Barrierefreiheit von Emojis


Emojis und andere bunte Bildchen sind aus der digitalen Kommunikation kaum wegzudenken. Im Folgenden wollen wir uns damit beschäftigen, wie barrierefrei sie sind.

Generelle Hinweise

Kommunizieren Sie mit einem Individuum, deren Behinderung Ihnen bekannt ist oder in einer überschaubaren Gruppe, dann fragen Sie einfach die persönlichen Präferenzen ab. Die Vorlieben bei Autisten, Blinden oder Sehbehinderten sind von Person zu Person unterschiedlich und können hier nur allgemein abgehandelt werden.
Ein Grundsatz gilt allerdings ausnahmslos: Verzichten Sie am besten ganz auf Ironie, diese wird innerhalb einer Gruppe fast immer von einer Person nicht verstanden, insbesondere, wenn die Ironie durch ein Emoji oder ähnliches angedeutet wird. Daher auch der Hinweis, auf Emoji-Ketten zu verzichten, die sich gegenseitig widersprechen. Was soll es mir sagen, wenn jemand ein lachendes und ein trauriges Gesicht hintereinander postet? Ist er fröhlich, traurig, war seine Aussage lustig oder negativ gemeint?
Generell raten wir von der Verwendung gehäufter und sich gegenseitig widersprechender Emojis ab. Bedenken Sie auch, dass Inhalte bevorzugt auf mobilen Geräten genutzt und dort eventuell schon wegen ihrer geringen Größe nicht erkannt werden.

Blinde

Blinde verwenden natürlich Emojis. Emojis dominieren vor allem in sozialen Netzwerken und in Chat-Apps wie WhatsApp. Dort werden sie auch von Blinden eingesetzt. Das ginge natürlich nicht, wenn sie nicht auch vorgelesen würden.
Die Emojis werden teils exzessiv beschrieben:
„Klatschende Hand mit heller Hautfarbe“
„Gesicht mit Brille und Hasenzähnen“
„Lächelndes Gesicht mit zusammengekniffenen Augen“
Bei den in iOS und Android integrierten Emoji-Tastaturen werden zu den einzelnen Emojis vorgelesen. Bei Emojis, die von anderen Tastaturen stammen, kann es sein, dass sie nicht vorgelesen werden.
Auf dem Desktop-PC werden Emojis standardmäßig vorgelesen. Dies lässt sich jedoch im Screenreader abschalten. Das Schreiben von Emojis ist auf dem PC mit Bordmitteln jedoch bisher kompliziert und wird von Blinden meistens unterlassen.

Wo kommen die Beschreibungen her?

Wichtig zu wissen ist, dass die Beschreibungen vom Unicode-Konsortium stammen und damit quasi allgemeinen Charakter haben. Theoretisch können die Hersteller der Tastaturen allerdings auch eigene Beschreibungen integrieren. Sie würden allerdings nur innerhalb des eigenen Ökosystems funktionieren. Schreibe ich von einem Apple-Gerät an einen blinden Android-Nutzer, kommt bei ihm eventuell eine andere Beschreibung an.
Das heißt aber auch, dass Emojis, die nicht Teil des Unicode-Standards sind auch nicht beschrieben werden. Man kann zwar in den Tastaturen Beschreibungen hinterlegen. Diese werden aber nicht vorgelesen, wenn die Emojis ins Textfeld eingefügt werden. Der Empfänger kriegt sie schon gar nicht vorgelesen, selbst wenn er die gleiche Tastatur wie der Absender installiert hat. So etwas wie einen Alternativtext für Emojis gibt es nicht.

Tipps

Wenn ihr mit Blinden kommuniziert, solltet ihr vor allem die Häufung von Emojis vermeiden. Ihr habt die Beschreibungen oben gesehen. Stellt euch vor, ihr kriegt so etwas zehn oder 20 Mal innerhalb einer Nachricht vorgelesen. Die Nachricht wird künstlich aufgebläht und für uns ist es schwierig, solche Texte zu überspringen. Generell spricht aber nichts gegen deren Einsatz in der privaten Kommunikation.

