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Barrierefreiheit von Placeholder-Texten

Screenshot Deutsche Bahn FormularPlaceholder oder Platzhalter-Texte werden in letzter Zeit wieder beliebter. Es handelt sich um Texte, die innerhalb von Eingabefeldern stehen und in der Regel verschwinden, wenn das Feld mit der Tastatur fokussiert oder mit der Maus angetippt wird bzw. wenn die Nutzerin selbst das erste Zeichen eingibt. Häufig werden die Texte anstelle einer visuellen Beschriftung oder als Zusatz-Information verwendet. Für die Barrierefreiheit gibt es eine Reihe von Problemen.

Scheinbare Vorteile

Zunächst einmal erscheinen Placeholder auf mobilen Geräten praktisch. Häufig wird die Beschriftung des Elements in das Eingabefeld gepackt, um Platz auf diesem engen Raum zu sparen. Die zweite Aufgabe kann sein, zusätzliche Informationen neben der eigentlichen Beschriftung für die Ausfüllende Person zu geben. Das heißt, es gibt eine permanente sichtbare Beschriftung und den Placeholder.

Placeholder müssen die Mindest-Kontraste erfüllen

Placeholder haben in der Regel einen geringen Kontrast. Üblich ist ein helles Grau auf Weiß. Das Argument ist, dass die Ausfüllerin den Text nicht lesen muss, er verschwindet ja eh gleich und 2. schnell erkennen muss, dass sie diesen Text nicht eingetragen hat, also das Feld noch befüllen muss. Häufig wird hier einfach der Browser-Default für die Schrift-Farbe verwendet, die Farbe wird also gar nicht definiert, das führt aber in aller Regel zu dem gleichen Problem mit dem geringen Kontrast.
Das Problem ist , dass der Text auch wenn er unwichtig sein mag lesbar sein muss. Beide Argumente sind aus Sicht der Barrierefreiheit falsch: 1. Weiß die Ausfüllerin nicht, ob der Text wichtig ist oder nicht. 2. Weiß die Person nicht, ob das Webdesign sich für ein superhippes Design entschieden hat, wo auch der normale Text grau auf weiß ist. Sie könnte also denken, dass sie dieses Feld bereits ausgefüllt hat.
Beides muss also erfüllt sein: Der Kontrast des Placeholders muss mindestens 4,5:1 sein und der selbst eingetragene Text noch mal deutlich mehr Kontrast haben. In letzterem Fall spricht nichts gegen Schwarz auf Weiß. Glauben Sie mir, kein Kontrast-Verhältnis der Welt führt dazu, dass Ihr Formular hübsch ist oder es jemand gerne ausfüllen wird.

Placeholder als maschinen-lesbare Beschriftung ungeeignet

Das Placeholder ist weder als Label noch als maschinenlesbarer Name im Sinne SC 2.5.3: Label in Name anzusehen. Es ist also nicht als einzige Beschriftung eines Formular-Elements zulässig.
Leider ist das Placeholder-Attribut auch aus mehreren Gründen als Beschriftung oder Hilfe-Text ungeeignet.
Der Text verschwindet in der Regel, wenn das Eingabefeld fokussiert wird. Die Person, die das Feld antippt weiß eventuell nicht, was sie dort eintragen soll und muss das Feld wieder verlassen. Ein Placeholder, der stehen bleibt kann dazu führen, dass man Eingaben wie „MatthiasGeben Sie Ihren Vornamen ein“ bekommt.
Wie oben gesagt muss der Placeholder den Mindest-Kontrast erfüllen. Das kann aber dazu führen, dass eine Person denkt, sie hätte das Feld bereits befüllt oder es sei automatisch – vom Browser oder durch die Anwendung – befüllt worden. In umfangreichen Formularen kann das Problem durchaus bestehen.

Alternativen zu Placeholdern

Wie oben gesagt birgt der Placeholder zahlreiche Probleme, bringt aber bis auf ein wenig Platz-Ersparnis keine Vorteile. Generell muss im Sinne der WCAG immer eine permanente Beschriftung (Label) vorhanden sein.
Wir empfehlen generell den Verzicht auf Placeholder für Hilfe-Texte: Entweder ist der Text überflüssig oder er ist wichtig, dann hat er auch einen permanenten Platz verdient. Umstritten ist, ob der Hilfetext Teil des maschinenlesbaren Labels sein sollte, dies kann zu sehr langen Labeln führen, die eher verwirren. Aktuell wird empfohlen, Hilfetexte oder Fehlermeldungen mit Aria Described by mit dem Eingabefeld zu verknüpfen.
Daneben gibt es eine weitere Möglichkeit, das sogenannte floating label oder die schwebende Beschriftung. Die schwebende Beschriftung sieht zunächst wie ein Placeholder aus, fliegt aber bei Fokus aus dem Eingabefeld heraus, in der Regel nach oben links oder mittig. Generell ist diese Variante konform mit WCAG 2.1 AA, da ein permanentes, maschinenlesbares Label vorhanden ist. Das Kriterium 2.2.2 Pause, Stop, Hide bezieht sich auf Bewegungen, die von der Anwendung von selbst ausgelöst werden und außerdem länger als fünf Sekunden dauern, greift bei diesem Effekt also nicht.
Dennoch wird davon abgeraten. Im AAA-Kriterium 2.3.3 Animation from Interactions wären auch solche Animationen, die von der Nutzerin nicht intendiert sind verboten. Außer einem hippen Effekt bringt das auch wirklich keinen Vorteil.
Example Floating Label
Eine Alternative dazu wären Infield Top-Aligned Labels, dazu gibt es offenbar keinen deutschen Begriff. Dabei ist die Beschriftung von Anfang an dort, wo sie bei einem floating Label hinschweben würde, also oben links oder mittig innerhalb des Eingabefelds. Hiermit wäre ein bisschen Platz gespart, man hat ein maschinenlesbares permanentes Label. Natürlich muss auch hier der Mindest-Kontrast erfüllt und es sollte eine angemessene Schriftgröße verwendet werden (die allerdings nicht durch die WCAG begrenzt ist).
Beschriftung im Eingabefeld

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Kann die KI Bilder beschreiben – warum ChatGPT fast alles ändert


Update: Leider hat Google mit der Umbenennung von Bard zu Gemini die Möglichkeit abgeschafft, in der kostenlosen Version Bilder hochzuladen. Aktuell kann man aber den Link zu einem Bild hinzufügen und es beschreiben lassen.
Nach einer längeren Zeit der Stagnation, wir erinnern uns an die eher mäßig sinnvollen Alternativtexte von Facebook gibt es heute Technologien im Mainstream, die auch komplexe Grafiken recht gut beschreiben können. Darum soll es in diesem Artikel gehen.

Neue Technik – neue Herausforderungen

Im Zuge der neuen Technologien habe ich diesen Artikel aktualisiert. Noch ein kleiner Disclaimer: Mir ist bekannt, dass viele andere Blinde und Sehbehinderte meine Einschätzung nicht teilen. Leider habe ich nicht die Zeit und das Wissen, das Ganze methodisch und systematisch zu untersuchen und natürlich muss man der Technik gegenüber kritisch bleiben. Meines Erachtens ist aber die Aussage, dass eine von Menschen verfasste Beschreibung in jedem Fall besser ist als eine automatisch generierte Beschreibung nicht mehr haltbar. Während eine subjektive Beschreibung bei Kunst-Objekten berechtigt ist, ist sie bei Informationsgrafiken schwierig. Eine Sehende kann sich entscheiden, welche Faktoren aus ihrer Sicht wichtig sind, eine Blinde kann das nicht, sie braucht das gesamte Bild. Es mag sein, dass ein entsprechend geschulter Sehender das gut hinbekommt, aber dafür gibt es keine Garantie.
Das Beispiel im Video zeigt mich in einer Konversation mit Google Bard, wo man mittlerweile Bilder hochladen und um eine Beschreibung bitten kann. Hier erkennt man aber auch die Grenzen bzw. Fehler von KI: Der Taschenrechner ist nicht grau, wie Bard behauptet, sondern schwarz. Eine vollblinde Person hätte das nicht erkannt. Und Farben können durchaus relevant sein, denken wir an Schwangerschafts-Tests. Auch fällt eine gewisse Geschwätzigkeit auf: Ich frage nach der Farbe und bekomme Kontext-Infos, die in dem Zusammenhang nicht wirklich gefragt wurden. Für eine blinde Person, die Farben nicht aus eigener Erfahrung kennt, könnte das aber durchaus relevant sein. Ich habe unten im Artikel die Konversation als Text dokumentiert.

In den letzten Jahren hat die Technik der automatischen Bild-Erkennung große Fortschritte gemacht. Die Gesichtserkennung auf Fotos ist mittlerweile Mainstream und lediglich durch die DSGVO beschränkt.
Es gibt durchaus Blinde oder zumindest Leute, die ganz schlecht sehen und fotografieren. Andere wollen erfahren, was zum Teufel auf dem Foto abgebildet ist, dass sie da in ihrem überquellenden Sonstiges-Ordner gesammelt haben. Dafür wäre eine automatische Objekt-Erkennung äußerst hilfreich.
Das aktuelle iOS, der Chrome-Browser auf dem Desktop und einige Social-Media-Dienste wie Facebook haben die automatische Objekt-Erkennung auf Bildern integriert. zur Bild-Beschreibung an. Diese Beschreibungen sind nach wie vor rudimentär, vermutlich möchte man hier einfach Rechen-Kapazitäten sparen. Ausführliche Beschreibungen wie die im Video gezeigten sind sehr rechen-intensiv.

Mustererkennung und Maschinen-Lernen

Es dürfte nur eine Frage der Zeit und der Leistungsfähigkeit der Systeme sein, bis die Erkennung von Objekten in Echtzeit – also in dem Moment, in dem man das Objekt fixiert, möglich wird. Das würde die Möglichkeiten für Blinde stark erweitern: Erkennt eine App beliebigen Text in einer Umgebung wie Straßenschilder oder Displays, kann sie diese automatisch vorlesen. Apps könnten Objekte erkennen, die im Weg stehen und eine intelligente Möglichkeit zur Umgehung von Hindernissen anbieten. Voraussetzung dafür sind allerdings smarte Brillen. Selbst der geduldigste Mensch hat keine Lust, ständig das Smartphone in der Hand zu halten. Diese gibt es mittlerweile zum Beispiel in Form der Envision AI. Eine weitere Voraussetzung, die aktuell nicht erfüllt ist, dass die Verarbeitung auf dem Gerät stattfindet. Für eine Echtzeit-Erkennung ist die Verbindung zu einem Webserver und die dortige Analyse nach wie vor zu langsam.
Die Technik könnte auch bei Abbildungen im Internet genutzt werden. Alternativtexte sind vor allem im Web 2.0 unzureichend formuliert. Auf Facebook , Twitter oder WhatsApp werden viele Fotos geteilt. Die Bereitschaft der Leute, Fotos auch nur rudimentär zu beschreiben ist teils gering, teils vergessen sie es auch einfach.
Als Blinder hat man auch keine Lust, Zeit und Nerven dafür, die Leute ständig daran zu erinnern.

