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Barrierefreiheit von Podcasts


Da ich häufiger danach gefragt werde: Bei Podcasts gibt es ein paar Dinge zu beachten, damit sie barrierefrei sind.

Plattform für Hosting und Verbreitung

Zunächst einmal ist wichtig, dass der Podcast über barrierefreie Plattformen bereitgestellt wird. Entscheidend für die Hörenden ist, dass der Player gut bedienbar ist. Ich zum Beispiel nutze Podigee, das meiner Erfahrung nach gut mit Screenreader und Tastatur läuft. Die Möglichkeit des Downloads sollte über den Player ebenfalls bereitgestellt werden. Zur Not kann man den Inhalt dann einfach im Browser hören, der Firefox zum Beispiel hat einen einfachen MusikPlayer integriert. Oder man nutzt den eigenen Player auf dem Rechner. Auch die Standard-Website für den gehosteten Podcast von Podigee ist ganz gut nutzbar, ich habe sie allerdings nicht systematisch auf Barrierefreiheit geprüft. Ich gehe davon aus, dass man bei den Hostern mit höherwertigen Accounts auch die Website für den Podcast selber gestalten kann, so viel kann und wollte ich allerdings nicht investieren.
Wichtiger ist allerdings, dass der Podcast über möglichst viele Podcast-Plattformen verfügbar ist. Dazu gehören Google Podcast, Streaming-Dienste wie Spotify oder Deezer oder auch die Apple-Plattform.
Hintergrund ist, dass mittlerweile Podcasts überwiegend auf Smartphones gehört werden und diese Plattformen eine bessere Nutzbarkeit haben als die meisten Seiten. Dann wird der plattform-eigene Player verwendet und es spielt keine Rolle, ob der Ursprungs-Anbieter einen barrierefreien Player anbietet. Ich war überrascht, dass mein eigener Podcast überwiegend über Spotify gehört wird, fast die Hälfte der Hörenden nutzt Spotify. Ich hätte eher auf Google Podcasts oder eine andere Podcast-Plattform getippt. Bei Spotify fehlt mir die Funktion, die Abspiel-Geschwindigkeit einzustellen. Außerdem wird der RSS-Feed stark genutzt, wobei man nicht eruieren kann, ob der Feed über alternative Podcatcher oder direkt übers Web genutzt wird.

Technische Qualität

Entscheidend ist auch die Ton-Qualität. Die einen nervt es, die anderen verstehen nichts mehr. Ich breche regelmäßig das Anhören von Episoden ab, wenn sie etwa zu leise aufgenommen wurden. Die Lautstärke komplett aufzudrehen kann Neben-Geräusche verstärken oder wirkt sich anderweitig aus, etwa bei schlechten Lautsprechern. Benutzt man wie ich externe Bluetooth-Hörer ohne eigenen Verstärker, ist die Erhöhung der Lautstärke unter anderem aus Hörschutz-Gründen beschränkt. Das heißt, dass man zu leise Podcasts dort nicht beliebig lauter machen kann.
Fast noch wichtiger ist eine gleichbleibende Lautstärke. Das Schlimmste für einen Hörgeschädigten neben einer schlechten Audio-Qualität ist, wenn er ständig laut und leise drehen muss, weil die Aufnahme nicht gleichmäßig laut ist, zum Beispiel weil die Sprechenden unterschiedliche und nicht optimale Technik verwenden.
Der Fairness halber muss man sagen, dass eine professionell klingende Aufnahme von einem Hobby-Podcastenden nicht erwartet werden kann. Jede kann am Kompressor drehen oder sich ein halbwegs gutes Mikrofon kaufen. Eine Aufnahmekabine hingegen geht ordentlich ins Geld und nimmt viel Platz weg. Ebenso kann man von einem Laien keine professionelle, geschulte Stimme erwarten. Für einen Hobby-Podcast wird niemand ein professionelles Stimm-Training absolvieren. Und auch das Bearbeiten von Stimm-Aufnahmen ist eine Fertigkeit, die man beherrschen muss, es gibt nicht umsonst Tontechnikerinnen, die genau das machen.
Andererseits muss man sich als Anbieterin bewusst sein, dass schlechte Ton-Qualität der wichtigste Ablehnungs-Grund ist. Ein halbwegs gutes Mikrofon und ein Vorverstärker sowie eine halbwegs ruhige Aufnahme-Situation sollten im Rahmen sein. Ein wenig kann man in der Post-Produktion mit Audacity und Co. auch noch rausholen. Aber entscheidend ist die Aufnahme-Qualität.
Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen: Jede Person, die sich häufiger interviewen lässt oder an Internet-Calls, sollte die 40 € in ein einfaches USB-Headset investieren. Wenn jemand so klingt, als ob er 6 Meter vom Mik entfernt saß wissen wir, da wurde mal wieder das Laptop-Mikro verwendet. Da kann man auch in der Post-Produktion kaum noch was retten. Selbst die Smartphones klingen hier ein wenig besser.
Aus meiner Erfahrung aus zahlreichen Vorträgen und Schulungen – die ich gehalten bzw. gehört habe – kann ich sagen, dass der ultimative Tip ist, langsam zu sprechen. Alles Andere wie eine gute Betonung und eine saubere Aussprache sind Feinarbeit.
Wie oben gesagt ist die Anhebung der wahrgenommenen Lautheit zwar sinnvoll, aber das rettet keine schlechte Sound-Qualität. Generell sollten in der Post-Produktion immer mindestens zwei Möglichkeiten genutzt werden. Der Kompressor sorgt für eine gleichmäßige Lautstärke, die Funktion Lautheit Normalisieren – so heißt sie bei Audacity – erhöht die Lautstärke insgesamt. Hier muss man nicht bis zum maximalen Pegel gehen, da es dann schnell übersteuert. Auch die Rausch-Reduktion ist hier wichtig, da eine Anhebung des Pegels natürlich auch das Grund-Rauschen verstärkt.
Andere Optionen wie der grafische EQ können die Aufnahme aufpolieren, haben aber nach meiner Erfahrung keinen Einfluss für Schwerhörige.

Transkript

Last but not least ist das Transkript wichtig: Eine Text-Version des Podcasts. Sie ist nach WCAG verpflichtend, aber auch ein guter Service. Schließlich liest es sich schneller als es zu hören. Schnell mal was nachhören ist im Podcast nicht möglich.
Ich nutze tatsächlich YouTube für die automatische Transkription Die kostenpflichtigen Tools sind wahrscheinlich besser, aber auch von den Kosten eher schwer zu verkraften. Tatsächlich macht das Transkript bzw. die Korrektur desselben die meiste Arbeit.
Andere Dinge wie Kapitelmarken sind optional. Wenn ein Podcast mehrere Stunden dauert und nicht aus Gründen der Unterhaltung gehört wird, mag das sinnvoll sein. Allerdings hatte ich diesen Fall bisher nicht.
Mein Favorit-Feature ist eine Anpassung der Abspiel-Geschwindigkeit. Deutsche Podcasts höre ich meistens bei einem Tempo von 1,5. Weil die Leute zu langsam reden. Aber auch das hat nichts mit Barrierefreiheit zu tun, das ist Conveniienz.

Agiles Projektmanagement – ein Gewinn für die digitale Barrierefreiheit

Mehrere Personen arbeiten zusammen
Das Wasserfall-Modell und das agile Projektmanagement sind zwei unterschiedliche Ansätze, um Projekte zu planen und umzusetzen. Wenn es um die digitale Barrierefreiheit geht, gibt es einige Unterschiede zwischen diesen beiden Ansätzen.

Wasserfall-Modell:

Das Wasserfall-Modell ist ein sequenzieller Ansatz, bei dem jede Phase des Projekts nacheinander abgeschlossen wird. Es beginnt mit der Anforderungsdefinition, gefolgt von der Systementwicklung, dem Testen und schließlich der Implementierung. Dieser lineare Ansatz kann es schwierig machen, digitale Barrierefreiheit zu berücksichtigen, da sie erst in späteren Phasen des Projekts berücksichtigt wird. Die Konzentration auf Barrierefreiheit kann möglicherweise vernachlässigt werden, da Änderungen an den Anforderungen oder am Design schwer umzusetzen sind.
Probleme mit der Barrierefreiheit werden hier traditionell erst nach der Fertigstellung bzw. dem Prototypen festgestellt. Man ist hier stark darauf angewiesen, das Thema Barrierefreiheit von Anfang an korrekt umzusetzen, da es hier sehr stark am Anforderungsmanagement hängt.

Agiles Projektmanagement:

Agiles Projektmanagement basiert auf einem iterativen und inkrementellen Ansatz. Es gibt mehrere kurze Entwicklungszyklen, bekannt als Sprints, bei denen die Anforderungen priorisiert und in kleinere Aufgaben aufgeteilt werden. Bei jedem Sprint wird ein funktionsfähiges Produktinkrement erstellt und getestet. Agile Teams arbeiten eng mit den Nutzern zusammen, um deren Feedback kontinuierlich in den Entwicklungsprozess einzubeziehen. Dieser Ansatz bietet eine größere Flexibilität, um digitale Barrierefreiheit in den gesamten Entwicklungsprozess zu integrieren. Barrieren können frühzeitig identifiziert und behoben werden, da kontinuierliches Feedback und Anpassungen möglich sind.