Sehbehinderte

Je nach Sehkraft werden Emojis ganz unterschiedlich genutzt. Da sie primär auf den Smartphones verwendet werden, ist die Sehkraft entscheidend dafür, dass Emojis richtig erkannt werden. Es dominieren wenige bekannte Emojis sowohl bei der Nutzung als auch bei dem, was die Sehbehinderten erkennen können.
Je exotischer oder komplexer ein Emoji ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass ein Sehbehinderter es nicht erkennen wird. Gerade die Details wie Mimik oder verdrehte Augen sind schwierig zu erkennen. Wie Sehende auch werden Sehbehinderte auch nicht mehr Zeit als nötig verbringen, die Emojis zu entschlüsseln. Deshalb auch hier die Empfehlung, eher auf bekannte, auf wenige und gut erkennbare Emojis zu setzen.

Emojis für Menschen mit Lernstörung

Für Menschen mit Lernstörung können Emojis Texte verständlicher machen. Sie können leichter und intuitiver erkannt werden als umfängliche Texte. Wichtig ist allerdings, dass sie zweckmäßig eingesetzt werden. Es kann passieren, dass nur die Emojis und nicht der umgebende Text wahrgenommen werden. Eine Häufung von Emojis wie in der privaten Kommunikation üblich kann dann eher verwirren als helfen. Außerdem sollten sich die Emojis bzw. deren Aussagen nicht gegenseitig widersprechen.

Lernbehinderungen/geistige Behinderungen

Bei Personen mit geistiger Behinderung ist eine generelle Aussage zur Zugänglichkeit von Emojis schwierig. Zwar sind sie mit der Informationsaufnahme aus Grafiken vertraut. Andererseits gibt es mittlerweile mehrere tausend Emojis, die teils komplex oder nicht eindeutig sind. Die gängigen Emojis, wie sie täglich überall zu finden sind sowie Emojis, die keine Interpretation erfordern sollten aber verstanden werden.

Autisten und Asperger

Zum Thema Autismus muss man wissen, dass jede Form von Ablenkung als störend empfunden werden kann. Dazu gehören in einem Fließtext leider auch Emojis. Möchten Sie speziell Menschen mit Autismus erreichen, würde ich generell vom Einsatz von Emojis abraten. Gerade in ihrer Häufung und Farbigkeit sind sie ein Element der Störung.
Und wie oben beschrieben sind sie vor allem dann problematisch, wenn sie widersprüchlich sind. Ironie und Sarkasmus sind im Internet generell zu vermeiden.

Gehörlose

Da Gehörlose in der Regel eine visuelle Kommunikation bevorzugen, sollten ihnen die Emojis grundsätzlich zugute kommen. Wie immer gilt aber, dass sie kommunikativ eindeutig sein sollten. Und wenn sie einen ohnehin schwerverständlichen Text begleiten, helfen sie tatsächlich nicht weiter.

Emojis und die unterschiedlichen Plattformen

Auf den ersten Blick einfach, sind Emojis in der Praxis recht kompliziert. Alle offiziellen Emojis werden durch einen eindeutigen Code identifiziert. Dadurch können Sie auf jedem Betriebssystem dargestellt werden, welches diese Code-Tabelle enthält, das dürften zumindest alle Mainstream-Systeme sein. Aber zumindest die großen Anbieter wie Apple, Google, Microsoft, Twitter und wahrscheinlich noch einige Andere haben jeweils eigene Darstellungen gängiger Emojis. Das Emoji „grinsender Hundehaufen“ sieht also unter Windows eventuell anders aus als unter iOS. Für einen Sehenden dürfte das kein Problem sein, für eine seh- oder kognitiv behinderte Person könnte die Erkennung dadurch aber erschwert werden. Problematisch könnte auch sein, wenn die Darstellung irgendwann von der Plattform selber abgeändert wird. Apple verbessert ständig die Qualität seiner Displays. Dadurch sieht ein Emoji von vor zehn Jahren auf einem aktuellen Gerät eventuell nicht mehr so schön aus. Also passt man es an, zeigt zum Beispiel mehr Details. Dann sieht es auf einem alten Display aber eventuell nicht mehr so aus wie vom Nutzer erwartet.