Automatische Bild-Beschreibungen aktuell

Wie oben erwähnt gibt es mittlerweile in vielen Systemen verfügbare automatische Bild-Beschreibungen.
Ob man dank dieser Beschreibungen die von Absender intendierte Aussage hinter dem Bild tatsächlich verstehen wird, ist leider schwierig zu beantworten. Oft genug verstehe ich den Witz auch nicht, wenn mir jemand den Bild-Inhalt erklärt.
Die Entwicklung hat sich vor allem seit ChatGPT im letzten Jahr ausdifferenziert. iOS erkennt auf einem Bild, auf dem zwei Hände abgebildet sind „Unter Wasser“, es sagt bei einem Personen-Foto „Erwachsener“. Facebook erkennt zwar Text auf einem Bild, aber wandelt den Text nicht automatisch in eine für Blinde lesbare Form um. Google Bard, Envision AI oder BeMyAI hingegen können, wie am obigen Beispiel zu sehen Grafiken ausführlich beschreiben. Die Chat-AI erweitert die Möglichkeiten deutlich, sie lässt differenzierte Bildbeschreibungen und Rückfragen zu.
Nun geraten wir auch bei Bild-Beschreibungen schnell in schwieriges Fahrwasser – ja, auch sie haben eine politische Dimension. Darf ein Algorithmus sagen, dass jemand dunkelhäutig, bärtig, älter, attraktiv, übergewichtig ist, dass er Pickel hat, eine Brille trägt, dass er traurig schaut und so weiter? Manches davon ist relativ gut automatisch ermittelbar, anderes ist Interpretation. Und manches ist politisch heikel, wenn etwa das Geschlecht oder die ethnische Gruppe falsch erkannt wird. Wahrscheinlich werden wir demnächst über solche Fragen diskutieren müssen. Denn ja, es ist einerseits oberflächlich, andererseits dürfen auch Blinde oberflächlich sein. Und ihnen sind diese Informationen nicht zugänglich, wenn sie niemanden fragen wollen und auch keine KI befragen dürfen.

Wo WoManpower gefragt ist.

Künstliche Intelligenz, Maschinenlernen und Mustererkennung stoßen an ihre Grenzen, wo komplexe Beschreibungen gefragt sind. Kunstwerke können zwar als Anreihung von Objekten beschrieben werden, aber kein Kunstliebhaber würde sich damit zufrieden geben. Frau mit langen dunklen Haaren lächelt ist eine korrekte, aber doch unzureichende Beschreibung der Mona Lisa. Aber selbst hier könnten Algorithmen helfen, eine anständige Beschreibung zu formulieren. Es ist ja keine große Sache für einen Computer, Lichtverhältnisse oder Farbkombinationen auf einem Bild zu erkennen und zu beschreiben. Auch Gedichte oder Musik-Lyrics lassen sich bisher nicht brauchbar automatisch übersetzen.
Hier kommt die WoManpower ins Spiel. Es ist schon toll, wenn ein Mensch sich hinsetzt und eine detailierte Beschreibung eines Bildes formuliert. Da aber Kunst immer eine Frage der persönlichen Perspektive ist, ist es hilfreich, möglichst viele Beschreibungen verschiedener Personen zu haben. Nebenbei profitieren auch Sehende davon, denn sie erfahren über die Beschreibung Anderer oft etwas, was sie sonst übersehen hätten. Oder habt ihr nicht den Eindruck, dass wir oft nur oberflächlich auf Landschaften oder Fotos schauen? Die Beschreibung für Blinde von was auch immer zwingt die Sehenden dazu, sich intensiver mit einer Sache zu beschäftigen, als sie es sonst tun würden.
Für ein Diagramm kann mit einem Alternativtext bestenfalls seine grobe Tendenz beschrieben werden. Die komplexen Infografiken, wie sie in Wissenschaft und Wirtschaft heute üblich sind, werden damit unzureichend beschrieben. Und seien wir mal ehrlich, wer möchte dem wissenschaftlichen, chronisch überarbeiteten und unterbezahlten Proletariat – auf die fällt das am Ende zurück – zumuten, eine solche Grafik allumfassen zu beschreiben? Wir brauchen Tools, die uns diese Aufgabe erleichtern.
Anders als bei Kunstwerken halte ich es bei strukturierten Infografiken für durchaus machbar, dass sie vernünftig von einer Software beschrieben werden können, insbesondere, wenn sie als Vektorgrafiken vorliegen, also auf den Code zurückgegriffen werden kann. Dann können Verläufe oder Farben einfach aus dem Code abgeleitet werden. Die Stärke des Machine Learnings besteht darin, dass solche Beschreibungen mit der Zeit immer besser werden können, wenn entsprechendes Trainingsmaterial vorliegt. Eine weitere Möglichkeit ist, dass kontext-abhängig Informationen aus dem Web oder aus Datenbanken abgerufen und zur Beschreibung zusätzlich herangezogen werden.
Richtig, es können immer Fehler auftreten und eine Vollblinde hat keine Chance, die Beschreibung selbständig zu validieren. Aber ich gehe davon aus, dass diese Beschreibungen immer besser und fehlerfreier werden. Der große Vorteil ist aus meiner Sicht, dass man die Ausführlichkeit und Detail-Genauigkeit einer Beschreibung nicht von dem Good Will einer dritten Person abhängig machen muss.

Fazit: Menschliche Beschreibungen werden vielleicht bald nicht mehr gebraucht

Vor einigen Jahren war ich noch pessimistischer, was automatisch generierte Bild-Beschreibungen leisten können. Vor allem die Chat-Möglichkeit hat mich umgestimmt sowie die rasante Verbesserung der Algorithmen. Perfekt ist sie nicht und wird sie vielleicht nie sein. Aber das ist aus meiner Sicht nicht der Punkt. Wichtig ist, dass Blinde mehr Selbstbestimmung bekommen und besser bei der Arbeit oder in der Bildung teilhaben können, KI kann uns ein Stück mehr Selbständigkeit geben.

Meine Unterhaltung mit Bard

Taschenrechner und Magazin nebeneinander, das Bild wird unten beschrieben
Domingos: Was ist auf diesem Bild zu sehen?

Bard: Auf dem Bild ist ein Schreibtisch zu sehen. Auf dem Schreibtisch liegen ein Kugelschreiber, ein Taschenrechner und Büroklammern. Auf dem Schreibtisch steht auch ein Business-Magazin. Das Magazin ist geöffnet und auf der Titelseite steht der Text „Business“.
Die Farben des Bildes sind eher neutral. Der Schreibtisch ist weiß, der Kugelschreiber ist schwarz, der Taschenrechner ist grau und die Büroklammern sind silber. Das Business-Magazin ist blau.
Das Bild ist von oben aufgenommen. Der Blickwinkel ist also senkrecht. Dadurch ist der Schreibtisch und die darauf liegenden Gegenstände gut zu erkennen.
Das Bild könnte auf einer Website oder in einem Magazin veröffentlicht worden sein. Es könnte auch in einem Büro oder einem anderen Arbeitsbereich aufgenommen worden sein.
Hier sind einige weitere Details, die auf dem Bild zu sehen sind:
• Der Kugelschreiber liegt auf dem Magazin.
• Der Taschenrechner liegt zwischen dem Kugelschreiber und den Büroklammern.
• Die Büroklammern liegen in einer Reihe.
• Das Business-Magazin ist geöffnet auf der Seite 1.
Ich hoffe, diese Antwort ist hilfreich.

Domingos: Welche Farbe hat der Taschenrechner?

Bard: Auf dem Bild ist die Farbe des Taschenrechners als grau dargestellt. Dies ist eine neutrale Farbe, die häufig für Bürogeräte verwendet wird. Die Farbe Grau ist nicht auffällig und lenkt nicht vom Inhalt des Bildes ab.
Es ist jedoch möglich, dass der Taschenrechner in Wirklichkeit eine andere Farbe hat. Die Farbe des Taschenrechners kann je nach Modell und Hersteller variieren. Einige Taschenrechner sind in Schwarz, Weiß oder anderen Farben erhältlich.
Um die genaue Farbe des Taschenrechners zu bestimmen, wäre es notwendig, das Bild in höherer Auflösung zu betrachten. In diesem Fall wäre es möglich, die Farbe des Taschenrechners genauer zu bestimmen.

Domingos: Ist der Taschenrechner komplett zu sehen?

Bard: Nein, der Taschenrechner ist nicht komplett zu sehen. Die obere und linke Seite des Taschenrechners sind abgeschnitten. Dadurch ist nicht zu erkennen, welche Funktionen der Taschenrechner hat.
Die rechte und untere Seite des Taschenrechners sind vollständig zu sehen. Dies ist jedoch nicht ausreichend, um den Taschenrechner vollständig zu identifizieren.
Um den Taschenrechner vollständig zu sehen, wäre es notwendig, das Bild in höherer Auflösung zu betrachten. In diesem Fall wäre es möglich, die obere und linke Seite des Taschenrechners zu sehen.
Hier ist eine weitere Möglichkeit, um festzustellen, ob der Taschenrechner komplett zu sehen ist:
• Man kann versuchen, den Taschenrechner in einem anderen Bild zu finden. Wenn der Taschenrechner in einem anderen Bild vollständig zu sehen ist, dann ist er auch in dem Bild, auf das ich mich beziehe, vollständig zu sehen.
• Man kann versuchen, den Taschenrechner mit einem anderen Taschenrechner zu vergleichen. Wenn der Taschenrechner mit einem anderen Taschenrechner identisch ist, dann ist er auch in dem Bild, auf das ich mich beziehe, vollständig zu sehen.
Ich habe versucht, beide Möglichkeiten zu nutzen, um festzustellen, ob der Taschenrechner komplett zu sehen ist. Ich konnte jedoch keine Informationen finden, die diese Frage eindeutig beantworten.

Domingos: Ist das ein einfacher oder ein wissenschaftlicher Taschenrechner?

Bard: Es ist nicht möglich, mit Sicherheit zu sagen, ob es sich um einen einfachen oder einen wissenschaftlichen Taschenrechner handelt. Die abgeschnittene Oberseite und linke Seite des Taschenrechners verhindern, dass man die Funktionstasten des Taschenrechners sehen kann.
Hier sind einige Hinweise, die darauf hindeuten könnten, ob es sich um einen einfachen oder einen wissenschaftlichen Taschenrechner handelt:
• Anzahl der Funktionstasten: Einfache Taschenrechner haben in der Regel weniger Funktionstasten als wissenschaftliche Taschenrechner.
• Aufschrift der Funktionstasten: Die Funktionstasten von einfachen Taschenrechnern sind in der Regel mit einfachen Symbolen oder Wörtern beschriftet. Die Funktionstasten von wissenschaftlichen Taschenrechnern sind in der Regel mit mathematischen Formeln oder Abkürzungen beschriftet.
• Größe und Form: Einfache Taschenrechner sind in der Regel kleiner und handlicher als wissenschaftliche Taschenrechner.
Aufgrund der abgeschnittenen Oberseite und linken Seite des Taschenrechners ist es nicht möglich, diese Hinweise zu überprüfen. Daher ist es nicht möglich, mit Sicherheit zu sagen, ob es sich um einen einfachen oder einen wissenschaftlichen Taschenrechner handelt.
Hier sind einige mögliche Szenarien:
• Der Taschenrechner ist ein einfacher Taschenrechner mit nur den Grundfunktionen. In diesem Fall sind die abgeschnittenen Seiten nicht relevant, da sie keine weiteren Funktionen anzeigen würden.
• Der Taschenrechner ist ein wissenschaftlicher Taschenrechner mit einer Reihe von wissenschaftlichen Funktionen. In diesem Fall sind die abgeschnittenen Seiten relevant, da sie möglicherweise einige der wissenschaftlichen Funktionen anzeigen würden.
Um die Frage eindeutig zu beantworten, wäre es notwendig, das Bild in höherer Auflösung zu betrachten. In diesem Fall wäre es möglich, die Funktionstasten des Taschenrechners zu sehen und somit festzustellen, ob es sich um einen einfachen oder einen wissenschaftlichen Taschenrechner handelt.

