hin, dass der Einsatz des Overlays ihn nicht vor Klagen schützt.