Agil ist für digitale Barrierefreiheit besser

In Bezug auf digitale Barrierefreiheit bieten agile Methoden wie Scrum und Kanban die Möglichkeit, die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen von Anfang an zu berücksichtigen. Die enge Zusammenarbeit mit Nutzern und Experten ermöglicht es, Barrieren frühzeitig zu erkennen und Lösungen zu entwickeln. Darüber hinaus ermöglichen agile Ansätze eine kontinuierliche Verbesserung der Barrierefreiheit im Laufe des Projekts.
Im Gegensatz dazu kann das Wasserfall-Modell zu einer isolierten Betrachtung der Barrierefreiheit führen, da sie möglicherweise erst in späteren Phasen berücksichtigt wird. Änderungen an den Anforderungen oder am Design sind schwierig und teuer umzusetzen, wenn das Projekt bereits weit fortgeschritten ist.
Letztendlich ermöglicht das agile Projektmanagement eine größere Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, um digitale Barrierefreiheit kontinuierlich zu verbessern, während das Wasserfall-Modell eher statisch ist und Änderungen erschwert. Daher ist das agile Projektmanagement in Bezug auf digitale Barrierefreiheit oft die bevorzugte Wahl, da es den Fokus auf kontinuierliche Verbesserung und Benutzerfeedback legt.
Zusätzlich kommt die Herausforderung dazu, dass das klassische Projektmanagement nur auf zeitliche abschließbare Projekte anwendbar ist. Heutzutage sind aber Programme und Web-Anwendungen in der Regel so beschaffen, dass sie stetig pepflegt werden müssen. Hier passt das agile Vorgehen deutlich besser, während das Wasserfall-Modell ungeeignet ist.
Der agile Ansatz ist generell eher in der Lage, Feedback von Beteiligten und Betroffenen dynamisch zu integrieren. Statt Verbesserungen – und oft auch Verschlechterungen – in großen Updates auszurollen, können sie stetig integriert werden bzw. behoben werden. So wird eine Anwendung, auch bei kleinen Rückschlägen, steteig besser, ohne dass die Nutzer:Innen lange auf solche Verbesserungen warten müssen.

Auch agil funktioniert nicht automatisch

Der agile Ansatz funktioniert allerdings auch nicht automatisch besser. Leider haben wir einige solcher Projekte erlebt, die am Ende doch eher Wasserfall-artig waren, wo also Barrierefreiheit nicht im Projektverlauf, sondern in einer sehr späten Phase beachtet wurde. Hier wird künstlicher und überflüssiger Druck erzeugt auf alle Beteiligten.
Warum Projekte zur digitalen Barrierefreiheit scheitern

Dyslexie und Legasthenie – Lese-Rechtschreib-Schwäche und digitale Barrierefreiheit


Ein Thema, das in der digitalen Barrierefreiheit bisher sehr kurz kommt sind die klassischen Lernstörungen wie Legasthenie und Dyslexie. Vorneweg sei gesagt, dass ich kein Experte dafür bin und hier nur meine allgemeine Einschätzung teile. Legasthenie und Dyslexie werden weitgehend synonym verwendet, wobei Dyslexie international und Legasthenie eher ein deutscher Begriff ist, aber beides das Gleiche meint. Es soll ca. 3-4 Prozent Betroffene in Deutschland geben.

Dyslexie und Legasthenie

Dyslexie ist eine Lernstörung, die sich in Schwierigkeiten beim Lesen äußert. Menschen mit Dyslexie haben oft Probleme, Buchstaben und Wörter zu erkennen, zu unterscheiden, sie richtig zu lesen und zu verstehen. Diese Schwierigkeiten können sich auch auf das Schreiben und die Rechtschreibung auswirken. Dyslexie hat nichts mit Intelligenz oder mangelnder Motivation zu tun. Es handelt sich um eine neurologische Störung, bei der das Gehirn Schwierigkeiten hat, Buchstaben und Wörter richtig zu verarbeiten. Legasthenie ist ein ähnlicher Begriff wie Dyslexie und wird manchmal synonym verwendet. Die Ursachen sind umstritten, es werden unter anderem genetische Faktoren diskutiert.

Dyskalkulie ist eine spezifische Lernstörung, die sich auf mathematische Fähigkeiten und das Verständnis von Zahlen auswirkt. Menschen mit Dyskalkulie haben Schwierigkeiten beim Verstehen und Anwenden mathematischer Konzepte, beim Zählen, Rechnen und Lösen mathematischer Probleme.

Das menschliche Gehirn ist naturgemäß nicht zum Lesen gemacht. Die ersten Schriftsysteme kamen vor ein paar tausend Jahren auf und erst seit dem 19. Jahrhundert ist es überhaupt üblich, dass die Mehrheit der Menschen selbständig Lesen und Schreiben kann. Eine interessante Darstellung dazu gibt es in dem Buch „Das lesende Gehirn“ von Maryanne Wolf.

Digitale Barrierefreiheit bei Lese-Rechtschreib-Schwäche

Ein wichtiger Aspekt der digitalen Barrierefreiheit für Menschen mit Dyslexie ist die Verwendung spezieller Schriftarten und Formatierungen, die das Lesen erleichtern. Bestimmte Schriftarten, wie beispielsweise OpenDyslexic, sind speziell entwickelt worden, um die Unterscheidung zwischen Buchstaben zu verbessern und das Lesen für Menschen mit Dyslexie angenehmer zu gestalten. Darüber hinaus kann die richtige Formatierung von Texten wie größere Zeilenabstände die Lesbarkeit verbessern. Entsprechende Richtlinien gibt es in der WCAG.

Solche Einstellungs-Möglichkeiten gibt es in den Browsern und anderen Lese-Anwendungen, Ausnahme ist das PDF-Format. Sogenannte Barrierefreiheits-Overlays oder Toolbars – also website-eigene Funktionen sind für diesen Zweck gänzlich überflüssig. Die Anforderungen sind so individuell, dass sie nur mit persönlichen Einstellungen auf dem eigenen Device abgedeckt werden können. Auch speziell für diese Gruppe entwickelte Schriftarten wie die Open Dyslectic sind in ihrem Nutzen bisher nicht empirisch belegt. Als widerlegt gilt mittlerweile die eher anekdotische Evidenz, dass die Comic Sans für diese Gruppe besonders gut lesbar ist. Es mag Individuen geben, die mit diesen Schriftarten besonders gut zurecht kommen, aber das ist sicher kein Grund, Angebote in einer dieser Schriftarten bereitzustellen. Wie oben gesagt ist es wichtiger, dass Websites mit Anpassungen wie einem höheren Zeilen-Abstand oder eigenen Schriftarten funktionieren. Es ist auch gut, wenn die Lese-Modi der Browser von den Websites unterstützt werden, weil sie das Vorlesen durch Software erleichtern.

Eine weitere Möglichkeit, die Barrierefreiheit für Menschen mit Dyslexie zu verbessern, ist die Nutzung von Text-to-Speech-Technologie. Durch die Umwandlung von Text in gesprochene Worte ermöglichen diese Technologien Menschen mit Dyslexie, Informationen auditiv aufzunehmen, was das Verständnis und den Zugang zu Inhalten erleichtert. Das parallele Lesen und Hören von Worten soll die Aufnahme-Fähigkeit erhöhen. Text-to-Speech-Funktionen sind mittlerweile weithin über Geräte und Browser verfügbar und müssen nicht vom Website-Anbieter bereitgestellt werden. Auch hier gilt wieder, dass individuelle Einstellungen wie Stimme und Tempo entscheidend sind.

Digitalisierung kann die Barrierefreiheit für Menschen mit Dyslexie verbessern. Durch die Bereitstellung von digitalen Inhalten können Anpassungen leichter vorgenommen werden, um den Bedürfnissen von Menschen mit Dyslexie gerecht zu werden.

Abgrenzung zu anderen Herausforderungen

Interessant ist, das auch Sehbehinderte ähnliche Herausforderungen aus anderen Gründen haben können. Bei der Sehbehinderung ist entscheidend, dass Zeichen aus visuellen Gründen nicht erkannt oder unterschieden werden können.

Ein weiteres Feld, in welchem ähnliche Herausforderungen bestehen können sind Aufmerksamkeits-Störungen wie ADHS: Auch hier sehen die Symptome für die Beobachterin möglicherweise ähnlich aus, aber die Ursachen und Strategien zum Umgang damit sind vollkommen anders.

Last not least wären funktionale Analphabetinnen zu nennen, von denen es laut der letzten LEO-Studie ca. 7 Millionen im berufsfähigen Alter in Deutschland gibt. Hier liegt das Problem – wahrscheinlich – nicht im Gehirn, sondern in der Sozialisation. Die Betroffenen haben nie richtig lesen und schreiben gelernt. Wobei natürlich nicht ausgeschlossen ist, dass sie wegen einer Dyslexie beim Lesen-Lernen gehemmt waren.

deshalb ist eine entsprechende Diagnose sehr wichtig, um den Betroffenen helfen zu können. Eine nicht erkannte Problematik ist schwierig. Aber auch eine falsche Diagnose führt dazu, dass nicht sinnvolle Maßnahmen getroffen werden, die den Betroffenen nicht helfen. Einer Legasthenikerin wird es wahrscheinlich nicht helfen, größere Buchstaben zu erhalten, wenn der Abstand der Zeichen das Problem ist. Die Änderung der Schriftart hilft einer Sehbehinderten nicht, wenn die Zeichen keine adäquate Größe haben.

Relevante WCAG-Kriterien

Die folgenden Anforderungen finden wir in der WCAG, die unter anderem für diese Gruppe relevant sind.

1.4.4 Resize text
text can be resized without assistive technology up to 200 percent without loss of content or functionality.
1.4.5 Images of Text
If the technologies being used can achieve the visual presentation, text is used to convey information rather than images of text.
1.4.10 Reflow
1.4.12 Text Spacing
no loss of content or functionality occurs by setting all of the following and by changing no other style property:
• Line height (line spacing) to at least 1.5 times the font size;
• Spacing following paragraphs to at least 2 times the font size;
• Letter spacing (tracking) to at least 0.12 times the font size;
• Word spacing to at least 0.16 times the font size.

