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Barrierefreie eBooks im ePub-Format

Cover des Buches barrierefreie eBookseBooks erobern langsam den deutschen Büchermarkt. Eine Zielgruppe, an die Sie bisher vielleicht noch nicht gedacht haben sind Menschen mit Behinderung. Dabei sind sie geradezu prädestiniert für das elektronische Lesen. Dabei ist das Standard-Format für eBooks ePub optimal für das barrierefreie Lesevergnügen. PDF hingegen ist für barrierefreie Literatur das am wenigsten geeignete Format. Wenn Sie Hilfe bei der Erstellung barrierefreier eBooks benötigen, melden Sie sich gerne bei mir. Anforderungen an barrierefreie Dokumente und PDF

Fast jeder zehnte Deutsche ist behindert oder hat eine kognitive Einschränkung. Viele können ohne Weiteres gedruckte Bücher lesen. Allerdings gibt es auch zahlreiche Menschen, die nicht oder nur mit Schwierigkeiten lesen können:

  • Blinde benötigen eine digitale Fassung des Buches, um es sich vorlesen oder als Blindenschrift auf einem Braille-Display ausgeben zu lassen.
  • Sehbehinderte können digitale Texte an ihre Sehschädigung anpassen, zum Beispiel vergrößern, den Kontrast oder die Schriftart ändern.
  • Menschen, die aufgrund motorischer Behinderungen nicht umblättern können, lesen digitale Texte am Computer und steuern das Gerät zum Beispiel per Sprache oder Augensteuerung.
  • Menschen mit Leseschwäche können sich den Text mit speziellen Programmen vorlesen lassen.

Die Zahl der Bücherliebhaber dürfte in der Gruppe der Blinden größer sein als in der Durchschnittsbevölkerung. Viele Blinde und Gehörlose ziehen Bücher dem Fernsehen oder Radio vor, weil kaum ein anderes Medium unmittelbarer an die direkte Erfahrung heranreicht.

Barrierefreiheit sollte nicht als unnötiges Extra verstanden werden. Eine verbesserte Lesbarkeit kommt allen Lesern zugute. Nicht umsonst drucken nach wie vor viele Menschen Texte aus oder ziehen Papierbücher den elektronischen Fassungen vor. Die Lesbarkeit auf digitalen Geräten hat noch nicht die Qualität gedruckten Papiers erreicht. Außerdem sichert Barrierefreiheit fast nebenbei die Anpassbarkeit und Nutzbarkeit auf den meisten Lese-Geräten und Programmen.

Dieses Buch soll Ihnen zeigen, wie Sie lesebehinderte Menschen mit barrierefreien Büchern besser erreichen. Der Text richtet sich ausdrücklich an Autoren, die eBooks insbesondere im ePub-Format erstellen und auf der Code-Ebene arbeiten möchten. Einige Tipps sind auch für die reinen Schreiber geeignet, wenn Sie aber zu jenen gehören, welche die Erstellung des eBooks Dritten überlassen, können Sie Ihrem Designer dieses Buch empfehlen. Natürlich stellen unterschiedliche Bücher ganz verschiedene Anforderungen. So kann ein Kinderbuch ohne Farbe und Bilder kaum erfolgreich sein, in den meisten belletristischen Büchern kommen gar keine Grafiken vor und so weiter. Für belletristische Bücher ist vor allem der Abschnitt über die Textformatierung sowie die semantische Segmentierung interessant. Bei der Abfassung von Sachbüchern müssen Sie hingegen das ganze Buch lesen, für diese Art von Büchern ist die Barrierefreiheit auch besonders wichtig. Wenn Sie Unterstützung benötigen, zögern Sie nicht, mich zu kontaktieren.

Unbehandelte Themen

ePub 3 bietet eine ganze Reihe Möglichkeiten, die in diesem Buch aus praktischen Gründen nicht behandelt werden.

Für Menschen mit Leseschwäche bietet es sich zum Beispiel an, Audio und Text im Dokument zu synchronisieren. Das wird über die sogenannten Media Overlays ermöglicht. In der Regel werden die Autoren aber kein eigenes Audiobook erstellen, Spezielle Vorlesesoftware ist auf solche Overlays nicht angewiesen.

Ein weiteres Thema sind Aussprache-Wörterbücher. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Aussprache von Wörtern festzulegen, die von den Aussprache-Regeln der Vorlese-Software nicht erfasst werden. Das ist tatsächlich eine sinnvolle Entwicklung, allerdings ist mir kein Vorlese-Programm bekannt, in dem diese Regeln verarbeitet werden. Ich würde die Priorität dieser Maßnahmen als sehr gering einstufen und sehe den Ball eher bei den Entwicklern der Sprachsynthese-Software. Die Vorlese-Software von Blinden verfügt über recht gute Wörterbücher zur Regelung der Aussprache.

