Es hat sich eingebürgert, das PDF als layoutsicheres Format für den Austausch von Dokumenten einzusetzen. Das ist vor allem für Blinde ärgerlich. denn der Acrobat Reader ist eine der seltsamsten Programme, die es überhaupt gibt. Mit jeder Version scheint er mehr Ressourcen zu schlucken, langsamer zu starten, mehr Features an Bord zu haben, die kein Mensch haben möchte. Da wäre z. B. eine Sprachausgabe, die kein Deutscher benutzen würde, es sei denn, er möchte ein deutsches Dokument mit englischer Aussprache vorgelesen haben.
Viele Blinde behelfen sich damit, das PDF in ein reines Textdokument zu konvertieren. Das geht, indem man unter „Datei -> Als Text Speichern“ wählt. Dabei kann man so manche Kuriosität erleben. PDFs können aus eingescannten Bildern bestehen, in diesem Fall enthalten sie keinen brauchbaren Text. So mancher baut einen Schutz in sein Dokument ein, welcher das Markieren von Text oder das Drucken nicht erlaubt. In diesem Falle kann ein Blinder gar nicht auf die Inhalte der Datei zugreifen. Bei einem PDF der Böll-Stiftung habe ich erlebt, dass nach jedem Wort ein Punkt gesetzt wird.
Aber warum als Text speichern? Gibt es nicht Accessibility-Tools im Acrobat Reader? Ja sicher, aber die funktionieren nur bei einfachen Dokumenten und haben eine Reihe von Schwächen. Um ein Dokument lesbar zu machen, muss eine im Reader eingebaute Software über das Dokument laufen. In der Zeit, in der die Software läuft, lässt sich der Screenreader nicht bedienen. Mit anderen Worten: der Blinde hockt mehrere Minuten vor seinem Rechner, ohne etwas machen zu können. Stürzt der Reader einmal ab, was er gerne und häufig tut, dann kriegt man das oft nicht mit. Doch selbst, wenn die Operation gelingt, ist das Lesen im Reader selbst eine hakelige und wenig komfortable Angelegenheit. Das Schönste kommt aber noch: die Operation muss jedes Mal neu ausgeführt werden, wenn das Dokument neu geöffnet wird. Logisch, ein Reader ist zum Lesen und nicht zum Speichern da.
Kurz gesagt: das PDF ist ein stetiges Ärgernis für den Blinden, schlimmer als Flash-Animationen, denn die enthalten selten relevante Informationen. Adobe mag sich Mühe gegeben haben, dieses Format zugänglich zu machen. PDF war aber nie dazu gedacht, lesbare Dokumente bereitzustellen, sondern dient vor allem als layout-getreue und plattformübergreifende Druckvorlage. Man kann nur hoffen, dass sich ein offenes Dokumentenformat etablieren wird, welches auch die Anforderungen der Zugänglichkeit erfüllt.