Bei den höchsten Anforderungen der WCAG unter AAA gibt es zusätzliche Anforderungen, die ich aber noch nie in freier Wildbahn gesehen habe und die in der Regel nicht verpflichtend sind:

1.4.8 Visual Presentation
For the visual presentation of blocks of text, a mechanism is available to achieve the following:
• Foreground and background colors can be selected by the user.
• Width is no more than 80 characters or glyphs (40 if CJK).
• Text is not justified (aligned to both the left and the right margins).
• Line spacing (leading) is at least space-and-a-half within paragraphs, and paragraph spacing is at least 1.5 times larger than the line spacing.
• Text can be resized without assistive technology up to 200 percent in a way that does not require the user to scroll horizontally to read a line of text on a full-screen window.

Zum Weiterlesen

Konsistente Gestaltung von Navigation und Bedien-Elementen


Fälschlicherweise wird digitale Barrierefreiheit überwiegend so verstanden, das alles unter der Haube stattfindet – sprich vor allem im HTML und ein wenig im CSS. Tatsächlich spielt aber die Gestaltung von UI-Elementen eine große Rolle. Sprachliche Verständlichkeit kommt als dritte Dimension spätestens mit dem European Accessibility Act dazu.
Da das vor allem für Einsteigende ins Thema oft schwierig ist: Die WCAG ist immer sehr knapp, das ist auf den universellen Anspruch des Dokuments zurückzuführen. Im Kontext Web hilft es eigentlich immer, die „Understanding“-Dokumente zu lesen, die mit jedem WCAG-Erfolgskriterium verbunden sind. Sie enthalten Beispiele, die das Ganze fassbarer machen.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass die WCAG-Kriterien theoretisch immer alle gleichzeitig gelten. Man kann zum Beispiel nicht konsistente Navigation ohne Tastatur ohne konsistente Identifikation ohne den ganzen Block zu Formular-Elementen besprechen. Ich mache es trotzdem.

SC 3.2.3:Consistent Navigation (Level AA)

Das Kriterium der „Konsistenten Navigation“ zielt darauf ab, eine einheitliche und vorhersehbare Navigation auf einer Website sicherzustellen. Es handelt sich um eine grundlegende Anforderung, um die Benutzerfreundlichkeit und Barrierefreiheit einer Webseite für Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten zu verbessern.
Eine konsistente Navigation bedeutet, dass die Navigationsstruktur, das Design und die Bezeichnungen von Links und Menüs auf allen Seiten einer Website einheitlich sind. Dies ermöglicht es den Benutzern, sich leichter auf der Website zu orientieren, den Inhalt zu finden, den sie suchen, und sich effektiv durch die verschiedenen Seiten zu bewegen.
Es gibt verschiedene Aspekte, die bei der Umsetzung einer konsistenten Navigation berücksichtigt werden sollten. Dazu gehört die Verwendung einer klaren und einheitlichen Struktur für die Hauptnavigation, die auf allen Seiten gleich bleibt. Dies kann beispielsweise durch ein horizontales Menü am oberen Rand oder eine vertikale Seitenleiste erreicht werden.
Darüber hinaus sollten die Bezeichnungen von Links und Menüpunkten präzise und aussagekräftig sein, um den Benutzern zu helfen, den Inhalt zu verstehen und zu antizipieren, auf den sie beim Klicken eines Links treffen werden. Es ist wichtig, auf übermäßig abstrakte oder mehrdeutige Bezeichnungen zu verzichten, um Verwirrung zu vermeiden.
Die Platzierung der Navigationskomponenten sollte ebenfalls konsistent sein, damit Benutzer sie schnell finden können. Sie sollten an einer gut sichtbaren und erwarteten Position platziert werden, um eine intuitive Navigation zu ermöglichen.
Die Einhaltung des Kriteriums der Konsistenten Navigation trägt dazu bei, dass Menschen mit Behinderungen, einschließlich Sehbehinderungen oder kognitiven Einschränkungen, die Website effektiv nutzen können. Durch die Schaffung einer einheitlichen und vorhersehbaren Navigation wird die Benutzererfahrung verbessert und die Barrieren beim Navigieren auf der Website verringert.

3.2.4: Consistent Identification (Level AA)

Die Konsistente Identifikation bezieht sich auf die eindeutige Benennung und Identifizierung von Interaktionselementen wie Links, Schaltflächen, Formularfeldern und anderen Elementen auf einer Website. Es ist wichtig, dass diese Elemente auf allen Seiten der Website einheitlich und konsistent benannt und gestaltet sind, um eine klare Erkennbarkeit und Bedienbarkeit zu gewährleisten.
Ein Beispiel für eine konsistente Identifikation ist die Verwendung des Alt-Attributs für Bilder. Das Alt-Attribut bietet eine alternative Textbeschreibung für Bilder, die von Bildschirmleseprogrammen oder anderen assistiven Technologien verwendet wird, um Menschen mit Sehbehinderungen den Inhalt der Bilder zu vermitteln. Durch die konsistente Verwendung des Alt-Attributs wird sichergestellt, dass diese Informationen in kohärenter Weise präsentiert werden und die Nutzer eine einheitliche Erfahrung haben.
Ein weiteres Beispiel betrifft die Beschriftung von Formularelementen. Wenn ein Formular auf einer Website vorhanden ist, sollten die Beschriftungen für Eingabefelder, Kontrollkästchen und Schaltflächen eindeutig und konsistent sein. Dies hilft Benutzern, die Eingabefelder zu verstehen und auszufüllen, insbesondere für Menschen mit Sehbehinderungen oder kognitiven Einschränkungen.
Die Konsistente Identifikation hat auch Auswirkungen auf die Navigationselemente einer Website. Die Verwendung von klaren, eindeutigen und konsistenten Bezeichnungen für Menüpunkte, Links und Schaltflächen erleichtert den Benutzern die Orientierung und den Zugriff auf den gewünschten Inhalt. Wenn beispielsweise der Link zum Zurückkehren zur Startseite auf allen Seiten mit „Startseite“ beschriftet ist, können Benutzer schnell erkennen, wo sie sich befinden und wie sie navigieren können.
Die Einhaltung des Kriteriums der Konsistenten Identifikation trägt dazu bei, dass die Website für alle Benutzer leichter verständlich und bedienbar ist. Menschen mit Sehbehinderungen, kognitiven Einschränkungen oder motorischen Schwierigkeiten profitieren von der klaren Identifikation und der einheitlichen Gestaltung der Interaktionselemente.

2.4.6: Headings and Labels

Die Verwendung von Überschriften ist wichtig, um die Struktur und Hierarchie einer Webseite zu kennzeichnen. Durch die korrekte Verwendung von Überschriften können Benutzer schnell den Inhalt einer Webseite überfliegen und wichtige Informationen leicht identifizieren. Überschriften sollten in einer logischen Reihenfolge angeordnet sein, beginnend mit der Hauptüberschrift (üblicherweise die H1-Überschrift) und dann in aufsteigender Ordnung (H2, H3 usw.) für untergeordnete Abschnitte. DAs wird allerdings bereits im Erfolgskritierum Info & Relationship festgelegt. Heading and labels besagt hingegen, dass Überschriften deskriptiv sein, also den zu glieddernden Inhalt adäquat beschreiben.
Die Beschriftungen von Formularfeldern und anderen interaktiven Elementen sind ebenfalls wichtig, um den Benutzern zu helfen, ihre Funktion zu verstehen. Klare und aussagekräftige Beschriftungen ermöglichen es Benutzern, das gewünschte Formularfeld oder Element leicht zu identifizieren und korrekte Eingaben zu machen. Formularfeldbeschriftungen sollten prägnant und genau sein, um Missverständnisse oder Fehler zu vermeiden.
Um das Kriterium „Überschriften und Beschriftungen“ zu erfüllen, sollten Webentwickler sicherstellen, dass ihre Webseiten die richtige Verwendung von Überschriften gemäß den HTML-Standardtags (wie `-Tags versehen werden, um klare Beschriftungen bereitzustellen. Zum Beispiel ist „Nachname“ für das Eingabefeld für den Nachnamen besser als „Name“. Enthält eine Webseite mehr als ein Formular, sollten die Elemente jeweils unterschiedlich benannt sein oder etwa durch Fieldset sichergestellt werden, dass die Formulare nicht miteinander verwechselt werden, weil es etwa zwei Mal ein Eingabefeld für e-Mail und zwei Buttons namens „Absenden“ gibt.