Ein ebenfalls wichtiges Thema sind interaktive Elemente wie etwa Formulare in eBooks. Natürlich sollten auch solche Elemente barrierefrei sein, allerdings werden sie aktuell doch relativ selten eingesetzt. Mir ist bisher noch kein interaktives eBook untergekommen.

Das Problem bei all diesen sicherlich sinnvollen Features besteht darin, dass sie von der Hilfssoftware behinderter Menschen nur unzureichend unterstützt werden. Ärgerlich ist aber auch, dass es bisher kaum Werkzeuge gibt, die dem Autor diese komplexe Arbeit erleichtern. Es gibt das Programm Tobi vom DAISY-Consortium, das bei der Synchronisierung von Text und Audio unterstützt. Für weitere Aufgaben fehlen aber bisher hilfreiche und günstige Programme. Das sieht bei den anderen hier beschriebenen Features auch nicht besser aus, die sind aber wesentlich leichter zu implementieren.

Ein anderes Problem soll nicht verschwiegen werden. eBooks sind in der Regel abwärtskompatibel, das heißt, Sie können auch mit einem älteren eBook-Reader aktuelle eBooks lesen. Allerdings können viele Features aktueller eBooks nicht genutzt werden, weil die Geräte diese Features nicht unterstützen. Das würde nur funktionieren, wenn das Leseprogramm Updates erhält, was aber vor allem bei älteren Geräten nicht mehr passiert.

Ähnliches gilt für Hilfssoftware. Wenn der eBook-Standard ein Accessibility-Feature vorsieht, es aber von der Hilfssoftware nicht unterstützt wird, kommt diese Hilfe nicht beim Nutzer an. Daran können Sie nichts ändern, es liegt an den Herstellern der Programme und den Lesern, ihre Software auf dem aktuellen Stand zu halten.

Bei einigen Maßnahmen kann ich nicht erkennen, dass Arbeitsaufwand und Ergebnis in einem sinnvollen Verhältnis zueinander stehen. Ich befürchte einfach, dass wenn der Aufwand zu hoch wird der Autor gleich ganz auf Barrierefreiheit verzichten wird, was ich wirklich schade fände.

Sie sollten das nicht als Argument ansehen, die Barrierefreiheit zu vernachlässigen. Ein heute publiziertes eBook wird wahrscheinlich noch in fünf oder zehn Jahren online zum Verkauf stehen und Sie werden dann weder Zeit noch Lust haben, das bestehende Buch zu bearbeiten und neu einzustellen. Deswegen sollten Sie versuchen, die aktuellen Standards für die Barrierefreiheit zu erfüllen. Die hier beschriebenen Maßnahmen greifen meines Wissens nach auf allen gängigen Geräten und Lese-Anwendungen.

ePub als Format der Wahl

ePub hat sich mittlerweile als zentrales Format für elektronische Bücher durchgesetzt. Der Standard ePub 3 hat viele moderne Elemente eingeführt, die das Potential haben, die bisherige Überlegenheit des gedruckten Buches zu überflügeln.

Viele Grafiker aus dem Print-Bereich ziehen PDF als Textformat vor. PDF wurde früher vor allem zur Erstellung von Druckvorlagen verwendet, hat sich aber als zentrales Dateiformat für gestaltete Texte im Internet durchgesetzt. Es kann auf fast allen Plattformen dargestellt werden und sieht überall gleich aus.

Das hat aber auch seinen Preis. So ist es sehr schwierig, zeitaufwendig und teuer, barrierefreie PDF-Dokumente zu erzeugen.

Dazu kommt noch, dass diese barrierefreien Dokumente nur von wenigen Programmen unterstützt werden. Das heißt, auch wenn das Dokument barrierefrei gestaltet wurde, sind die entsprechenden Features für viele Leser nicht nutzbar.

ePub ist in gewissem Sinne das Gegenteil von PDF. Es ist wie eine Website dazu geschaffen, sich an die Größe des Displays anzupassen. Die Leseanwendungen für ePub erlauben eine fast grenzenlose Anpassung an individuelle Bedürfnisse. Die Dateien werden praktisch von allen Leseanwendungen unterstützt, die Ausnahme ist Amazon Kindle. Da es sich bei ePub um ein XML-Format handelt, kann es einfach in andere Formate wie Mobi oder auch PDF konvertiert werden.

Ein Nachteil aus Sicht von Grafikern und Desktop Publishern ist die schwierige Fixierung des Layouts. Es gibt zwar eBooks mit fixem Design, aber selbst diese Fixierung wird von den Leseanwendungen häufig ausgehebelt.

Es gilt das alte Sprichwort: „Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler“. Es wäre schade, wenn ein Leser Ihr Werk ablehnt, weil er es nicht an seine Lesegewohnheiten anpassen kann.