Domingos: Kannst du mir sagen, was das für ein Magazin auf diesem Bild ist?

Bard: Ja, das kann ich. Das Magazin auf dem Bild ist ein Business-Magazin. Das ist auf der Titelseite zu sehen, wo der Text „Business“ steht.
Die Farbe des Magazins ist blau. Dies ist eine häufige Farbe für Business-Magazine, da sie als professionell und seriös wahrgenommen wird.
Das Magazin ist geöffnet und auf der Seite 1. Dies ist ein Hinweis darauf, dass das Magazin aktuell ist und gelesen wird.
Es ist jedoch nicht möglich, das Magazin eindeutig zu identifizieren. Es gibt viele verschiedene Business-Magazine, die den Titel „Business“ tragen.
Um das Magazin eindeutig zu identifizieren, wäre es notwendig, weitere Informationen zu haben. Zum Beispiel:
• Den Namen des Magazins
• Das Logo des Magazins
• Das Erscheinungsdatum des Magazins
• Den Inhalt des Magazins
Mit diesen Informationen wäre es möglich, das Magazin in einer Datenbank zu finden und somit eindeutig zu identifizieren.
Hier sind einige Beispiele für Business-Magazine, die den Titel „Business“ tragen:
• Business Insider
• Fortune
• Forbes
• Harvard Business Review
• Manager Magazin
Es ist wahrscheinlich, dass das Magazin auf dem Bild eines dieser Magazine ist.

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Toast-Messages sind nicht barrierefrei

Toast-Message von GoogleToast Messages in digitalen Anwendungen beziehen sich auf kleine Benachrichtigungen oder Meldungen, die kurzzeitig auf dem Bildschirm erscheinen, um die Benutzerin über eine bestimmte Aktion oder einen Status zu informieren.
Hier sind einige Merkmale von Toast Messages:

  • Toast-Nachrichten erscheinen nur für einen kurzen Zeitraum auf dem Bildschirm, oft nur für einige Sekunden. Sie sollen den Benutzer nicht übermäßig stören.
  • Im Gegensatz zu großen, modaleren Benachrichtigungen stören Toasts nicht den aktuellen Arbeitsfluss des Benutzers. Sie sind eher subtil und stören die Sicht auf den Hauptinhalt der Anwendung nicht.
  • Toasts erscheinen oft in der Nähe des Bildschirmrandes, beispielsweise oben oder unten.

Beispiele für Toast-Nachrichten sind Meldungen wie „Erfolgreich gespeichert“, „Nachricht gesendet“ oder „Verbindung hergestellt“. Sie bieten eine einfache und effektive Möglichkeit, der Benutzerin Feedback zu geben, ohne dabei zu aufdringlich zu sein

Technische und andere Barrieren

Auch wenn es grundsätzlich möglich ist, Toast-Messages zugänglich zu machen, würde ich von deren Einsatz abraten, mit ein paar Ausnahmen, die unten genannt werden.
Wenn die Toast-Message ein interaktives Element enthält, etwa das Löschen einer Nachricht rückgängig machen wie bei GMail, ist das zwar nett, aber dann ist es keine Toast-Message, der Blinde weiß nicht, wo die Nachricht aufpoppt im Accessibility Tree und kann nicht dorthin navigieren. Weiterhin kann es sein, dass der Blinde mit dem Gerät interagiert, während die Message vorgelesen wird und dadurch die Ausgabe der Message abgebrochen wird. Es gibt aber meines Wissens keine Möglichkeit, sich die Message noch einmal ausgeben zu lassen. Das Gleiche Problem haben reine Tastatur-Nutzerinnen. Für motorisch Behinderte ist es aufgrund der geringen Zeitspanne meistens nicht möglich, das Element zu erreichen, um mit ihm zu interagieren, sofern es überhaupt barrierefrei eingebunden ist.
Für Sehbehinderte, die mit Bildschirm-Vergrößerung arbeiten ist es fast nicht möglich, die Message wahrzunehmen. Das würde erfordern, dass sie sich genau dort aufhalten wo die Message aufpoppt und das ist sehr unwahrscheinlich. Meine alte Newsletter-Software hatte Fehlermeldungen als Toast-Messages oben rechts ausgegeben und ich habe sie einmal zufällig entdeckt. Das hat mich viele Fehlversuche gekostet. Fehlermeldungen sollten keine Toast-Messages sein.
Toast-Messages verstoßen eigentlich immer gegen das Erfolgskriterium 2.2.1 Timing Adjustable. Insbesondere Se- und kognitiv Behinderte haben nie genügend Zeit, die Nachricht zu lesen, die Anzeige-Dauer ist kurz, nicht anpassbar und die Nachricht kann nicht wieder aufgerufen werden, zumindest habe ich noch nie entsprechende Möglichkeiten gesehen.
Toast-Messages verfehlen häufig die Mindest-Vorgaben für die Kontraste. Da sie unaufdringlich sein sollen, sind Farb-Kombinationen wie hellGrau auf dunkelGrau nicht selten.

Toast-Messages selten sinnvoll

Es gibt einige wenige Fälle, in denen Toast-Messages unproblematisch sein können: Das gilt vor allem dann, wenn die Information nicht kritisch ist: Eine Mail wurde erfolgreich gelöscht zum Beispiel. Es ist also dann sinnvoll, wenn ihre Wahrnehmung im Grunde nicht relevant ist. Wenn zum Beispiel eine Nachricht verschwindet, nachdem man auf Löschen getippt hat, ist klar, dass die Nachricht erfolgreich gelöscht wurde. Wenn der Status eines Elements sich verändert, nachdem es angeklickt wurde ist klar, dass etwas passiert ist, dafür benötigt man keine Toast.
Es ist richtig, dass Toast-Messages grundsätzlich technisch barrierefrei gemacht werden können. Beispielsweise könnte sie so gestaltet werden, dass sie von den Nutzerinnen aktiv geschlossen werden muss. Das erfordert allerdings nach wie vor, dass man als Sehbehinderte in die Rand-Bereiche der Anwendung geht, was bei hohem Zoom relativ unwahrscheinlich ist. Die Chance ist am höchsten, dass der Sehbehinderte oben links, also im Kopf der Applikation regelmäßig nachschaut, normalerweise nicht der Ort für Toasts. Außerdem können im Laufe einer Sitzung massenhaft Toasts zusammenkommen, dann gibt es das Problem, relevante von nicht-relevanten Nachrichten unterscheiden zu können.
Auch die Möglichkeit, die Anzeigedauer zu verlängern klingt plausibel, ist aber nicht praktikabel. Hierzu muss man an prominenter Stelle der Anwendung entsprechnde Funktionalitäten bereitstellen, also wieder ein Icon und eine Einstellung mehr, deren Existenz und Bedeutung man herausfinden muss.

Alternativen

Wie oben gesagt finde ich Toasts unproblematisch, solange die Meldung für die Applikation unkritisch ist. Bei Single-Page-Applikationen gibt es ansonsten nur wenige Alternativen: Entweder verzichtet man komplett auf sie, in GMail finde ich sie zum Beispiel wenig hilfreich. Wenn das Mail-Fenster geschlossen wird darf ich davon ausgehen, dass die Mail verschickt wurde, die Toast-Message ist da redundant. Oder man setzt auf Dialogboxen, die eine Interaktion erfordern. Das würde ich – wie oben gesagt – bei kritischen Informationen wie Fehlermeldungen immer machen.
Es ist sinnvoll, die Message dort aufpoppen zu lassen, wo die Meldung getriggert wurde. In der Regel basieren Toasts auf einer bestimmten Aktion der Nutzerin und sollten entsprechend dort angezeigt werden können, wo diese Aktion durchgeführt wurde. Wie oben gesagt halte ich es aber für ausreichend, wenn das angeklickte Element seinen Status dauerhaft oder für einen ausreichend langen Zeitumfang verändert, was natürlich auch per ARIA kommuniziert werden sollte.
Im Endeffekt sind Toasts auch aus der Sicht der Usability und User Experience nicht sinnvoll. Auch Sehende müssen ihren Blick von dem fortbewegen, wo sie sich gerade befinden, denken Sie daran, dass die Bildschirme in den letzten Jahren immer größer geworden sind. Toasts ziehen die Aufmerksamkeit auf sich, ohne in der Regel einen großen Mehrwert zu liefern, wenn sie wichtig wären, sollten sie keine Toasts sein.

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Wie große Akquisitionen der digitalen Barrierefreiheit schaden


Es war wohl zu erwarten, dass irgendwann auch eine an sich etablierte Firma auf die dunkle Seite wechselt. Die international bekannte Firma Level Access hat den Overlay-Anbieter Userway gekauft, für einige Millionen Dollar. Solch großen Akquisitionen kennt man eigentlich von Unternehmen anderer Größenordnungen.

Geld verdienen ist in Ordnung, aber nicht so

Lassen Sie mich zuerst mit zwei Annahmen aufräumen: Wie ich öfter ausgeführt habe, finde ich es nicht schlimm, mit Barrierefreiheit Geld zu verdienen, solange man sinnvolle und kompetente Angebote macht. Im Endeffekt ist Barrierefreiheit wie viele Consulting-Jobs sehr fordernd und kaum jemand von uns würde das auf Dauer unentgeltlich machen. Auch die Welthungerhilfe hungert nicht. Auch finde ich es nicht schlimm, dass Unternehmen größer werden. Im Gegenteil wundere ich mich manchmal über die deutschen Agenturen, die sich auf Barrierefreiheit spezialisiert haben, aber keine 20 Personen beschäftigen. Entweder man wächst oder man beschränkt die Zahl der Projekte, die man bearbeiten kann, was Drittes gibt es nicht. Ich sage das, weil viele Personen aus der Barrierefreiheits-Szene das anders sehen. Bestimmte Projekte kann man wirklich nur bewältigen, wenn man auch eine gewisse Größe hat. Viele Software-Entwicklungen etwa zur Automatisierung oder Nutzung von KI können nur mit entsprechenden Ressourcen umgesetzt werden. Bei vielen von uns vermischt sich auch Freizeit und Arbeit. Für meine Website und meine Podcasts und auch für meine Bücher zahle ich drauf.
Problematisch wird es dann, wenn die Barrierefreiheits-Unternehmen von Unternehmen aus anderen Sektoren gekauft werden. Ein Unternehmen hat natürlich daran ein Interesse, möglichst viele Leistungen oder Produkte zu verkaufen. Wenn das reine und sinnvolle Barrierefreiheits-Leistungen sind, ist das aus meiner Sicht in Ordnung. Bei Gemischtwaren-Läden wie Vispero ist das anders. Dann möchte das Unternehmen nämlich an die gleichen Kunden möglichst viele Produkte aus seinen anderen Bereichen verkaufen.