Link purpose in context

Der Zweck dieses Kriteriums besteht darin, sicherzustellen, dass Links für alle Benutzer, einschließlich Menschen mit Sehbehinderungen oder kognitiven Einschränkungen, klar und verständlich sind. Durch die Verwendung aussagekräftiger und kontextbezogener Linktexte können Benutzer besser verstehen, wohin ein Link sie führen wird, ohne auf visuelle oder sonstige Kontextinformationen angewiesen zu sein.
Um das Kriterium „Link Purpose in Context“ zu erfüllen, sollten Linktexte beschreibend und eindeutig sein. Sie sollten den Benutzern eine klare Vorstellung davon vermitteln, was sie erwartet, wenn sie auf den Link klicken. Es ist wichtig, allgemeine Phrasen wie „Klicken Sie hier“ zu vermeiden, da sie keine spezifischen Informationen über das Ziel des Links liefern.
Stattdessen sollte der Linktext den Inhalt oder die Funktion des verlinkten Ziels widerspiegeln. Wenn beispielsweise ein Link auf einen Artikel mit dem Titel „Tipps für barrierefreie Webseitengestaltung“ verweist, könnte der Linktext „Barrierefreie Webseitengestaltungstipps“ lauten. Auf diese Weise haben Benutzer eine klare Vorstellung davon, wohin der Link führt, noch bevor sie ihn aktivieren.
Es ist auch wichtig sicherzustellen, dass Links im Kontext umgebenden Textes präsentiert werden. Der Text, der den Link umgibt, sollte relevante Informationen enthalten, die dem Benutzer den Zweck des Links erklären. Wenn beispielsweise ein Link in einem Absatz über barrierefreie Webentwicklung erscheint, sollte der umgebende Text Informationen liefern, die den Benutzer darauf hinweisen, dass der Link weitere Informationen zu diesem Thema enthält.
Durch die Einhaltung des Kriteriums „Link Purpose in Context“ wird die Zugänglichkeit und Benutzerfreundlichkeit einer Webseite verbessert. Benutzer können Links leichter verstehen und entscheiden, ob sie ihnen folgen möchten. Menschen mit Sehbehinderungen, die auf Bildschirmleseprogramme angewiesen sind, können mithilfe des umgebenden Textes den Zweck des Links erfassen und fundierte Entscheidungen treffen.
Die korrekte Gestaltung von Linktexten und ihre Platzierung im Kontext sind daher entscheidend, um sicherzustellen, dass Webseiten für eine breitere Zielgruppe zugänglich und benutzerfreundlich sind. Durch die Bereitstellung klarer Informationen über den Zweck von Links können Benutzer effektiv navigieren und den gewünschten Inhalt auf einer Webseite erreichen.
Es legt fest, dass Links auf einer Webseite so gestaltet sein sollten, dass Benutzer den Zweck oder das Ziel des Links verstehen können, basierend auf dem umgebenden Text oder Kontext.
Der Zweck dieses Kriteriums besteht darin, sicherzustellen, dass Links für alle Benutzer, einschließlich Menschen mit Sehbehinderungen oder kognitiven Einschränkungen, klar und verständlich sind. Durch die Verwendung aussagekräftiger und kontextbezogener Linktexte können Benutzer besser verstehen, wohin ein Link sie führen wird, ohne auf visuelle oder sonstige Kontextinformationen angewiesen zu sein.
Um das Kriterium „Link Purpose in Context“ zu erfüllen, sollten Linktexte beschreibend und eindeutig sein. Sie sollten den Benutzern eine klare Vorstellung davon vermitteln, was sie erwartet, wenn sie auf den Link klicken. Es ist wichtig, allgemeine Phrasen wie „Klicken Sie hier“ zu vermeiden, da sie keine spezifischen Informationen über das Ziel des Links liefern.
Stattdessen sollte der Linktext den Inhalt oder die Funktion des verlinkten Ziels widerspiegeln. Wenn beispielsweise ein Link auf einen Artikel mit dem Titel „Tipps für barrierefreie Webseitengestaltung“ verweist, könnte der Linktext „Barrierefreie Webseitengestaltungstipps“ lauten. Auf diese Weise haben Benutzer eine klare Vorstellung davon, wohin der Link führt, noch bevor sie ihn aktivieren.
Es ist auch wichtig sicherzustellen, dass Links im Kontext umgebenden Textes präsentiert werden. Der Text, der den Link umgibt, sollte relevante Informationen enthalten, die dem Benutzer den Zweck des Links erklären. Wenn beispielsweise ein Link in einem Absatz über barrierefreie Webentwicklung erscheint, sollte der umgebende Text Informationen liefern, die den Benutzer darauf hinweisen, dass der Link weitere Informationen zu diesem Thema enthält.
Durch die Einhaltung des Kriteriums „Link Purpose in Context“ wird die Zugänglichkeit und Benutzerfreundlichkeit einer Webseite verbessert. Benutzer können Links leichter verstehen und entscheiden, ob sie ihnen folgen möchten. Menschen mit Sehbehinderungen, die auf Bildschirmleseprogramme angewiesen sind, können mithilfe des umgebenden Textes den Zweck des Links erfassen und fundierte Entscheidungen treffen.

Lange Texte barrierefrei gestalten


Zu einem der wichtigsten Komponenten der Text-Verständlichkeit gehört die Textlänge. Sehbehinderte, Lese-Anfänger und Lese-Unerfahrene sowie Menschen mit Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörungen mögen keine langen Text-Wüsten.
Kurze Texte gehören im Internet- und vor allem im Smartphone-Zeitalter ohnehin zum guten Ton. Dabei ist Kürze kein Wert an sich. Es geht vielmehr darum, sich auf die jeweils relevanten Informationen zu beschränken und alles Unwichtige wegzulassen.
Nun ist es aber nicht immer machbar, einen Text zu kürzen. Wir wollen uns in diesem Beitrag ansehen, welche Alternativen es zum langen Text auf einer Webseite gibt.

Mehrere Unterseiten

Die einfachste Lösung ist, einen Text auf mehrere Unterseiten zu verteilen.
Aus Lesersicht ist das die schlechteste Lösung. Scrollen ist den meisten Menschen lieber als klicken. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand aussteigt ist an der Stelle, wo er weiter klicken sollte am höchsten.
Sucht man nach einer bestimmten Information, muss man sich durch mehrere Seiten durchblättern. Das macht heute noch kaum jemand.
Blinde müssen sich bei jedem Seitenaufruf neu orientieren. Bei schlecht strukturierten Webseiten ist das schwierig.

Verlinktes Inhaltsverzeichnis

Selten benötigt man alle Informationen, die in einem langen Text enthalten sind. Die Wikipedia hat dieses Problem gelöst, indem sie dem Text ein verlinktes Inhaltsverzeichnis voranstellt. Man kann zwischen Textstelle und Inhaltsverzeichnis mittels seiteninterner Links hin und herspringen.

Das Akkordeon

Eine Variante des verlinkten Inhaltsverzeichnisses, die man immer häufiger sieht ist das Akkordeon. Dabei bekommt man alle Überschriften des Textes angezeigt. Bei einem Klick auf eine Überschrift klappt der darunterliegende Text-Abschnitt aus.
Diese Variante ist für Blinde generell nutzbar. Wichtig ist, dass die ausklappbaren Elemente für den Screenreader als anklickbar erkennbar sind. Ansonsten wundert sich der Blinde, warum er lauter Überschriften, aber keine zugehörigen Infos findet. Und natürlich sollte der jeweils ausgeklappte Text-Abschnitt für den Blinden lesbar sein. Auch für alle anderen Nutzer sollte sichtbar sein, dass etwas anklickbar ist. Last not least sollte der Status, also ausgeklappt oder zugeklappt, mit ARIA kommuniziert werden.
Ein Streitpunkt ist, ob ein Ausschnitt ausgeklappt bleiben sollte, wenn man einen anderen Abschnitt anklickt. Ich halte das generell für sinnvoll, weil es sein kann, dass man sich mehrere Abschnitte parallel ansehen oder Informationen abgleichen möchte.

Welche Variante ist wann sinnvoll?

Das Verteilen vieler kurzer Texte auf mehrere Unterseiten ist heute nicht mehr zeitgemäß. Niemand hat ein Interesse daran, sorgfältig verstreute Informationen zusammen zu puzzeln.
Das verlinkte Inhaltsverzeichnis bietet sich an, wenn Texte gerne überflogen werden. Außerdem ist es sinnvoll, wenn sich jemand wahrscheinlich mehrere Teile des Textes anschauen wird. Auch bei stark verschachtelten Texten wie etwa bei langen Wikipedia-Artikeln erscheint das Inhaltsverzeichnis sinnvoll. Das Akkordeon ist meines Erachtens nur dann sinnvoll, wenn der Leser wahrscheinlich nicht den gesamten Text lesen wird, zum Beispiel bei einer FAQ. Abschnitte nicht zu umfangreich sind.
Das Akkordeon-Prinzip bietet sich an, wenn ein Text nicht nach einer bestimmten Informationshierarchie aufgebaut ist. Das heißt, man muss nicht einen bestimmten Abschnitt gelesen haben, um einen bestimmten späteren Abschnitt zu verstehe. Sind bestimmte Informationen in jedem Fall notwendig, sollten sie vorangestellt und immer ohne Klick sichtbar sein.
Gerade für die ellenlangen FAQs bietet sich das Akkordeon an. Es kommt selten vor, dass man sich alle Fragen und Antworten durchlesen muss oder möchte.
Ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Leser den gesamten Text lesen wird, etwa bei Unterhaltungstexten, sollte er vollständig auf einer Seite sein. Ein verlinktes Inhaltsverzeichnis stört im Grunde niemanden, ist aber tatsächlich erst notwendig, wenn der Text überlang ist. Wenn also die Wahrscheinlichkeit, dass der Text in einem Rutsch durchgelesen wird eher gering ist. Außerdem ist ein verlinktes Inhaltsverzeichnis vor allem sinnvoll, wenn die Text-Überschriften, aus denen es generiert wird selbst erklärend sind. In Unterhaltungstexten werden eher Teaser-Überschriften eingesetzt, die nicht selbst-erklärend sind.

