Willkommen zur ersten Ausgabe des Newsletters im Jahr 2019. Bevor wir schauen, was im Dezember 2018 so los war, wollen wir einen kleinen Rückblick auf 2018 machen.
Was gab es 2018 in Sachen Barrierefreiheit?
Wirklich durchschlagende Ereignisse gibt es in der Szene selten und 2018 ist mir auch keines aufgefallen. Dafür tut sich auf der rechtlichen Front einiges, was auch mittelfristig Wirkung zeigen wird.
Die WCAG 2.1 fürs barrierefreie Internet wurden verabschiedet. Nebenbei ist die WCAG 2.0 im Dezember zehn Jahre alt geworden.
Für den Raum der Europäischen Union noch interessanter ist, dass die Richtlinie 2016/2102 in Kraft getreten ist. Sie verpflichtet alle öffentlichen Einrichtungen, neue bzw. relaunchte Webseiten anzubieten und bestehende Webseiten innerhalb der nächsten Jahre barrierefrei zu machen.
Im Jahr 2019 könnte der European Accessibility Act endgültig verabschiedet werden. Auch er dürfte mittelfristig für Bewegung in Sachen Barrierefreiheit sorgen.
Leider ist es uns nach wie vor nicht gelungen, das Thema Barrierefreiheit auf breiter Front in Mainstream-Veranstaltungen zu etablieren. Fürs neue Jahr wünsche ich mir, dass Barrierefreiheit noch ein wenig mehr aus der Filterblase rauskommt und werde , soweit mir möglich, dazu beitragen. Nun aber der Blick in die Zukunft.
Anstehende Veranstaltungen
Zwei Veranstaltungen zum Thema Barrierefreiheit stehen demnächst an. Da wäre zunächst ein Barcamp zur Leichten Sprache, veranstaltet von der Lebenshilfe Hessen. Es findet vom 30.1. bis 31.1.2019 in Marburg statt.
Anfang Februar, genauer vom 1.2. – 3.2.2019 findet der Hackathon Neue Nähe im Social Impact Lab Bonn statt.
Neuigkeiten
Die Europäische Norm EN 301 549 ist im Dezember 2018 im Official Journal of the European Union veröffentlicht worden. Sie regelt unter anderem die Beschaffung barrierefreier Technik, aber auch das Thema barrierefreie Webseiten und Apps. Zudem hat die Bundesfachstelle Barrierefreiheit eine FAQ zur EU-Richtlinie 2106 veröffentlicht.
Schon im Oktober hat die Uni Hildesheim das Handbuch barrierefreie Kommunikation veröffentlicht.
Und wie immer die Artikelempfehlungen: Die verlinkten Artikel sind alle auf Englisch. Sie stammen nicht alle aus dem Dezember 2018, sind mir aber erst dann aufgefallen.
Die Produkt-Designerin Allison Shaw beschreibt, warum sie Produkte barrierefrei gestaltet. Sie spricht dabei von Inklusivität statt von Barrierefreiheit.
Designing for inclusivity: How and why to get started
Die Kolumnistin Caroline Casey geht in einem Artikel für Time davon aus, dass das Thema Inklusion für Unternehmen eine wachsende Rolle spielen wird. Ohne Unternehmen, so ihre These, gibt es keine Inklusion und immer mehr Unternehmen würden das erkennen.
How Businesses Can Lead a Revolution on Disability Inclusion
Der sehbehinderte TAYLOR KATZEl schreibt darüber, was für eine inklusive/barrierefreie Organisationskultur wichtig ist. Seine Kernthese ist, dass das Wissen über Barrierefreiheit häufig nur bei den Führungskräften und einigen wenigen Auserwählten ist, aber auf breiter Front in der Belegschaft verankert sein sollte.
Creating a culture of accessibility
Für Personen, die Barrierefreiheit in ihrer Organisation umsetzen wollen, könnte das Paper „The Implementation of Web Accessibility Standards by Dutch Municipalities. Factors of Resistance and Support“ interessant sein. Darin zeigt sich, dass es oft nicht nur an technischen, sondern auch an organisations-spezifischen Faktoren scheitert. Weiter zum Paper
Interessante Tools
Last not least möchte ich drei Tools vorstellen.
ANDI (Accessible Name & Description Inspector) ist ein Bookmarklet. Es kann in jedem Browser als Lesezeichen hinzugefügt werden und testet einige der Aspekte der Barrierefreiheit. Dazu muss man ANDI wie gesagt als Lesezeichen hinzufügen und anschließend auf der jeweiligen Seite aufrufen.
Installationsanleitung zu ANDI
Seit einiger Zeit gibt es im Firefox auch Tools, um die Barrierefreiheit zu analysieren. Die Funktion ist mittlerweile prominent im Kontextmenü platziert. Also einfach ein Element auf der Webseite rechts anklicken und den Punkt „Barrierefreiheit-Eigenschaften untersuchen“ anklicken.
Last not least: Das Tool ColorMap gibt es jetzt auch als Website: Es richtet sich an farbenblinde Personen und kann per Tastatur oder Mausklick bestimmte Farben hervorheben: Zeigt man zum Beispiel auf die Legende einer Karte, werden alle entsprechenden Elemente auf der Karte hervorgehoben. Entwickler des Tools ist Vision Australia.
Weitere Infos zu ColorMap
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