Ein negatives Beispiel

Nehmen wir das Beispiel Vispero. Vispero hat etwa die assistiven Technologien Jaws, Zoomtext, aber auch die international für Barrierefreiheit renommierte Firma Paciello Group gekauft, die jetzt TPGi heißt.
Seitdem scheint jeder zweite Beitrag der TPGi ein Verkaufsartikel für ein Jaws-Produkt zu sein: Jaws Kiosk hier, Jaws Connect dort. Meines Erachtens sind diese Produkte schlimmer als die Overlays, aber das ist ein anderes Thema. TPGi tut so, als ob es keine anderen Screenreader gäbe, was die Firma Glaubwürdigkeit kostet. Vispero ist auch das Unternehmen, welches das Konkurrenz-Produkt Window Eyes gekauft und dicht gemacht und damit Tausende Blinder zum Kauf von Jaws zwingen wollte.
Wie oben gesagt ist nichts dagegen einzuwenden, Produkte zu verkaufen, solange sie sinnvoll sind. Deque zum Beispiel bietet einige Tools wie die Analyse-Suite Axe-Core. Wenn man das weiß, kann man Deques Artikel zum Thema automatische Prüftools ein wenig kritischer lesen. Aber Tools wie Overlays bringen einen bestenfalls beschränkten Nutzen. Wer etwas Anderes behauptet, ist kein Barrierefreiheits-Experte, sondern ein Schrott-Verkäufer. Es ist ja auch erwähnenswert, dass einige dieser Overlay-Anbieter gerne ihre Kritikerinnen verklagen oder juristisch einschüchtern lassen, Argumentieren ist wohl teurer als Rechts-Anwälte.

Der Interessenskonflikt ist nicht aufzulösen

Natürlich hat der Vaterkonzern Vispero ein Interesse daran, möglichst viel von seinem Zeug zu verkaufen: Akquisitionen sind einiges, aber weder billig noch ein Selbstläufer.
Level Access wird das nicht anders machen, irgendwie muss das Geld für den Kauf ja wieder reinkommen. Die Apologie für Overlays hat der Geschäftsführer bereits auf LinkedIn begonnen, Erik Eggert hat das aufgearbeitet. In einem Punkt würde ich Eggert widersprechen: Es ist tatsächlich auch ein Problem des aggressiven, suggestiven und auch mit teils falschen Versprechungen arbeitenden Marketings und der aggressiven Akquise, die auch in Deutschland schon verbreitet ist. Wenn die Tool-Anbieter die schlichte Wahrheit sagen würden – ein paar überflüssige und teils nicht funktionierende Hilfen für teuer Geld – würde niemand die Tools kaufen.
Dieser Interessens-Konflikt lässt sich nicht auflösen. Allein die Akquisition durch ein renommiertes Unternehmen wird die Lösung in den Augen vieler potentieller Kunden adeln. Andersherum zwingt die Akquisition Level Access dazu, die Kosten wieder reinzuholen.
Das Argument, dass man das Overlay verbessern könne, ist durchsichtig. Die Dinger gibt es schon ein paar Jahre und bislang war keine qualitative Verbesserung zu beobachten. Wie Level Access das verändern möchte, bleibt deren Geheimnis. Dem Vernehmen nach hatte ein Overlay-Tool sogar eine Analyse-Software – ich meine es war Wave von WebAIM – ausgehebelt und falsche Ergebnisse ausgespielt. Das klingt nicht so, als ob man von den Fähigkeiten seiner Tools wirklich überzeugt ist. Wenn Level Access die Vorteile der Erweiterung nüchtern beschreibt, wird kein Kunde das Tool kaufen, wie oben gesagt.
Viele Tools haben ja mittlerweile auch Analyse-Suites integriert. Eventuell ging es Level Access tatsächlich darum, diese Analyse-Tools zu kaufen. Das wäre eine sinnvolle Erweiterung des Portfolios, schließlich haben auch andere große Consulting-Firmen solche Tools im Köcher.
Aber wie oben gesagt zwingt der Kauf dazu, natürlich möglichst viele Leistungen aufzuschwatzen, ob man sie selbst für sinnvoll hält oder nicht. Man wird also dem Kunden sowohl das Prüftool als auch das Overlay andrehen wollen. Das wird dem Unternehmen zumindest in der Szene Glaubwürdigkeit kosten, außerhalb kriegt das denke ich niemand so richtig mit. Schwierig könnte es werden, wenn plötzlich Organisationen im Rahmen des Americans with Disabilities Act verklagt werden, die von Level Access beraten worden sind.

Der große Markt lockt weiße Schafe an

Nun kann niemand sagen, wie es weitergehen wird. Wie die Overlay-Anbieter gezeigt haben, ist Barrierefreiheit vor allem in den USA zu einem riesigen Markt geworden. Es ist zu befürchten, dass weitere Unternehmen durch Aufkäufe oder Junk versuchen werden, einen größeren Stück des Kuchens für sich zu holen.
Es bleibt zu hoffen, dass sich die vernünftigen Unternehmen und Produkte halten und auf lange Sicht durchsetzen können. Den Kunden ist zu empfehlen, sich von Unternehmen oder Personen beraten zu lassen, die nicht gleich noch mehrere Produkte im Portfolio haben oder zumindest vorsichtig zu sein, wenn der Berater gleich noch ein Produkt verkaufen möchte.

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Assistive Technologien werden wichtiger für digitale Barrierefreiheit


Assistive Technologien sind Hilfsmittel, die Menschen mit Behinderungen unterstützen, um digitale Inhalte besser nutzen zu können. Bei digitaler Barrierefreiheit sprechen wir in der Regel von Software oder einer Kombination aus Software und Hardware wie etwa Screenreader + Braillezeile oder Augensteuerung + Kamera.

Trend Integration

Generell ist ein Shift zu beobachten: Einzelne Funktionalitäten oder ganze Systeme wandern in die Betriebssysteme. Während etwa bis Windows 7 die assistiven Funktionen weniger als rudimentär waren, hat sich das seit Windows 8 bis heute verbessert. Windows 11 hat einen Basis-Screenreader, eine performante Zoom-Funktion, eine Augensteuerung und Sprachsteuerung (deren Qualität ich nicht beurteilen kann) und einige weitere Funktionen. Für den Mac, iOS und Android gibt es kaum externe assistive Software, viele Grund-Funktionen sind aber integriert. Außer bei Windows dürfte es selten vorkommen, dass eigene assistive Technologie zusätzlich installiert wird. Das gilt für die Software, auch bei der Hardware wäre eine solche Entwicklung wünschenswert, ist aber nicht absehbar, da sie teils spezielle Anforderungen erfüllen muss.
Mit den integrierten assistiven Technologien ist ein weiteres Problem nicht mehr so dringend: Vielfach wird gekaufte Software nicht aktualisiert, weil das ähnlich viel Geld kostet wie die Neu-Anschaffung, etwa bei Jaws. Integrierte assistive Technologien werden mit dem Betriebssystem aktualisiert, also spätestens, wenn ein neues Device fällig ist. Veraltete Software kann die Ursache für mangelnde Nutzbarkeit sein.

Der Preis der assistiven Technologien

Wie oben gesagt muss assistive Technologie in der Regel nicht mehr dazu gekauft werden. Ist dies aber der Fall, wird sie sehr teuer: Eine Braillezeile, die 40 Zeichen darstellen kann kostet ca. 4000 €. Der Screenreader Jaws kostet ca. 2600 € (so mein aktueller Stand). Woran liegt das?
Der Hilfsmittel-Markt ist nicht besonders attraktiv: Hohe Kosten bei der Entwicklung stehen relativ geringen Absatzzahlen gegenüber. Zumindest die blinden Kunden in Deutschland sind sehr kritisch und trotz Blindengeldes nicht immer willig, für an sich sinnvolle Dinge zu bezahlen.
In reichen Ländern hat man nur zwei Möglichkeiten:
Entweder versucht man den Preis so gering zu halten, dass auch Privatpersonen zugreifen. Die Range ist dann trotzdem relativ groß: Die verschiedenen Bluetooth-Tastaturen speziell für Blinde kosten ein Vielfaches von dem, was selbst hochpreisige konventionelle Bluetooth-Tastaturen etwa von Apple kosten. Die Preise für spezielle Smartphones sind allerdings relativ human, sie sind immer noch günstiger als die aktuellen Modelle von Apple oder die Top-Modelle der Android-Fraktion – allerdings sind die Nutzungs-Möglichkeiten der speziellen Geräte auch nicht so groß wie bei konventionellen Smartphones.
Oder man versucht (in Deutschland), eine Eintragung in das Hilfsmittel-Verzeichnis der Krankenkassen zu bekommen. Das ist zwar langwierig, aber durchaus möglich. Für hochpreisige Hilfsmittel gibt es ohnehin keine Alternative, eRollstühle etwa können so viel wie ein Mittelklasse-PKW kosten, ebenso wie Blindenführhunde. Die Krankenkassen haben allerdings bereits und werden aller Voraussicht nach in Zukunft eher weniger Hilfsmittel bezahlen, mit dem Verweis auf die oben erwähnten integrierten bzw. kostenlosen Hilfsmittel. Bei 2600 € für Jaws und 0 € für NVDA bei relativ gleichen Leistungs-Umfang ist das ein Stück weit verständlich.
Viele Unternehmen werden tatsächlich von Betroffenen oder deren Bezugspersonen gegründet. Reich wird man davon nicht, die deutschen Unternehmen sind durchweg zum Mittelstand zu zählen. Bis auf Whispero (Jaws, Zoomtext etc., die allerdings alles zusammengekauft haben, gibt es kaum Akteure, die global agieren und eine kritische Größe erreicht haben. Doch selbst Whispero senkt die Preise für Jaws außerhalb der USA nicht, obwohl die Software als ausentwickelt gelten kann und vergleichsweise viele Lizenzen verkauft werden. Wozu auch, die Westler zahlen es ja trotzdem.
Auf der Strecke bleibt allerdings die Mehrheit der behinderten Menschen, die in den ärmeren Ländern leben und selbst dort eher zur ärmeren Schicht gehören. Selbst die relativ günstigen Braillezeilen wie der Orbit Reader würden dort mehr als ein Jahres-Gehalt ausmachen. Sie profitieren von den integrierten assistiven Technologien, sofern sie an einen Computer bzw. ein Smartphone herankommen und ihre Behinderung nicht so schwerwiegend ist, dass sie selbst mit dieser Technik nicht zurechtkommen.

Welche Rolle spielt die assistive Technologie für die digitale Barrierefreiheit?