Fließtext-Wüsten vermeiden

Für die Lesenden ist nichts schlimmer als Fließtext-Wüsten, das heißt, ein Absatz nach dem Anderen. Wichtig ist vor allem bei Online-Texten Abwechselung reinzubringen. Das hat zwei Vorteile: 1. lockert es den Text ein wenig auf und 2. schafft jedes Element zusätzliche Orientierung in langen Texten. Abwechslung kann etwa geschehen durch

  • Überschriften
  • Aufzählungen und eingerückte Zitate
  • Tabellen
  • Bilder und Infografiken
  • durch Umrahmung oder Farben hervorgehobene Textboxen

Wenig hilfreich sind hingegen Fettungen oder kursiver Text, da sie oft nicht gesehen werden bzw. Kursiv auch die Lesbarkeit verschlechtern kann.
Making long Online Texts accessible

Mythen zur digitalen Barrierefreiheit


Ein Großteil der Gesellschaft ist mittlerweile stark von digitalen Technologien abhängig. Doch trotz der weitreichenden Vorteile, die sie bieten, sind viele digitale Inhalte und Plattformen nach wie vor nicht barrierefrei gestaltet. Die digitale Barrierefreiheit spielt jedoch eine entscheidende Rolle für die Chancengleichheit und Inklusion für Menschen mit Behinderungen. Leider gibt es auch heute noch viele Mythen und Missverständnisse rund um dieses Thema. Im Folgenden sollen einige der häufigsten Mythen zur digitalen Barrierefreiheit entlarvt werden:

Mythos 1: Barrierefreiheit ist nur relevant für behinderte Menschen

Dies ist einer der größten Irrtümer. Tatsächlich profitieren von barrierefreien digitalen Inhalten und Plattformen viele Menschen, nicht nur diejenigen mit Behinderungen. Dazu gehören ältere Menschen, Menschen mit vorübergehenden Beeinträchtigungen, Menschen mit geringer Lesefähigkeit oder Menschen, die sich in einer Umgebung befinden, in der sie Ton oder Video nicht abspielen können. Barrierefreiheit verbessert die Benutzererfahrung für alle und ermöglicht es jedem, gleichberechtigt am digitalen Leben teilzuhaben.

Mythos 2: Barrierefreiheit bedeutet, dass man auf bestimmte Designs oder Funktionen verzichten muss.

Dies ist definitiv ein weit verbreiteter Mythos. Barrierefreiheit bezieht sich nicht darauf, bestimmte Design- oder Funktionsaspekte zu opfern, sondern darauf, sie so zu gestalten, dass sie für alle zugänglich sind. Es geht darum, digitale Inhalte so zu entwickeln, dass sie von allen Menschen, unabhängig von ihren individuellen Fähigkeiten, verstanden und genutzt werden können. Barrierefreies Design kann durch kluge Planung und Implementierung erreicht werden, ohne Kompromisse bei der Ästhetik oder der Funktionalität eingehen zu müssen.

Mythos 3: Barrierefreiheit ist zu teuer und aufwendig.

Es ist wahr, dass die Implementierung von barrierefreien Funktionen und Designs zusätzliche Kosten verursachen kann. Aber es ist wichtig, dies als eine langfristige Investition zu betrachten. Indem man von Anfang an barrierefreie Prinzipien in den Entwicklungsprozess integriert, können spätere Kosten für Nachbesserungen oder Klagen vermieden werden. Darüber hinaus gibt es viele Ressourcen und Richtlinien, die Unternehmen und Entwicklern helfen, barrierefreie Lösungen kostengünstig zu implementieren.

Mythos 4: Barrierefreiheit ist nur für staatliche Einrichtungen oder große Unternehmen relevant.

Barrierefreiheit betrifft nicht nur staatliche Einrichtungen oder große Unternehmen. Tatsächlich gibt es in vielen Ländern gesetzliche Bestimmungen, die die digitale Barrierefreiheit für alle Organisationen, unabhängig von ihrer Größe, vorschreiben. Jede Webseite, jeder Online-Shop oder jede mobile App sollte barrierefrei sein, um allen Nutzern gerecht zu werden.

Mythos 5: Barrierefreiheit ist ein einmaliger Prozess

Die digitale Barrierefreiheit ist keine einmalige Aufgabe, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Technologien und Standards entwickeln sich ständig weiter, und es ist wichtig, dass barrierefreie Designs und Funktionen mit den neuesten Entwicklungen Schritt halten. Eine regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung der digitalen Inhalte ist notwendig, um sicherzustellen, dass sie für alle Nutzer zugänglich bleiben.

Mit Mythen aufräumen

Mittlerweile ist meine erste Folie in Veranstaltungen, wo vor allem Neulinge zur Barrierefreiheit dabei sind, mit diesen und anderen Mythen aufzuräumen. Das packt die Leute meistens an einer empfindlichen Stelle, weil sie viele dieser Gedanken wahrscheinlich selbst schon gehabt haben. Auch wenn das Publikum freiwillig zu dir kommt, sollte man es dort abholen, wo es steht.
Barrierefreiheit scheitert nicht an der Komplexität, sondern am Prozess

ChatGPT und Co. – das Potential der Künstlichen Intelligenz für digitale Barrierefreiheit


Ich rede hier nicht unbedingt über die Dinge, die KI heute schon kann, vor allem nicht einwandfrei, sondern über das Potenzial, welches sie meines Erachtens in absehbarer Zeit haben könnte.
Was ChatGPT und andere generative Technologien beherrschen ist die Komposition bestehenden Wissens. Man findet alles, was eine Google-Suche auch bringen würde, allerdings in der Regel kompakter als die Wikipedia. Man kann also Antworten auf Fragen bekommen – eine enorme Erleichterung für Menschen, welche nicht über ausgefeilte Recherche-Fähigkeiten oder Zugang zu Datenbanken verfügen. Also die große Mehrheit der Menschheit. Die Wikipedia mag alles Mögliche sein, aber für viele Menschen ist sie größtenteils unverständlich.
Es ist richtig, das ChatGPT auch falsche Antworten produziert. Ich habe zum Beispiel nach Studien zur Barrierefreiheit im Finance Bereich gefragt. ChatGPT hat mir fünf Studien genannt, von denen 4 über Google nicht auffindbar waren, die es also wahrscheinlich nicht gibt. Aber auch andere Menschen und Google fördern falsche Antworten zu anderen Themen zutage. Die Frage ist, ob man die Qualität einer Anwendung völlig daran messen möchte, welche Fragen man ihr gezielt stellt, um sie aufs Glatteis zu führen.
An dieser Stelle möchte ich ein paar der Kritikpunkte aufgreifen, die ich gehört habe.
Es wird gesagt, KI könne Bilder nicht adäquat beschreiben, weil es die Intention des Bereit-Stellenden nicht kenne. Das ist korrekt, aber 1. würde das ein anderer unbeteiligter Mensch auch nicht wissen und 2. besteht ja das Interessante an ChatGPT, dass man Rückfragen stellen kann, kann ich bei einem Menschen auch und er wird wahrscheinlich nicht antworten. Die KI ist geduldig und variiert ihre Antworten, viele Menschen sind das nicht.
Das nächste Argument ist der Bias der Maschine. Natürlich kann man auch durch Software diskriminiert werden, wenn hier nur Diskriminierung reproduziert wird. Aber auch hier gilt: 1. Reproduziert die Software nur menschliche Vorurteile und 2. kann eine Maschine wirklich neutral sein, während ein Mensch immer Gefangener seiner Vorurteile ist. Wer an Anti-Bias-Training glaubt hat sich nie mit den Wirkungen von Training und verfestigten Annahmen beschäftigt. Wir sind solange tolerant, solange wir dem Anderen aus dem Weg gehen können.
Auch das Argument über die mangelhafte Qualität von Texten und Bild-Beschreibungen ist richtig. Was bisher öffentlich zugänglich ist, würde ich als nett bis unbrauchbar kategorisieren. Es gibt mittlerweile einige Anwendungen, die Szenen beschreiben oder einzelne Objekte auf Bildern erkennen können. Aber auch hier sehe ich großes Potential. Das Problem heute ist, dass Bilder einmal beschrieben werden und Blinde sich damit begnügen müssen. Einige wollen aber eine knappe, andere eine ausführliche Beschreibung. Bei komplexen Informationsgrafiken umfasst eine Beschreibung selten genau das, was man haben möchte. Bei einer KI kann ich Rückfragen stellen. Aber das kann ich doch auch bei einem Menschen tun? Richtig, aber einer KI wird das nicht langweilig oder ungeduldig (es sei denn, es ist Marvin aus dem Anhalter durch die Galaxis). Man möchte als blinde Person nicht immer vom Good Will oder der Laune einer sehenden Person abhängig sein und vielleicht gibt es auch Dinge, die man selbst einer Person nicht unbedingt zeigen möchte, der man vertraut. Eine entsprechend trainierte KI sollte in der Lage sein, komplexe Informationsgrafiken aus Studium und Beruf halbwegs adäquat zu beschreiben. Infografiken bestehen aus Strukturen, Mustern und Beschriftungen, die mit Machine Learning gut zu erfassen sein sollten, insbesondere wenn sie als Vektorgrafiken vorliegen, wenn die KI also auf den zugrunde liegenden Code zugreifen kann.
Nicht unmittelbar mit Behinderung zusammenhängt das Argument der begrenzten Intelligenz: Software aggregiert heute vor allem zugängliche Informationen. Sie könnte keinen Mozart oder Shakespeare produzieren. Auch das Argument ist korrekt. Allerdings sind 99,9 Prozent der Menschen ebenfalls nicht dazu in der Lage. Die Kreativität der Webdesigner:Innen besteht vor allem in der Frage, ob die Schrift 12 oder 13 Pixel groß sein soll und welche Farben wo hin gepackt werden. Nichts für ungut, aber wenn man ihnen ihre Fonts und die Farben wegnimmt, sehen alle Webseiten gerade auf Smartphones relativ gleich aus. Andere kreative Werke wie Popsongs oder Bücher bestehen aus wiederkehrenden und abgewandelten Mustern. Wir sind nicht so weit davon entfernt, dass eine KI einen Grisham oder einen Eminem-Song erstellt. In den meisten Werken steckt vielleicht zehn Prozent Kreativität, der Rest ist Routinearbeit wie das Ausformulieren von Szenen, das Entwickeln von Figuren oder Schauplätzen. Das heißt, ich könnte ein paar Ideen formulieren und der KI sagen, sie soll einen Roman im Stile von Agatha Christie dazu schreiben, dann noch ein bisschen Fein-Tuning und fertig ist der Bestseller. Utopisch? Vielleicht heute, aber in absehbarer Zukunft wahrscheinlich möglich.
Schon heute gibt es Programmier-Assistenten wie Copilot, die dem Vernehmen nach die Programmierung erleichtert und den Code verbessern. Mehr wollen wir aktuell gar nicht, wir brauchen Tools, die uns lästige oder überflüssige Arbeit abnehmen. Die Kritik erinnert ein wenig an die Urzeiten von Office, wo einige meinten, Typographen können Dokumente besser gestalten und Excel würde sich ständig verrechnen.
Automatiserte Tests auf digitale Barrierefreiheit sind möglich. Entgegen landläufiger Ansicht ist Barrierefreiheit nicht von der Test-Automatisierung ausgeschlossen. Das gängige Tools bisher nicht sonderlich gut funktionieren, liegt daran, dass sich kaum einer der großen Player in diesem Bereich betätigt. Bild-Beschreibung mit einem Bild abgleichen, Links als sinnvoll erkennen, Formular-Beschriftungen analysieren – das alles sind Dinge, die sich automatisieren lassen.
Das General-Argument sind die bisher sehr begrenzten Fähigkeiten der KI. Das ist nun ziemlicher Unsinn. Es ist so, als ob ich einen Dreijährigen kritisiere, weil er noch nicht flüssig sprechen oder schreiben kann. Ja, die Möglichkeiten sind aktuell begrenzt. Aber wir sind nach wie vor am Anfang der Entwicklung. Maschinelles Lernen zeichnet sich eben dadurch aus, dass sie immer besser werden kann.
Menschen können besser Texte übersetzen bzw. vereinfachen oder Bilder beschreiben. Einige Menschen, nicht alle. Es gibt gute von KI übersetzte Texte oder Bild-Beschreibungen und es gibt sauschlechte von Menschen erstellte Übersetzungen oder Bild-Beschreibungen. Es stimmt eben nicht, dass ein Mensch automatisch alles besser macht. Ich habe so viele schlechte Übersetzungen aus dem Englischen gesehen, dass sich DeepL jederzeit den Vorzug geben würde. Bei Leichter Sprache ist das noch evidenter: Es gibt da draußen jede Menge Übersetzer:Innen mit mäßiger bis schlechter Qualität. Die WCAG wird bald 25 Jahre alt und wir sprechen wie am ersten Tag immer noch über Bild-Beschreibungen und semantisches HTML, die menschliche Intelligenz scheint gescheitert, vielleicht sollten wir der KI eine Chance geben.
Ich finde den Vergleich einer KI mit einem Experten weniger hilfreich. Die KI sollte vielmehr mit einem Durchschnitts-Menschen verglichen werden und dann schneidet sie häufig besser ab. Ein Experte wird, heute zumindest, oft bessere Ergebnisse erzielen. M.E. ist es aber auch hier nur eine Frage der Zeit, bis speziell trainierte Anwendungen stehen, die mit Experten mithalten können. Das ist durchaus sinnvoll: Die Spezialisierung hat auch innerhalb der Professionen immer weiter zugenommen. Kein Mensch ist heute in der Lage, selbst innerhalb eines relativ kleinen Spezialgebietes alles zu überblicken. Ein Experten-System könnte zum Beispiel für eine Wissenschaftlerin oder Ärztin sehr hilfreich sein. Oder – meine A11Y-Bodies werden mich dafür steinigen, Fragen zur digitalen Barrierefreiheit kompetent beantworten. Falls es jemand noch nicht mitbekommen hat – es gibt einen Mangel an Fachkräften, der in absehbarer Zeit nicht behoben werden kann.
Auch hier sehe ich Vorteile für die digitale Barrierefreiheit. Ich empfehle vor allem Neulingen im Thema, zumindest zwei Artikel von verschiedenen Quellen zu einem Thema zu lesen, weil man in der Szene zu teils schwierigen Einschätzungen und Rechthaberei neigt. Die KI könnte die Essenz mehrerer Artikel aggregieren und damit die Mühe abnehmen, viele verschiedene Meinungen abzugleichen.