Während die assistive Technologie früher die Brücke war, wird sie nach und nach zum Kompensierer mangelnder Barrierefreiheit. Natürlich kann eine vollblinde Person ein digitales Interface nicht ohne Screenreader nutzen. Natürlich ist aber die Voraussetzung, dass die Software richtig entwickelt wurde, damit der Screenreader damit arbeiten kann.
Doch gibt es neue Entwicklungen, die uns nach und nach vom Good Will der Anbieter unabhängiger machen. Apple iOS hat schon seit längerem, ich meine seit iOS 16, eine Funktion, welche unbeschriftete UI-Elemente und deren Werte erkennen kann. Android hat eine automatische Bild-Beschreibung. NVDA hat die Erweiterung AI Describer, die ebenfalls Bedien-Elemente und Bilder beschreiben kann. Google Bard ist dem Vernehmen nach in der Lage, die GUI auf einem Screenshot zu beschreiben, den man dort hochgeladen hat.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Das funktioniert so zwischen gut und gar nicht. Auch wenn zum Beispiel ein UI-Element erkannt wird heißt das nicht, dass der Nutzende und der Screenreader dazu in der Lage sind, mit dem Element zu interagieren. Eine Blinde Person kann nicht wissen, ob die Beschreibung adäquat ist oder ob der Algorithmus Unsinn erzählt. Bis auf Weiteres werden wir auf barrierefreie GUI’s angewiesen sein.
Dennoch dürfte die Rolle der assistiven Technologien aus meiner Sicht in naher Zukunft zunehmen und die Qualität der GUI dürfte nicht mehr so wichtig sein wie früher. Mit zunehmend besseren Trainings-Daten wird die Erkennungs-Qualität erhöht. Der nächste Schritt wäre, dass erkannte UI-Elemente auch bedienbar werden. Wenn es nur um einen Klick geht, ist das heute schon kein Problem mehr. Doch gibt es andere UI-Elemente wie Schieberegler oder Elemente, die sich nicht berechenbar verhalten. Auch die Werte von Elementen können eventuell nicht immer erkannt werden, etwa bei einem Toogle-Button.
Und das Gute ist, dass diese Dinge nicht mehr dem exklusiven Westler-Club zur Verfügung stehen, sondern auch ärmeren Menschen.

Digitale Barrierefreiheit – wichtige Erfolgsfaktoren


Wenn man länger in der digitalen Barrierefreiheit arbeitet, kommt man sich wie ein Papagei vor. Das liegt daran, dass man immer wieder das Gleiche erzählen muss – manchmal sogar der gleichen Person.
Ich kenne ja beide Perspektiven: Einerseits war ich selbst lange Zeit freiberuflich Dienstleister, andererseits war ich auch für einige Kunden als Steuerung für digitale Barrierefreiheit zuständig. Seit fast vier Jahren arbeite ich für Agenturen wiederum als Dienstleister. Die Perspektiven und Herangehensweisen können sich unterscheiden, im Wesentlichen ist es aber relativ ähnlich.
Natürlich hat man als Dienstleister zunächst das Interesse, möglichst viele anrechenbare Stunden zu generieren. Aus meiner Sicht ist das aber nicht immer produktiv gedacht: Der Kunde hat immer die Wahl, seinen Dienstleister auszutauschen, wenn er den Eindruck hat, dass dieser nicht effizient arbeitet. Es ist also keine gute Idee, erstmal etwas zusammenzuwursteln, um sich dann irgendwann um die Barrierefreiheit zu kümmern.
Umgekehrt sollte der Kunde beachten, dass Barrierefreiheit richtig umzusetzen eher ein Marathon als ein Sprint ist. Wer den billigsten Anbieter nimmt, zahlt im Zweifelsfall hinterher doppelt.
Hier möchte ich die aus meiner Sicht wesentlichen Erfolgs-Faktoren zusammenfassen. Die Schritte werden hier bewusst nicht in eine bestimmte Reihenfolge gebracht.

Design/Konzeption

Einige Aspekte müssen bereits beim Design und der Konzeption eines Produktes bedacht werden: Das sind vor allem Farben, Kontraste und visuelle Indikatoren. Im Grunde sind es wenige Aspekte, die aber bei jedem Projekt, mit dem ich zu tun hatte vernachlässigt werden.
Auf der Kundenseite ist es sinnvoll, diese Aspekte bereits in das Corporate Design aufzunehmen. Wenn das nicht möglich oder gewünscht ist, muss man spezielle CD-Regeln für den digitalen Bereich definieren.
Von Dienstleister-Seite aus kann man mit Akzeptanz-Kriterien arbeiten. Diese Kriterien definieren die Mindest-Bedarfe an alle UI-Komponenten. Ein Beispiel: Ein Link muss 1. einen Kontrast von mindestens 4,5:1 oder 3:1 zum Hintergrund haben und zwar in jedem Stadium (besucht, nicht-besucht, fokussiert etc.
Auf Kundenseite macht es Sinn, hier möglichst eine eigene Komponenten-Bibliothek aufzubauen, wenn man zahlreiche digitale Produkte hat. Auch für den Dienstleister kann das sinnvoll sein, wobei das natürlich flexibler sein muss, weil es auf jeden Kunden angepasst werden muss, was etwa Farb-Schemata angeht.

Entwicklung

Auch für die Entwicklerinnen ist eine solche Bibliothek hilfreich. Viel hängt davon ab, ob man eine kleine Agentur ist. Kleine Agenturen haben ein begrenztes Set an Bibliotheken und CM-Systemen, auf welche sie spezialisiert sind. Dann ist es sinnvoll, die Bibliotheken so anzupassen, dass sie die Anforderungen der Barrierefreiheit erfüllen. Auf mittlere Sicht dürfte es aber fast einfacher sein, eigene wiederverwendbare Komponenten, die barrierefrei sind. Während Frameworks regelmäßige Updates brauchen, könnte man große Teile von HTML, CSS und JavaScript bis heute problemlos weiterverwenden.
Für große Dienstleister ist es aber unabdingbar, Regeln zur Verwendung von Bibliotheken einzuführen. Wenn eine Bibliothek immer ein bestimmtes Problem mit einer bestimmten Komponente produziert, sollte dies möglichst so gefixt werden, dass es nicht mehr auftritt. Natürlich wäre es am besten, dass Problem durch den Anbieter der Bibliothek fixen zu lassen, allerdings weiß ich nicht, wie komplex solche Prozesse sind.

Automatisierung und Standardisierung

Was sich vernünftig automatisieren lässt, sollte automatisiert werden, und zwar an der frühestmöglichen Stelle. Eine Möglichkeit ist zum Beispiel das Axe-Figma-Plugin. Auch bei der Entwicklung ist es heute keine Option mehr, sondern ein Muss, diese Tools einzusetzen.
Auch gegen generative Technologien wie den Copilot von Microsoft ist generell nichts einzuwenden. Es nimmt den Entwicklerinnen ein wenig Zeit ab. Das heißt allerdings nicht, dass solcher code auch unkritisch übernommen werden sollte – das gilt eigentlich nie für generative Tools.
Last but not least ist auch nichts gegen automatisierte Tests einzuwenden, im Gegenteil. Laut einer Studie von Deque lassen sich ca. 2/3 der Probleme automatisiert aufspüren. Wenn diese zwei Drittel aufgespürt bzw. frühzeitig vermieden werden, dann sind wir schon einen Schritt weiter.
Die Standardisierung von Komponenten ist wie oben gesagt ein weiterer wichtiger Aspekt. Jeden Tag werden Komponenten entwickelt, bei denen man hinterher darüber nachdenkt, wie man sie barrierefrei machen kann. Standardisierung heißt nicht, dass alles gleich aussieht, sondern dass man erst die Komponente mit ihrer Funktionalität und Barrierefreiheit hat und sich hinterher überlegt, ob und warum man sie anders gestalten möchte. Ein wesentlicher Kostentreiber bei IT-Projekten sind die teils merkwürdigen Sonderwünsche der Kunden.

Annotations

Auch die Tools zum Kommentieren von Barrierefreiheits-Problemen scheinen in den letzten Jahren explosionsartig zugenommen zu haben. Annotations sollten aber immer der zweite oder dritte Schritt sein. Sie kennen das sicherlich: Einen Text voller Rechtschreibfehler zu korrigieren kostet deutlich mehr Zeit als einen mit wenigen. Im besten Fall sollten nur wenige Anmerkungen notwendig sein, weil Design und Entwicklung sauber gearbeitet haben.

Effiziente Kommunikation

Während sich Code standardisieren lässt, gilt das für die Sprache weniger. Die Tersterin möchte keine Romane schreiben, die Entwicklerin möchte sie nicht lesen. Also versucht man sich möglichst kurz zu fassen, was aber dazu führen kann, dass man falsch oder nicht verstanden wird. Im Endeffekt hat man keine Zeit gespart, weil weitere Schleifen notwendig werden.
Von dem her gilt, dass man sich möglichst klar und deutlich äußern sollte. Eine Text-Baustein-Verwaltung kann hier Zeit abnehmen. Es sind ja doch meistens die gleichen Dinge, die man vermitteln muss.

  1. Beschreibung des Problems
  2. Gewünschtes Verhalten
  3. mögliche Lösung

Generell ist mir aufgefallen, dass Kommunikation oft nicht effizient organisiert ist. Gemeint ist die projekt-orientierte Kommunikation, Kommunikation zur Beziehungs-Pflege ist ein anderes Thema. Man könnte hunderte an Stunden sparen, wenn hier vernünftig gearbeitet werden würde. Vielleicht helfen hier strikte Standards und ein klares Vokabular.
Auch für Barrierefreiheits-Expertinnen ist es eher tragikomisch, wenn sie Leute schulen oder Prüfberichte vorlegen und bei der nächsten Prüfung exakt die gleichen Fehler oft von den gleichen Leuten gemacht werden.
Sprache ist nicht perfekt und es können immer Mißverständnisse auftreten. Doch manchmal liegt es anscheinend doch daran, dass die Leute einfach nicht richtig mitmachen wollen oder können.

Agiles Projektmanagement

Der agile Projekt-Ansatz hat sich in der Software-Entwicklung durchgesetzt und kann sich auch für die Barrierefreiheit positiv auswirken. Kann, muss aber nicht. Meine Erfahrung ist hier nicht nur positiv.
Auch hier kann das Problem sein, dass die Barrierefreiheits-Expertinnen sehr spät im Entwicklungs-Zyklus eingebunden werden.

Pass-genaues Training

Trainings sollten so gestaltet werden, dass sie genau zum Gewerk passen. Aktuell gibt es entweder gar keine Trainings, was den Beteiligten den Einstieg schwer macht oder sehr große Trainings, die alle Gewerke in allen Bereichen bedienen wollen. Das funktioniert aber in der Regel nicht. Stattdessen sollten Designerinnen und Entwicklerinnen ihre jeweils eigenen Trainings bekommen.
Trainings sind allerdings nur die erste Stufe. Die Teilnehmenden sollten so geschult werden, dass sie in der Lage sind, Checklisten oder andere hilfreiche Tools effizient einzusetzen und ggf. selbst zu recherchieren. Bei Trainings ist das Problem, dass bei der ersten Durchführung vielleicht 30 Prozent hängen bleiben, manchmal sogar weniger. Man kann aber auch nicht jede Woche das gleiche Training durchlaufen. Hinzu kommt, dass Trainings einen Großteil der praktischen Probleme nicht erfassen können, weil sie zu kurz sind.