Technik-Konservatismus in der Szene

Natürlich ist Kritik immer legitim und hilft uns auch weiter. Mir gefällt nur diese etwas arrogante Art nicht, in welcher Kritik in DE häufig angebracht wird. Das verstellt oft den Blick auf das, was möglich ist. Telefonieren in der Anfangszeit des Telefons – sauschlechte Qualität, Internet in Modem-Zeiten zu langsam, bei Pferden musste man nicht kurbeln etc. pp. Wenn man ebenso kritisch an grüne Technologien wie Dämm-Materialien, Solarzellen oder Wind-Anlagen gehen würde, ginge gar nichts mehr voran.
Richtig ist, dass unter KI allgemein und speziell bei KI und Barrierefreiheit viel Schrott verkauft wird. Das sind zum Beispiel die sogenannten Overlays oder Toolbars, also Tools, die automatische Barrierefreiheit versprechen, aber in Wirklichkeit die Barrierefreiheit verschlechtern. Automatisch erzeugte Bildbeschreibungen haben bisher enttäuscht. Und auch bei seriösen Organisationen muss man den gesunden Menschenverstand einschalten. Die US-Amerikaner drehen beim Marketing gerne mal drei Stufen höher: Da ist von „revolution“ die Rede, auch wenn es sich nur um kleine Verbesserungen handelt. Andererseits scheint es mir auch in der Szene Leute zu geben, die glauben, alles solle wie vor zehn Jahren manuell getestet werden, als ob das noch state of the art wäre. Test-Automatisierung ist eines der großen Themen im Software-Testing und wir haben diesen Zug verpasst. Wenn wir digitale Barrierefreiheit in dem Tempo bearbeiten wie in den letzten 20 Jahren, dann werden wir nicht wesentlich weiter kommen als heute. Die Deutschen sind hier besonders kritisch, aber auch die internationale Szene scheint sich im Großen und Ganzen der Entwicklung verschließen zu wollen. Die Grenze zwischen Technik-Kritik zum Technik-Konservatismus ist m.e. bei vielen Leuten überschritten. Ziel sollte es nicht sein, sich der technischen Entwicklung zu verschließen, sondern Defizite aufzuzeigen und sie weiter zu verbessern.
Mir scheint auch, dass hier der demografische Wandel zuschlägt. Viele Pioniere kommen jetzt in ein Alter, wo sie – so scheint es mir – der technischen Entwicklung eher negativ gegenüberstehen. Wenn man es 20 Jahre lang so gemacht hat, dann gibt es keinen Anlass, das zu ändern.
Wie bei vielen Entwicklungen gibt es auch bei KI gute und schlechte Seiten. Das WWW hat sowohl Minderheiten als auch Rechte und Verschwörungs-Idioten lauter gemacht. KI hat viel Potenzial für Überwachung und Manipulation. Sie kann aber auch den Zugang für benachteiligte Menschen erleichtern, indem sie zum Beispiel das Coding einfacher Lösungen vereinfacht oder Texte auf verschiedenen Stufen verständlicher macht, in dem sie Texte übersetzt oder orthografische Fehler korrigiert. Das sind Probleme, welche viele von uns nicht kennen, aber für viele andere Menschen hilfreich oder gar existenziell sind.
Ich träume von einem Tool, dass Menschen mit technischen Problemen hilft, digitale Anwendungen zu nutzen. Es könnte den Aufbau einer Anwendung analysieren und der Nutzerin dabei helfen, Aufgaben zu erledigen, indem sie schrittweise durch die jeweilige Aufgabe durchgeführt wird.
Generell glaube ich nach wie vor an das Potenzial sprach-basierter Assistenzen. Wie oben gesagt, kann ChatGPT nicht nur Infos aus der Wikipedia vorlesen – wenig hilfreich für Personen mit geringer Text-Verständnis-Erfahrung – sondern Informationen verständlich zusammenfassen und Rückfragen beantworten. Das wäre ein interessantes Tool für funktionale Analphabeten oder für die Nachhilfe.
Ein weiteres Thema ist Speech to text. Speech to text ist eine relativ einfache Methode, um Computer zu steuern. Allerdings ist es für viele Menschen aufgrund von Ausspracheproblemen nicht möglich, diese Methode zu nutzen. Durch Machine Learning könnte die Software allmählich auch Stimmen verstehen, die weniger gut artikuliert sind.