Ist der Erfolg damit garantiert?

Wenn wir diese Faktoren berücksichtigen, ist dann Erfolg garantiert? Leider nein, kein seriöser Mensch wird Ihnen für IT-Projekte eine Erfolgs-Garantie geben, zumindest nicht ohne Weiteres. Aber wenn ein paar wesentliche Faktoren beachtet werden, reduziert man den Overhead, der durch die Nicht-Berücksichtigung entsteht.

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One does not fit all – warum persönliche Einstellungen die Zukunft sind

Windows11 Bedienungshilfen

Die universelle Gestaltung von grafischen Benutzer-Oberflächen ist eine gute Idee. Dabei versucht man, generelle Gestaltungs-Prinzipien so anzuwenden, dass die Inhalte für die größtmögliche Zahl an Personen bestmöglich zugänglich sind. Das mag tatsächlich oft funktionieren. Aber was ist mit den 10 Prozent der Menschen, für die das schlecht und die weiteren 10 Prozent, für die das gar nicht funktioniert? Bevor jemand fragt, das sind Erfahrungswerte, keine harten Statistiken.

Universelles Design keine universelle Lösung

Es gibt mehrere Kern-Probleme, die mit dem universellen Design aus meiner Sicht nicht gelöst werden können.

  • Bestimmte Gestaltungs-Prinzipien können die Attraktivität der GUI verringern. Zum Beispiel brauchen Sehbehinderte in der Regel gute Kontraste und größere Schrift. Für Sehbehinderte sind auch klare Begrenzungsrahmen oder Farb-Unterschiede zwischen den einzelnen Arealen einer Website hilfreich, weil man bei großen Zoom oft nicht weiß, wo man sich befindet. Die WCAG-Vorgaben reichen für stark Sehbehinderte nicht aus und werden ohnehin selten flächendeckend erfüllt. Attraktivität sollte nicht der leitende Faktor sein, aber seien wir mal ehrlich: Weder Kunden noch Gestalterinnen lassen sich darauf immer ein.
  • Der gesamte Bereich kognitive Behinderungen und Neuro-Diversität ist meines Erachtens mit universellen Gestaltungs-Prinzipien nicht abzudecken. Das liegt daran, dass die Bedarfe dieser Gruppen 1. sehr individuell sind und sich 2. auch gegenseitig widersprechen können. Person X reagiert auf die Farbe Rot, Person Y auf die Farbe Grün – es ist aber kaum zu vermeiden, diese oder andere Farben (oder andere Aspekte der Gestaltung wie Helligkeits-Unterschiede, Flackern in Videos etc.) vollständig zu vermeiden. Das wäre die Quadratur des Kreises.
  • Ein aus meiner Sicht super-wichtiges Thema ist die Vereinfachung von GUIs und Texten. Es gibt zu wenige Inhalte in verständlicher Sprache und die meisten Website-GUIs sind für digitale Natives ausgelegt. Die automatisierte Vereinfachung von Texten ist bereits möglich (ja, ChatGPT darf hier nicht fehlen), die von GUIs wird vielleicht irgendwann möglich sein. Aber auch der Bedarf an Vereinfachung ist individuell.
  • Die Regelwerke wie etwa die Anforderungen der EN 301549 mit mehr als 100 Anforderungen für native Apps und so weiter sind heute bereits nur für Expertinnen verständlich und reichen dennoch nicht aus. Wenn die Anforderungen noch Neuro-Diversität einschließen (was aus meiner Sicht wie oben gesagt nicht flächendeckend möglich ist), wären die Regelwerke kaum noch anwendbar. Sie wären zu komplex, es gäbe zuviel Spielraum für Interpretationen und dadurch unendlich viele Diskussionen.

Das sind nur offenkundige Beispiele. Es gibt noch viel mehr Herausforderungen, die von der WCAG und gängigen Best Practices nicht abgedeckt werden. Oder die mit vernünftigem Aufwand nicht umgesetzt werden können. Ich bevorzuge zum Beispiel hellen Text auf dunklem Grund und habe mit Ausnahmen immer die Farb-Invertierung auf allen Geräten aktiviert. Leider kommen mir aber Websites unter, die ihrerseits bereits hellen Text auf dunklem Grund haben, also von meiner Vor-Einstellung in dunklen Text auf hellen Grund invertiert werden. Benutzer-definierte Einstellungen, welche das komplette Layout überschreiben sind schon seit dem Internet Explorer 6 möglich, zerstören aber das Layout der GUI, dessen Wahrnehmung ab und zu für mich wichtig sein kann.
Ein anderes einfaches Beispiel ist der Tastatur-Fokus. In der WCAG 2.2 gibt es jetzt klare Hinweise darauf, wie kontrastreich und breit die Fokus-Outline sein soll. Meines Erachtens wäre es aber wesentlich sinnvoller, dass clientseitig zu machen: Der Mindest-Fokus der WCAG 2.2 wird für viele Leute nicht ausreichend sein. Es wäre außerdem auch client-seitig möglich, den Fokus ggf. zu verstärken, wenn er die Mindest-Kontrast-Vorgaben nicht erfüllt, zum Beispiel, wenn der Fokus auf Elementen mit einem Hintergrund-Bild liegt. Beim Edge-Browser zum Beispiel kann man einen verstärkten Tastatur-Fokus voreinstellen.
Gerade im visuellen Bereich fallen mir sehr viele Beispiele ein: Beispielsweise sind die Eingabefelder von Formularen oft schwer zu erkennen, was manchmal an der browser-eigenen Darstellung solcher UI-Elemente liegt. Oft kommt es vor, dass Verantwortliche die Defizite der Browser-Darstellung beheben müssen, was Extra-Aufwand macht.
Zur Übernahme von Benutzerinnen-Einstellungen gibt es übrigens einen eigenen Prüfschritt 11.7 in der EN 301549.
Ein anderes Thema sind dynamisch eingeblendete Meldungen. Wenn Sehbehinderte mit starkem Zoom arbeiten, bekommen sie solche Meldungen nicht mit, weil sie meistens nicht dort auftauchen, wo sich der Sehbehinderte befindet. Meines Wissens ist es nur clientseitig möglich, den Viewport des Sehbehinderten zu ermitteln. Dann wäre es natürlich sinnvoll, dass die Meldungen dort auftauchen, wo er sich gerade visuell aufhält. In die gleiche Kategorie fällt die Anforderung, dass Sehbehinderte oft zwei Bereiche gleichzeitig überblicken müssen, die nicht innerhalb ihres Zoomports sind. Das Wechseln zwischen zwei Bereichen, die weit voneinander entfernt sind, ist enorm anstrengend. Ein Beispiel dafür ist eine komplexe Infografik, bei der die Bedeutung der Symbole in einer Legende erklärt werden.
Es ist also schlichtweg unmöglich, eine GUI zu basteln, die für alle funktioniert. Genauso unmöglich ist es, eine GUI anbieter-seitig in so vielen Varianten oder Anpassungen bereitzustellen, dass auch jedes Individuum damit zurechtkommt. Wir reden hier zwar über Probleme, die sehr individuell sind, von denen aber andererseits zahlreiche Individuen betroffen sind.
Für einen solchen Zweck wurden ursprünglich zahlreiche CSS Media Queries wie „Prefer reduced motion“, „Prefer high contrast und so weiterentwickelt. Leider habe ich keine Statistiken gefunden, aber zumindest von den Anbietern, die ich bisher geprüft habe, wurde nur Prefer reduced motion überhaupt eingesetzt und das sehr selten und oft falsch. Prefer reduced Motion heißt, dass bestehende Animationen gestoppt oder ausgeblendet werden, wenn die Nutzerin dass in ihrem Betriebssystem eingestellt hat. Das funktioniert aber nicht automatisch – wie viele Einsetzende zu glauben scheinen – sondern erfordert, dass die Animationen entsprechend mit CSS-Eigenschaften identifiziert werden können. Deswegen funktionieren auch die sogenannten Accessibility Overlays nicht, die ja häufig solche Ausblenden-Funktionen integriert haben. Das Overlay erkennt nicht automatisch, was Animation bzw. Bewegung ist und die Betreiber kriegen die Info, dass sie nur eine Zeile Code implementieren müssen und alles wird auf magische Weise barrierefrei. Die Overlay-Verkäufer sind die Alchemisten des 21. Jahrhunderts.
Ich denke, dass sich durch entsprechende Algorithmen solche Dinge besser und vor allem an die Herausforderungen der Person angepasst herausfiltern lassen. Sie kennen diese PowerPoint-Effekte, die beim ersten Mal nett aussehen und beim fünften Mal tierisch nerven? Wären Sie nicht dankbar, wenn Sie Ihrem Computer sagen könnten, dass er das bitte rausfiltern soll? Auf der Code-Basis von Websites sollte es heute schon möglich sein, solche Effekte zu filtern, ohne dass damit die Funktionalität der Anwendung eingeschränkt wird.

Personalisierung ist längst Standard

Während sich Web-Verantwortliche graue Haare wachsen lassen, weil Apps auf iOS, Android und in der Web-Version nicht exakt gleich aussehen, hat sich die Individualisierung schon lange durchgesetzt. Smartphones und Tablets gibt es in den verschiedensten Größen, es gibt riesige Smart-TVs, eInk-Reader verschiedener Größe, es gibt große Smart Watches, es gibt die sprechenden Assistenten, die Websites vorlesen können. Es gibt zahllose Erweiterungen für Browser, welche das Design oder die Lesbarkeit verbessern können.
Auf der Seite der Nutzenden werden zumindest auf dem Smartphone die benutzerdefinierten Einstellungen benutzt. Fast alle Betriebssysteme kannten einen Farb-Invertierung, bevor der Dark Mode zum Trend wurde.
Meines Erachtens liegt tatsächlich in diesen Benutzerinnen-Einstellungen die Zukunft. Das Betriebssystem wird so konfiguriert, dass es zu den eigenen Bedarfen passt und die Designs der GUI werden überschrieben. Oder es wird Browser-Erweiterungen geben, welche die Designs der GUI’s teilweise überschreiben. Die Reader-Optionen der Browser sind ein Vorgeschmack darauf.

Wird Barrierefreiheit dadurch überflüssig?

Nein, im Gegenteil: Es wird eher wichtiger. Wenn man die gleiche Energie in die Anpassbarkeit der GUIs stecken würde, die aktuell in das vermeintlich gleiche Layout auf allen Plattformen gesteckt wird, wären wir schon zwei Schritte weiter.
Damit Sehbehinderte zum Beispiel Begrenzungsrahmen oder Hintergrund-Farben einsetzen können, müssen die Tools natürlich erkennen, dass es sich um abgegrenzte Bereiche handelt. Das passiert durch semantische HTML-Container-Elemente wie nav, Content, footer und so weiter.
Es kann passieren und passiert auch, dass bestimmte Elemente bei Anpassungen verschwinden, etwa beim OS-eigenen Dark Mode. UI-Elemente könnten ihre Funktion vollständig einstellen, wenn ihre animierten Effekte blockiert werden – vieles ist denkbar.
Auch wenn individuelle Einstellungen vieles kompensieren können, alles können sie nicht. Sie sind eher als Ergänzung eines universellen Designs gedacht.
Abgesehen davon wird es, solange solche Einstellungen nicht auf breiter Front bekannt sind auch immer Personen geben, die diese Einstellungen nicht kennen. Auch sind zumindest die gängigen Betriebssysteme sehr unterschiedlich aufgestellt. iOS hat klar die Nase vorn, während Google und Windows hinterher trotten und weit von diesem Grad an Anpassbarkeit entfernt sind.

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Aufbau einer Community of Practice für Digitale Barrierefreiheit


Die Förderung der digitalen Barrierefreiheit ist wichtig, um sicherzustellen, dass Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Bedürfnissen gleichberechtigten Zugang zu digitalen Inhalten und Technologien haben.
Eine effektive Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen, besteht darin, eine „Community of Practice“ (CoP) für digitale Barrierefreiheit aufzubauen. Eine CoP ist eine Gruppe von Menschen, die sich auf freiwilliger Basis zusammenschließen, um Wissen und Erfahrungen zu teilen, Probleme zu lösen und bewährte Praktiken zu entwickeln. In diesem Beitrag werden Schritte und Prinzipien für den Aufbau einer solchen Gemeinschaft erläutert.

Was ist eine CoP?

Eine CoP ist eine Plattform für den informellen Austausch von Ideen und Ressourcen sowie für die Zusammenarbeit zur Verbesserung der digitalen Zugänglichkeit für Menschen mit Behinderungen. Es ist außerdem ein Beratungs-Gremium, welches Fragen diskutieren kann, die über die reinen Barrierefreiheits-Richtlinien hinaus gehen.
Sie kann aus behinderten Menschen und aus interessierten Personen bestehen. Dabei ist es sinnvoll dass die Beteiligten ein Interesse an dem haben, für das sie Beratung übernehmen.
Dabei sollte man die Ressourcen zum Aufbau und zur Organisation einer solchen Gruppe nicht unterschätzen: Jemand muss die Personen finden, zusammenbringen, bei der Stange halten, sie informieren, Sitzungen organisieren und moderieren und vieles mehr.

Nutzen einer CoP

Die folgenden Vorteile kann eine Community of Practice haben:
Wissensaustausch: Eine CoP bietet eine Plattform für den Austausch von Wissen, Erfahrungen und bewährten Praktiken im Bereich der digitalen Barrierefreiheit. Mitglieder können von den Erkenntnissen und Herausforderungen anderer profitieren.
Lernen und Schulung: Die CoP ermöglicht kontinuierliches Lernen und Schulung in Bezug auf digitale Barrierefreiheit. Mitglieder können von Experten lernen und ihr Wissen aktualisieren, um auf dem neuesten Stand zu bleiben.
Bewusstseinsbildung: Die CoP kann dazu beitragen, das Bewusstsein für die Bedeutung der digitalen Barrierefreiheit zu schärfen. Dies kann dazu beitragen, dass mehr Menschen sich mit diesem Thema auseinandersetzen und Maßnahmen ergreifen.
Zusammenarbeit: Die Zusammenarbeit innerhalb der CoP kann dazu beitragen, gemeinsame Projekte und Initiativen zur Verbesserung der digitalen Barrierefreiheit zu starten. Gemeinsame Anstrengungen können zu besseren Ergebnissen führen.
Netzwerken: Die CoP bietet die Möglichkeit, wertvolle berufliche Kontakte zu knüpfen. Dies kann hilfreich sein, um Fachleute und Organisationen zu identifizieren, die an ähnlichen Themen arbeiten.
Qualitätskontrolle: Die CoP kann dazu beitragen, Qualitätsstandards und Richtlinien für digitale Barrierefreiheit zu entwickeln und zu fördern. Dies ist wichtig, um sicherzustellen, dass digitale Inhalte für alle zugänglich sind.
Unterstützung und Beratung: Mitglieder der CoP können sich gegenseitig bei Herausforderungen im Zusammenhang mit digitaler Barrierefreiheit unterstützen und beraten. Dies kann dazu beitragen, Probleme effektiv zu lösen.
Innovation: Durch den Austausch von Ideen und Erfahrungen können innovative Ansätze zur digitalen Barrierefreiheit entwickelt werden. Dies kann dazu beitragen, neue Lösungen und Technologien zu fördern.
Einflussnahme: Eine gut vernetzte CoP kann Einfluss auf politische Entscheidungsträger, Unternehmen und andere Akteure ausüben, um die Bedeutung der digitalen Barrierefreiheit zu unterstreichen und Veränderungen herbeizuführen.

Identifizieren Sie die Zielgruppe

Der erste Schritt beim Aufbau einer CoP für digitale Barrierefreiheit besteht darin, die Zielgruppe zu identifizieren. Das können Fachleute, Entwicklerinnen, Designerinnen, Content-Erstellerinnen und andere sein, die an digitaler Barrierefreiheit interessiert sind. Es ist wichtig sicherzustellen, dass die Mitglieder ein gemeinsames Interesse an diesem Thema haben.

Definieren Sie die Ziele und Zwecke:

Klare Ziele und Zwecke sind entscheidend für den Erfolg einer CoP. Die Ziele könnten sein, bewährte Praktiken zu entwickeln, Wissen zu teilen, Schulungen anzubieten oder digitale Barrieren zu identifizieren und zu beseitigen.

Schaffen Sie eine Plattform für die Kommunikation:

Eine effektive Kommunikationsplattform ist von entscheidender Bedeutung. Das kann ein Online-Forum, eine Mailingliste, soziale Medien oder regelmäßige Treffen in Person oder per Videokonferenz sein. Die Plattform sollte den Mitgliedern die Möglichkeit bieten, Ideen, Fragen und Ressourcen auszutauschen.

Identifizieren Sie Experten und Ressourcen

Innerhalb der CoP sollten Experten und Ressourcen identifiziert werden, die zur Verfügung stehen, um Mitgliedern bei der Lösung von Problemen und der Weiterentwicklung ihrer Fähigkeiten zu helfen. Dies können externe Experten, Schulungsmaterialien, Forschungsergebnisse oder bewährte Praktiken sein.

Förderung der Teilnahme:

Die Beteiligung der Mitglieder ist entscheidend. Sie sollte aktiv gefördert werden, indem interessante Themen, Diskussionen und Aktivitäten angeboten werden. Die CoP sollte ein Ort sein, an dem Mitglieder gerne Zeit verbringen und von anderen lernen.

Sammeln und Teilen von Ressourcen:

Mitglieder sollten ermutigt werden, Ressourcen wie Leitfäden, Checklisten, Tools und Schulungsmaterialien zu sammeln und zu teilen. Dies fördert die Zusammenarbeit und erleichtert den Zugang zu relevanten Informationen.

Etablieren von Best Practices:

Die CoP sollte Best Practices in der digitalen Barrierefreiheit entwickeln und fördern. Dies kann durch die Zusammenarbeit an Projekten, die Prüfung von Websites auf Barrierefreiheit oder die Entwicklung von Richtlinien und Standards geschehen.

Evaluieren und Anpassen:

Die CoP sollte regelmäßig ihre Effektivität evaluieren und bei Bedarf Anpassungen vornehmen. Dies kann durch Umfragen, Feedback der Mitglieder und die Analyse der Aktivitäten und Ergebnisse geschehen.

Messung des Erfolgs:

Der Erfolg der CoP kann anhand von Kriterien wie der Zunahme des Bewusstseins für Barrierefreiheit, der Verbesserung der digitalen Barrierefreiheit von Projekten und der aktiven Beteiligung der Mitglieder gemessen werden.

Vergütung

Wer in einer CoP mitwirkt, sollte ab einem gewissen Level auch eine Vergütung erhalten. Häufig sind es Personen, die arbeiten oder anderweitig beschäftigt sind bzw. finanzielle Hilfe gut gebrauchen können. Man sollte nicht davon ausgehen, dass die CoP immer kostenlos arbeitet. Gleichzeitig muss man auch berücksichtigen, dass die CoP zu organisieren auch Arbeit kostet und entsprechende Ressourcen bereitgestellt werden müssen.

wer sollte eine CoP aufbauen?

Eine CoP ist nur dann sinnvoll, wenn auch entsprechend Bedarf besteht bzw. generiert wird. Sinnvoll kann es etwa für große Behörden oder Kommunen sein. Hier kann und sollte man auch auf Personen aus der Belegschaft bzw. Einwohnende der Kommune zurückgreifen, da hier eine natürliche Verbindung besteht.
Auch große Agenturen, die viel im Bereich Barrierefreiheit/Inklusion arbeiten, können eine CoP aufbauen und deren Leistungen dem Kunden zur Verfügung stellen. Das Problem ist bisher, dass das vom Kunden nicht stark nachgefragt bzw. nicht bezahlt wird.

Erwartungs-Managementt

Als behinderte Person hat man nicht immer den Eindruck, dass die eigene Expertise wertgeschätzt wird. Wir kennen in Deutschland genug Gremien, die ohne behinderte Menschen diskutieren und Entscheidungen treffen. Oder die Beteiligung wird pro forma durchgeführt und die eingebrachten Ideen werden vollständig ignoriert.
Eine CoP kann nur erfolgreich sein, wenn die Kommunikation auf Augenhöhe stattfindet. Das heißt nicht, dass jede Idee auch umgesetzt werden kann oder muss – das ist oft nicht möglich. Aber zumindest sollte man sich die Mühe machen, die Ablehnung von ideen zu erklären oder Lösungen anzupassen.
Wichtig ist eine effektive Moderation, also eine oder mehrere Personen, welche Diskussionen moderieren und lenken, ohne in einen Ego-Trip zu verfallen. Auch reine „Laber-Gruppen“, also Gruppen, in denen viel gesprochen, aber nichts beschlossen oder praktisch gemacht wird, bringen in der Praxis nicht viel.

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Warum Sie die Phrase „trotz Barrierefreiheit“ aus Ihrem Wortschatz streichen sollten

Das Wort Denken in verschiedenfarbigen BuchstabenMan sieht es immer wieder: Es wird eine positive Sache genannt und hinten etwas wie „trotz Barrierefreiheit“ drangehängt. Ein paar Beispiele:

  • „Wir konnten es günstig umsetzen, obwohl es barrierefrei ist“.
  • „Die Website ist schön geworden und sie ist barrierefrei“.
  • „Obwohl die Anwendung barrierefrei ist, hat sie kaum mehr Aufwand gemacht“.