Abschließende Gedanken

Die KI ist nach der Evolutionstheorie die neue große Kränkung vor allem der Kopf-Menschen. Da sitzen wir stundenlang an einem Text oder einem Code und eine Software – auch von Menschen entwickelt – kann etwas Vergleichbares in wenigen Sekunden generieren und vielleicht sogar besser. Jeder denkt, dass die KI viele Jobs überflüssig machen könnte, nur die eigene Arbeit nicht. Aber ich behaupte mal, dass sich jede Arbeit, die am Computer gemacht wird, zumindest ein Stück weit von KI erledigen lässt. Die KI kann aber nicht auf unsere Kinder aufpassen, unsere Eltern pflegen, unsere Wohnungen bauen oder unseren Müll wegbringen. Das sind Leute, für die wir wenig Respekt haben – und auch wenig Mitleid, wenn ihre Arbeit wie bei den Bergarbeitern abgeschafft oder in den Fabriken von Maschinen übernommen wurden. Das Ende vieler kleiner Bauernhöfe quitieren wir mit einem Achselzucken, bevor wir uns dem nächsten Nonsens von Elon Musk zuwenden. Aber unsere Arbeit muss unbedingt erhalten bleiben, wir sind schließlich kreativ. Es erinnert ein wenig an Debatten, die zu Beginn der industriellen Produktion stattgefunden haben mögen. Damals war die Herstellung von Gegenständen, Kleidung oder Möbel ein echtes Handwerk, so wie es heute die Kultur ist. Das Handwerk gibt es nach wie vor, nur dass es sich auf spezielle Bereiche konzentriert. Ebenso wird die Massenproduktion aus Hollywood von KI unterstützt oder komplett übernommen. Übrig bleiben die wenigen wirklich fähigen Personen, die außergewöhnliche Dinge machen. Man kann dagegen protestieren oder es blöd finden, aber damit wird man es eben so wenig verhindern wie die Industrieproduktion von Alltags-Gegenständen.
Naturgemäß sind die meisten von uns Informations-Profis – das bringt die Tätigkeit mit sich. Mir fehlt aber die Perspektive derjenigen die das nicht sind in den hochnäsigen Beiträgen einiger Zeitgenossen. Es fehlt das Verständnis für die Herausforderungen jener, die mit der Informationsflut nicht umgehen können.
Man sollte den Begriff Künstliche Intelligenz als das nehmen, was er aussagt: Maschinelle Intelligenz ungleich menschliche Intelligenz. Der englische Begriff Intelligence ist nicht identisch mit dem deutschen Begriff Intelligenz. Er meint unter anderem Datenverarbeitung. KI wird auf absehbare Zeit keine menschliche Intelligenz oder gar Arbeitskraft vollständig ersetzen und darum geht es auch nicht. Ebensowenig passen die Begriffe lernen, verstehen und wissen bei Computern, wenn damit das Gleiche ausgedrückt werden soll, was bei Wesen mit einem biologischen Gehirn stattfindet. Mangels besserer Begriffe kann man diese Konzepte meines Erachtens aber verwenden und sollte seine Kritik nicht daran aufhängen. Nur nebenbei sei erwähnt, dass es für den Begriff Intelligenz keine allgemein akzeptierte Definition gibt.
Die Argumentation gegen KI in der Barrierefreiheit geht von einigen – aus meiner Sicht falschen Prämissen aus:

  • Experten können es im Großen und Ganzen besser – das Argument habe ich oben angesprochen. Experten neigen dazu, kleine Divas zu sein und können ziemlich viel Unsinn reden. Fragen Sie drei Experten und Sie erhalten sechs Meinungen (und alle können richtig sein). Abgesehen davon habe ich schon genug Unsinn von Barrierefreiheits-Expert:Innen gehört, um damit ein weiteres Buch zu füllen, leider mache ich keine Comics.
  • Weiterhin ist es Quatsch, den Gegensatz von KI gegen Mensch aufzumachen. Ich kenne keinen Menschen, der Spaß an der Erstellung von Video-Transkripten hat. Es gibt nicht genug Arbeitskraft, um alle Dokumente zu taggen, alle Videos zu beschreiben oder alle Inhalte in Leichte Sprache zu übersetzen. Die Alternative heißt nicht KI oder Mensch, sondern in vielen Fällen KI oder nichts. Wir haben nicht nur einen Mangel an Fachkräften, wir haben einen Mangel an Arbeitskraft, An Arbeitszeit und an finanziellen Ressourcen.
  • Ein Argument ist, dass es ohne Beratung/Erklärung nicht geht. Das Argument ist richtig, aber Beratung muss nicht durch einen Menschen erfolgen. Ich glaube sogar, dass die Hemmungen, mit einem Bot zu chatten geringer sind als mit einem Menschen. Einige – nicht alle – Personen sind recht schwierig im persönlichen Umgang oder erklären Dinge so kompliziert, dass man sie nicht versteht. Sie kennen sicher die Situation, dass Sie gerne nachfragen würden, es aber bei Ihrem Gegenüber aus irgendeinem Grund nicht tun wollen. Einen Chatbot können Sie ausquetschen und er wird Ihnen nicht mit Überheblichkeit antworten. Die Prämisse ist falsch, dass nur ein Mensch korrekt und adäquat antworten kann, wenn die Software entsprechend trainiert wurde, kann sie das ebensogut oder besser. Ich zumindest hätte kein Problem, mit einer Maschine zu quatschen, ihr ist auch egal, ob man die Kamera aktiv hat oder ob man im Schlabberpulli vor ihr sitzt.

Verstehen Sie mich nicht falsch: KI wird sicher nicht alle Probleme der Menschheit oder der Barrierefreiheit lösen, ebensowenig wie es das WWW, die Gen- oder Nanotechnik oder die Robotik getan haben bzw. tun werden. Alle diese Technologien unterlagen einem gewissen Hype. Aber diese Technologien haben auch tatsächlich Vorteile gebracht und es geht vor allem darum, diese Vorteile den Menschen und nicht milliardenschweren Konzernen zu bringen, damit sie noch ein paar Euro mehr verdienen können. Wenn wir in der EU das Potenzial dieser Technik nicht bergen, dann werden Andere es an unserer Stelle tun und dann werden sie bestimmen, was damit passiert, so wie es heute bei den meisten Web-Plattformen der Fall ist. Technik und Automatisierung werden nicht alle Probleme der Barrierefreiheit lösen, aber sie kann einen großen Teil der Probleme absehbar lösen.
Die Antwort ist wie so oft Open Source, niemand kann ein Interesse daran haben, dass ein paar Groß-Konzerne diese Technologie kontrollieren und nach Gutdünken nutzen. Aktuell tut sich hier viel und wir können darauf hoffen, dass die OpenSource-Gemeinde hier große Dinge leisten wird.

Zum Weiterlesen

Cognitive Bias – kognitive Verzerrungen und Barrierefreiheit


Cognitive Bias oder kognitive Verzerrung und Barrierefreiheit sind zwei Konzepte, die häufig in Verbindung miteinander diskutiert werden. Kognitive Verzerrungen sind mentale Abkürzungen, die unser Gehirn nutzt, um Informationen schnell zu verarbeiten.
Kognitive Voreingenommenheit kann die Barrierefreiheit auf verschiedene Weise beeinflussen. Bestätigungsfehler sind beispielsweise die Tendenz, Informationen so zu suchen und zu interpretieren, dass unsere bereits vorhandenen Überzeugungen bestätigt werden. Dies kann dazu führen, dass die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen nicht berücksichtigt werden, da der Einzelne glaubt, dass nur seine eigenen Erfahrungen und Sichtweisen von Bedeutung sind. Dies kann zu Produkten, Dienstleistungen und Umgebungen führen, die für Menschen mit Behinderungen nicht zugänglich sind, da ihre Bedürfnisse während des Designprozesses nicht berücksichtigt wurden. Ein typisches Beispiel sind Webseiten-Betreiber, die ihre Webseite nicht barrierefrei machen, weil sie keine behinderten Kunden zu haben glauben. Ein Apotheker wollte sein Ladengeschäft nicht stufenfrei zugänglich machen, weil er keine Kunden habe, die mit der Stufe nicht zurecht kämen. Der Hinweis sollte auf der Hand liegen: Natürlich können Leute, die keine Treppen steigen können nicht in sein Laden-Geschäft kommen.
Ein weiteres Beispiel dafür, wie sich kognitive Voreingenommenheit auf die Barrierefreiheit auswirken kann, ist die Verfügbarkeitsheuristik, d. h. die Tendenz, sich bei Entscheidungen auf Informationen zu verlassen, die leicht verfügbar sind. Im Zusammenhang mit der Barrierefreiheit kann dies dazu führen, dass man sich auf die Gestaltung für die häufigsten Behinderungen, wie z. B. Blinden konzentriert und die Bedürfnisse von Menschen mit weniger häufigen Behinderungen außer Acht lässt. Das zeigt übrigens auch, dass Biases nicht nur bei Nicht-Behinderten, sondern auch bei behinderten Menschen vorliegen kann.
Um diesen kognitiven Verzerrungen entgegenzuwirken und die Barrierefreiheit zu fördern, ist es wichtig, integrative Designpraktiken anzuwenden. Inklusives Design ist ein Designansatz, der die Vielfalt der Nutzer berücksichtigt und dafür sorgt, dass Produkte, Dienstleistungen und Umgebungen für alle zugänglich und nutzbar sind. Dazu kann es gehören, Menschen mit Behinderungen in den Designprozess einzubeziehen, mehrere Informationsquellen für die Entscheidungsfindung heranzuziehen und während des gesamten Designprozesses Zugänglichkeitstests durchzuführen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass kognitive Voreingenommenheit und Zugänglichkeit zwei eng miteinander verknüpfte Konzepte sind, und dass der Umgang mit kognitiven Voreingenommenheiten für die Schaffung inklusiver und zugänglicher Produkte, Dienstleistungen und Umgebungen unerlässlich ist. Durch die Anwendung integrativer Designpraktiken können wir Lösungen schaffen, die die Bedürfnisse aller Benutzer erfüllen, unabhängig von ihren Fähigkeiten.

Ist es die Barrierefreiheit oder sitzt das Problem vor dem Bildschirm?


Es gibt eine große Herausforderung, die mit der zunehmenden Digitalisierung immer größer wird: Es gibt Menschen, die auch mit relativ barrierefreien Lösungen nicht zurechtkommen.
In meiner Schulung habe ich irgendwo immer eine Folie, wo es um die Frage geht, wie sich Barrierefreiheits- von persönlichen Herausforderungen abgrenzen lassen. Mich erreichen unzählige Anfragen dazu, die sich in zwei Kategorien einteilen lassen:

  • Persönliche Vorlieben
  • Geringe Erfahrung mit digitalen Technologien

Diese Herausforderungen nehmen, wie oben gesagt zu, weil viele Prozesse im Wesentlichen nur noch digital stattfinden. Wissen Sie noch, wann Sie das letzte Mal eine Überweisung ausgefüllt haben? Ein Ticket an einem Schalter gekauft? Eine Pizza telefonisch bestellt? Eine Straßenkarte aufgeschlagen? Eine Nummer in einem gedruckten Telefonbuch oder den gedruckten Gelben Seiten nachgeschlagen? Ich zumindest nicht und wahrscheinlich wird das in absehbarer Zeit so exotisch sein wie die Dame vom Amt, welche Telefonate händisch vermitteln sollte. Für unsereins ist das hakelig, aber machbar.
Andererseits habe ich nicht wenige Leute vor mir, die diese Dinge nie in ihrem Leben gemacht haben – und sie sind teils viel jünger als ich. Ich habe Blinde, die ich sehr mühsam durch Zoom führen muss, ein Programm, dessen Basis-Funktionen ich für völlig unproblematisch halte. Ich habe Leute, die kein Online-Banking machen, weil sie es nicht wollen oder können.
Nun ist es korrekt, dass viele Anwendungen von der Barrierefreiheit her konform, aber dennoch katastrophal in der Nutzung sind. Viele erfahrene Blinde würden mir da zustimmen.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass man an einem gewissem Maß an Komplexität nicht vorbeikommt. Man kann keine Überweisung auf ein fremdes Konto machen, ohne eine IBAN einzugeben, Artikel ohne Empfänger-Adresse bestellen oder Tickets ohne Angabe von Anfahrts- und Ankunftsort kaufen. Eine zusätzliche, aber leider notwendige Aufgabe sind die Sicherheits-Abfragen. Auch sie lassen sich sicherlich komfortabler lösen, aber dass sie da sein müssen, steht wohl außer Zweifel.
Natürlich kann man all das, schlechte Benutzbarkeit trotz formaler Barrierefreiheit und die Sicherheits-Mechanismen als zusätzliche Barrieren verbuchen, das löst das Problem allerdings nicht.
Ein weiterer Faktor scheint hier allerdings auch teilweise die mangelhafte Stabilität der verschiedenen Bestandteile zu sein. Bei mir stürzen mehrfach am Tag Programme ab und ich bin mir relativ sicher, dass es am Zusammenspiel zwischen Client und assistiver Technologie liegt. Meine Vergangenheit mit Zoomtext und Fusion liegt auch schon zig Jahre zurück, doch damals habe ich ähnliche Erfahrungen gemacht, die bis heute von einigen Leuten auch bestätigt werden, mit denen ich Kontakt habe. Was die Hersteller von assistiven Technologien da verkaufen, ist teilweise echter verbugter Schrott.
Im Endeffekt liegt es aber auch am mangelhaften Training der betroffenen Personen – sowohl was die Computer-Nutzung als auch was den Umgang mit assistiven Technologien angeht. Da werden 3000 € für eine Jaws-Lizenz ausgegeben, aber die 200 € für das Training werden eingespart. Zumindest die Basics müssen die Leute draufhaben und das scheint bei vielen Betroffenen nicht der Fall zu sein.
Klar, wir können davon träumen, dass die Software-Qualität in den nächsten Jahren immens zunehmen wird. Aber das wird wahrscheinlich nicht passieren. Auch die Revolution in der assistiven Technologie, auf die ich ein wenig hoffe, wird in absehbarer Zeit nicht eintreten, weil wir nicht genügend Leute davon überzeugen können, daran zu arbeiten. Ich stelle mir zum Beispiel eine Software vor, welche behinderten Menschen bei der Nutzung komplexer Benutzeroberflächen assistiert.
Leider ist es so, dass diese Menschen nicht nur von mehr oder weniger verzichtbaren Goodies abgeschnitten sind. Es ist bequemer, sein Banking von zuhause zu machen, aber das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass die Arbeit der Gegenwart und der Zukunft im Büro-Bereich vor allem die Arbeit mit komplexen Software-Tools ist. Ein Dokument in Word formatieren, ein paar Formeln in Excel schreiben, damit ist es heute nicht mehr getan. Vielmehr haben wir zahllose browser-basierte Tools, an denen man nicht vorbeikommt und die auch nicht durch eine Assistenz übernommen werden können, weil sie ja zu unserer Arbeit gehören. Das heißt, die Arbeitgeberinnen können Personen nicht einstellen, welche diese Programme nicht benutzen können, weil Probleme auf dieser Ebene nicht mit ein paar Jaws-Skripts gelöst werden können.
Um die Eingangsfrage zu beantworten: Wir müssen beide Bereiche angehen, das hinter und das vor dem Bildschirm. Dazu gehört aber auch, dass die Verantwortung nicht immer bei den Software-Herstellern liegt, sondern auch an jenen, denen die Erfahrung fehlt. Das ist der erste Schritte, um sie zu einer besseren Computernutzung zu ermächtigen.

Is it accessibility or is the problem the disabled person?

Neuro-Diversität und Barrierefreiheit

In den letzten Jahren hat die Gesellschaft große Fortschritte bei der Anerkennung und Einbeziehung der vielfältigen Formen der menschlichen Wahrnehmung gemacht. Das Konzept der Neurodiversität stellt die traditionelle Auffassung in Frage, dass neurologische Unterschiede lediglich Abweichungen von einer Norm sind. Stattdessen wird die inhärente Vielfalt der menschlichen Kognition gewürdigt, die Erscheinungen wie Autismus, ADHS, Legasthenie und andere neurologische Unterschiede umfasst. Parallel zum Aufschwung der Neurodiversität wird auch die Bedeutung der Barrierefreiheit zunehmend anerkannt. Sie zielt darauf ab, Barrieren zu beseitigen und integrative Umgebungen zu schaffen, die den Bedürfnissen aller Menschen gerecht werden, unabhängig von ihrer neurologischen Konstitution. Gemeinsam bilden Neurodiversität und Barrierefreiheit die Grundlage für eine integrativere und gerechtere Gesellschaft.

Was heißt Neuro-Diversität?

Neurodiversität erkennt an, dass neurologische Unterschiede einfach Variationen der menschlichen Kognition sind, ähnlich wie Unterschiede bei körperlichen Fähigkeiten oder Persönlichkeitsmerkmalen. Sie fördert die Idee, dass es sich bei diesen Unterschieden nicht um Störungen oder Defizite handelt, sondern um einzigartige Merkmale, die zur reichen Vielfalt der menschlichen Erfahrung beitragen. Neurodiversität bedeutet, sich von einem defizitorientierten Ansatz zu lösen und eine auf Stärken basierende Perspektive einzunehmen. Auf diese Weise können wir die einzigartigen Talente und Perspektiven, die neurodiverse Menschen mitbringen, wertschätzen.
Echte Inklusion lässt sich jedoch nicht allein durch einen Mentalitätswandel erreichen. Barrierefreiheit spielt eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, Räume, Produkte und Dienstleistungen für Menschen mit unterschiedlichen neurologischen Bedürfnissen zugänglich und nutzbar zu machen. Dabei geht es darum, Barrieren zu erkennen und zu beseitigen, die eine vollständige Beteiligung und ein Engagement behindern können. Im physischen Bereich kann Barrierefreiheit beispielsweise bedeuten, Rampen für Rollstuhlfahrer zu installieren oder sensorisch ansprechende Räume für Menschen zu schaffen, die auf sensorische Reize reagieren. Im digitalen Bereich könnte es bedeuten, Websites und Software zu erstellen, die mit Bildschirmlesegeräten kompatibel sind, oder integrative Benutzeroberflächen zu entwerfen, die einer Vielzahl von kognitiven Stilen gerecht werden.
Die Gewährleistung der Zugänglichkeit erstreckt sich auch auf Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten. Bildungseinrichtungen, die sich der Neurodiversität verschrieben haben, können Lehrstrategien anwenden, die den verschiedenen Lernstilen Rechnung tragen und Schülern mit unterschiedlichen neurologischen Profilen individuelle Unterstützung bieten. Ebenso können Arbeitsplätze angemessene Vorkehrungen treffen, wie z. B. flexible Arbeitszeiten oder sensorische Anpassungen, damit sich neurodiverse Mitarbeiter in ihrer Rolle wohl fühlen.

Vorteile für alle

Die Anerkennung neurodiverser Wahrnehmung führt dazu, dass Lösungen breiter gedacht werden. Vor allem wird das Denken von Verantwortlichen stärker Richtung Diversität geschubst: Eine Lösung für alle funktioniert nicht. Indem man für den Durchschnitt gestaltet, entwickelt man eine Lösung, die für niemanden richtig gut funktioniert.
Die Lösung besteht aus zwei Teilen: 1. Geht es darum, eine Lösung von vorneherein möglichst zugänglich zu gestalten. Das heißt zum Beispiel, dass Animationen möglichst
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Neurodiversität und Barrierefreiheit Hand in Hand gehen und eine Gesellschaft fördern, in der sich jeder Einzelne unabhängig von seiner neurologischen Konstitution entfalten kann. Indem wir uns das Konzept der Neurodiversität zu eigen machen und der Barrierefreiheit Vorrang einräumen, fördern wir Inklusivität, Verständnis und Chancengleichheit für alle.

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