Das Framing ist dabei immer das Gleiche: Es wird suggeriert, dass Barrierefreiheit eigentlich mit all den genannten Aspekten nicht vereinbar ist, man es aber wahrscheinlich dank göttlicher Fügung doch irgendwie hingekriegt hat.
Obwohl ich generell kein Freund des Framing-Ansatzes bin, zumindest nicht in der Form, wie er vonElisabeth Wehling vertreten wird, werden hier Stereotype und implizite Vorannahmen verstärkt. Ein Gegen-Beispiel ist UX: Hier würde kaum jemand so tun, als ob UX ein Akt vergleichbar mit dem Ausmisten des Augias-Stalles wäre, obwohl jedem klar ist, dass UX Arbeit macht.
Bei Barrierefreiheit ist das Gegenteil der Fall: So mancher macht den Eindruck, dass es vergleichbar mit der Vorbereitung auf den Iron Human wäre. Dabei liegt es meist an strukturellen Problemen, dass sich viele Beteiligte damit schwer tun. Leider gibt es auch noch keinen Nobelpreis für Barrierefreiheit, obwohl so mancher den Eindruck macht, ihn dafür verdient zu haben.
Die Verwendung der Phrase „schön/gut/einfach trotz Barrierefreiheit“ kann als problematisch und unangemessen angesehen werden, da sie Menschen mit Behinderungen herabwürdigen oder diskriminieren kann. Hier sind einige Gründe, warum dies der Fall ist:

  • Abwertung von Barrierefreiheit: Die Formulierung „schön trotz Barrierefreiheit“ impliziert, dass Barrierefreiheit und Schönheit unvereinbar sind. Dies kann den Eindruck erwecken, dass die Integration von barrierefreien Maßnahmen, die Menschen mit Behinderungen den Zugang und die Teilhabe ermöglichen, als hinderlich oder störend angesehen wird. Tatsächlich sollte Barrierefreiheit als eine wichtige soziale und ethische Anforderung angesehen werden, die die Inklusion und Gerechtigkeit fördert.
  • Stigmatisierung von Menschen mit Behinderungen: Die Verwendung solcher Formulierungen kann Vorurteile und Stereotypen über Menschen mit Behinderungen verstärken, indem suggeriert wird, dass Schönheit oder Attraktivität für Menschen mit Behinderungen ungewöhnlich oder überraschend ist. Das kann stigmatisierend wirken und Menschen mit Behinderungen als „anders“ oder „abnorm“ darstellen.
  • Förderung von Inklusion und Vielfalt: Es ist wichtig, Inklusion und Vielfalt zu fördern und sicherzustellen, dass Menschen mit Behinderungen die gleichen Chancen und Rechte wie alle anderen haben. Die Betonung von Schönheit als unabhängig von Barrierefreiheit kann diesem Ziel entgegenwirken, da sie impliziert, dass Menschen mit Behinderungen in gewisser Weise „anders“ sind.

Stattdessen ist es empfehlenswert, eine positive und inklusive Sprache zu verwenden, die die Bedeutung der Barrierefreiheit und die Vielfalt der Menschen hervorhebt. Klappern gehört zum Handwerk. Aber wenn man der Barrierefreiheit einen Dienst erweisen möchte, sollte man sie nicht als unnötig schwer darstellen. Und auch nicht so tun, als ob sie mit Ästhetik nicht vereinbar wäre.

Fortschritt in der digitalen Barrierefreiheit messen – Maturity Model oder Reifegradmodell


Wie an anderer Stelle gesagt ist es wichtig, Barrierefreiheit systematisch zu messen und zu dokumentieren. Vor allem, wenn man das Ziel einer stetigen Verbesserung verfolgt, muss man mit harten Daten arbeiten. Alles Andere läuft unter gefühlter Verbesserung und wird spätestens kassiert, wenn die Geschäftsführung wechselt. Wie ebenfalls anderswo ausgeführt ist die Datenbasis elementar für Fortschritt, das Controlling ist einer der wichtigsten Zweige der Führung einer Organisation. Was nicht in Zahlen gefasst werden kann ist nicht relevant.
Eine Möglichkeit, um dies zu tun ist das Reifegrad-Modell, im Englischen bekannt als Maturity Model. Hier gibt es verschiedene Modelle, die jeweils an die Organisation angepasst werden sollten.

Was ist ein Reifegrad-Modell?

Ein Maturity Model, auf Deutsch „Reifegradmodell“, ist ein Instrument zur Bewertung und Verbesserung von Prozessen und Praktiken in Organisationen oder Projekten. Es bietet eine strukturierte Methode zur Einschätzung der Reife und Wirksamkeit von Aktivitäten in einem bestimmten Bereich. Im Kontext der digitalen Barrierefreiheit zielt ein Maturity Model darauf ab, den Fortschritt bei der Schaffung barrierefreier digitaler Inhalte zu bewerten. Ein bekanntes Modell kommt von der Web Accessibility Initiative. Teils gibt es aber auch an bestimmte Branchen wie Hochschulen angepasste Modelle. Viele Modelle sind auch kostenpflichtig, wobei diese meines Erachtens aber keinen Vorteil bieten gegenüber dem, was frei verfügbar ist.

Die Struktur eines Maturity Models:

Ein Maturity Model besteht typischerweise aus verschiedenen Reifegradstufen oder -stufen, die den Fortschritt in einem bestimmten Bereich darstellen. Diese Stufen werden oft als Maturity Levels bezeichnet und können von Modell zu Modell variieren. Ein einfaches Beispiel für Maturity Levels in der digitalen Barrierefreiheit könnte sein:

  1. Anfangsstufe: In dieser Phase sind nur grundlegende Maßnahmen zur Barrierefreiheit ergriffen worden, und die Einhaltung der Standards ist minimal.
  2. Entwicklung: Es werden verstärkte Anstrengungen unternommen, um die Barrierefreiheit zu verbessern, aber sie ist noch nicht vollständig integriert.
  3. Konsolidierung: Die Barrierefreiheit ist eine etablierte Praxis in der Organisation, aber es gibt noch Raum für Verbesserungen.
  4. Exzellenz: Die Organisation hat Spitzenleistungen in der digitalen Barrierefreiheit erreicht und dient als Vorbild für andere.

Die Anwendung des Maturity Models in der digitalen Barrierefreiheit:

Die Anwendung eines Maturity Models in der digitalen Barrierefreiheit beginnt oft mit einer umfassenden Bewertung der bestehenden digitalen Inhalte und Prozesse. Dies kann sowohl eine interne Bewertung als auch eine externe Überprüfung durch Barrierefreiheits-Expertinnen oder Prüfstellen einschließen.
Anhand der Ergebnisse dieser Bewertung können Organisationen ihren aktuellen Reifegrad in Bezug auf die digitale Barrierefreiheit bestimmen. Auf dieser Grundlage können sie gezielte Maßnahmen zur Verbesserung ergreifen und einen klaren Plan zur Erreichung höherer Maturity Levels entwickeln.
Ein wesentlicher Vorteil der Anwendung eines Maturity Models besteht darin, dass es Organisationen ermöglicht, ihren Fortschritt im Laufe der Zeit zu verfolgen und messbare Ziele für die digitale Barrierefreiheit zu setzen. Dies schafft Transparenz und Rechenschaftspflicht und hilft, die Integration der Barrierefreiheit in die Unternehmenskultur zu fördern.

Warum ist das Maturity Model wichtig?

Das Maturity Model ist in der digitalen Barrierefreiheit von entscheidender Bedeutung aus mehreren Gründen:

  1. Messen des Fortschritts: Es bietet eine klare Methode, um den Fortschritt bei der Schaffung barrierefreier digitaler Inhalte zu messen und zu verfolgen.
  2. Ressourcenoptimierung: Organisationen können gezielt Ressourcen für die Bereiche zuweisen, in denen Verbesserungen am dringendsten erforderlich sind.
  3. Rechenschaftspflicht: Ein Maturity Model schafft eine klare Grundlage für die Berichterstattung und Rechenschaftspflicht in Bezug auf die digitale Barrierefreiheit.
  4. Verbesserung der Benutzererfahrung: Eine höhere Stufe im Maturity Model führt zu einer verbesserten Benutzererfahrung für alle, unabhängig von ihren Fähigkeiten.

Faktoren für ein Maturity-Modell für Ihre Organisation

Die folgenden Faktoren können als Basis für ein Reifegrad-Modell für digitale Barrierefreiheit in Ihrer Organisation dienen.

  1. Compliance mit Standards und Richtlinien: Die Einhaltung anerkannter Barrierefreiheitsstandards und -richtlinien ist ein entscheidender Faktor. Dies kann die Überprüfung der Einhaltung von Standards wie WCAG (Web Content Accessibility Guidelines) einschließen.
  2. Barrierefreie Technologie: Die Verwendung von barrierefreien Technologien, Software und Entwicklungstools ist wichtig. Dies schließt die Nutzung von Technologien ein, die die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen berücksichtigen.
  3. Organisatorische Verpflichtung: Die Organisation sollte klare Richtlinien und Verpflichtungen zur Barrierefreiheit haben. Dies umfasst die Zuweisung von Verantwortlichkeiten, Schulungen und Sensibilisierungsmaßnahmen.
  4. Barrierefreie Inhalte und Dokumentation: Die Bewertung der Barrierefreiheit von Webseiten, Dokumenten und Multimedia-Inhalten ist entscheidend. Dies kann auch die Bereitstellung barrierefreier Alternativen für nicht zugängliche Inhalte einschließen.
  5. Barrierefreiheitsbewertungen und -tests: Die Durchführung regelmäßiger Barrierefreiheitstests und -prüfungen, sowohl automatisiert als auch manuell, ist wichtig, um den Status der Barrierefreiheit zu bewerten.
  6. Schulung und Sensibilisierung: Die Schulung von Mitarbeitern und Beteiligten in Bezug auf Barrierefreiheit ist entscheidend. Dies kann die Schulung von Entwicklern, Designern und Redakteuren, aber auch die Sensibilisierung des gesamten Teams umfassen.
  7. Benutzerfeedback und Benutzererfahrung: Die Einbeziehung von Benutzerfeedback, insbesondere von Menschen mit Behinderungen, und die Verbesserung der Benutzererfahrung sind wichtige Indikatoren.
  8. Interner Entwicklungsprozess: Der Grad der Integration der Barrierefreiheit in den gesamten Entwicklungsprozess, von der Konzeption bis zur Umsetzung, ist von Bedeutung.
  9. Barrierefreiheitszertifizierungen: Die Teilnahme an unabhängigen Barrierefreiheitsprüfungen und -zertifizierungen kann den Reifegrad der Barrierefreiheit belegen.
  10. Barrierefreie Kommunikation: Die Fähigkeit zur barrierefreien Kommunikation mit Menschen mit Behinderungen ist ein wichtiger Aspekt der digitalen Barrierefreiheit.
  11. Monitoring und Reporting: Die Überwachung der Barrierefreiheit und die Erstellung von Berichten über den Fortschritt sind entscheidende Faktoren, um den Status der Barrierefreiheit zu verfolgen.
  12. Integration von Barrierefreiheit in die Unternehmenskultur: Die Integration von Barrierefreiheit als grundlegendes Prinzip in die Unternehmenskultur ist besonders wichtig.

Fazit

Wie immer gilt, dass ein Reifegradmodell nicht zum Angucken da ist. Die Erhebung sollte der erste Schritt in einer Barrierefreiheits-Strategie sein. Dazu gehört also auch eine regelmäßige Prüfung auf weitere Verbesserungen und natürlich das Starten von Maßnahmen dort, wo Schwächen festgestellt wurden.
Generell ist das Reifegrad-Modell vor allem für große und komplexe Organisationen wie Hochschulen und Behörden geeignet. Gibt es eigentlich eine Organisation in Deutschland, die so ein Modell betreibt, mir zumindest ist keines bekannt.

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