PDF Accessibility Checker (PAC) und barrierefreie PDF – warum der PAC-Test nicht ausreicht

In diesem Beitrag möchte ich mit ein paar Missverständnissen bezüglich dem PDF Accessibility Checker (PAC) und barrierefreien PDFs aufräumen. Vorneweg: Ein laut PAC fehlerfreies PDF muss nicht barrierefrei sein. Umgekehrt muss ein PDF, das problemlos mit Hilfstechnik funktioniert nicht fehlerfrei im PAC sein.

Dieser Beitrag ist auch als Kritik an den Entwicklern von PAC zu verstehen. Ich würde mir wünschen, dass sie den Zweck und die Grenzen ihres Tools klarer kommunizieren würden. Es leuchtet etwa nicht ein, warum man das Ding nicht PDF UA Checker genannt hat, das wäre inhaltlich angemessener. Anlass für diese Kritik ist, dass viele Personen – in der Regel Nicht-Behinderte – ein PDF durch den PAC jagen und einem Nutzer die Ergebnisse um die Ohren hauen. Wir nennen das intern Idioten-Test, der Tester muss gar keine Ahnung von PDF haben, um diesen Test durchzuführen und lediglich rote Kreuze und grüne Haken zählen. Super, Sie können ein paar Butons drücken, Sie sind ein PDF-Barrierefreiheits-Profi!

Prüft PAC die Barrierefreiheit eines PDF-Dokumentes?

PAC prüft hauptsächlich technische Strukturen. So müssen alle Inhalte eines PDFs getaggt, das heißt, in Containern eingeschlossen sein. Es sollen Metadaten, Alternativtexte für Bilder und noch einige weitere Kriterien erfüllt sein.
Diese Tags müssen nach dem technischen Standard für barrierefreie PDFs PDF Universal Accessibility (PDF UA) hinterlegt sein. Genau das prüft PAC, nicht mehr und nicht weniger.
Theoretisch sollte das reichen. In der Praxis ergeben sich aber weitere Probleme, die tatsächlich erst im Zusammenspiel mit Hilfstechnik auffallen.
Leider muss es immer dazu gesagt werden: PDF UA ist nicht der Standard für barrierefreie PDF. Insofern kann ein PAC-Test nichts über die Barrierefreiheit eines PDFs aussagen. Er kann lediglich sagen, dass ein PDF PDF-UA-konform ist bzw. dass die Struktur bestimmten Voraussetzungen entspricht. Nach allen Richtlinien wie der EN 301 549 oder der amerikanischen Section 508 ist die WCAG der Standard für barrierefreie PDF. PDF UA ist ein Weg, aber keine Voraussetzung, um Konformität mit der WCAG zu erreichen. Leider kommuniziert hier auch die verantwortliche PDF Association – wahrscheinlich absichtlich – fehlerhaft. Im Endeffekt sitzen in diesen Zusammenschlüssen die Hersteller der Tools, die – wie soll es anders sein – vor allem ihre Tools verkaufen wollen. Warum gibt es überhaupt Erweiterungen für InDesign oder Acrobat Pro, wenn Adobe den Standard verwaltet? Warum sind diese Erweiterungen teurer als ihre Vehikel?

PAC ist veraltet

Die aktuelle Version 3 des PAC ist leider veraltet. Sie basiert auf einem älteren PDF Standard. Der aktuelle Standard für PDF ist 2.0. PDF 2.0 enthält aber Elemente, die PAC nicht kennt und deshalb als fehlerhaft markiert. Da der PAC 3 nun schon einige Jahre alt ist stellt sich die Frage, warum es kein Update gibt.
Update: Inzwischen gibt es den PAC 2021, der einen WCAG-Check mitliefert, der aber ebenfalls fehlerbehaftet ist.

Was ist mit Office-Dokumenten?

Mit den Bordmitteln von Microsoft Office und Libre Office lassen sich derzeit keine PDFs erzeugen, die den PAC-Check bestehen. Dafür sind teure Zusatz-Tools notwendig, die aber keinen deutlichen Mehrwert liefern, außer eben, dass sie PDF-UA-konform sind, was aber wie gesagt nichts über deren Benutzbarkeit für behinderte Menschen aussagt. axesPDF zum Beispiel korrigiert ein paar technische Fehler, die aber den meisten Nutzenden ohnehin nicht aufgefallen wären, der hohe Preis für diese Erweiterung zahlt vor allem auf das gute Gewissen ein.
Als Faustregel kann gelten: Was sich mit den Mitteln der Office-Pakete erstellen lässt, kann auch mit Office barrierefrei gemacht werden. Was PAC dazu sagt, ist erst mal egal. Umgekehrt käme kaum jemand auf die Idee, eine in Quark Express oder InDesign erstellte Broschüre mit Office barrierefrei zu machen.
Die Nachbearbeitung mit Adobe Acrobat Pro ist aufwendig und schafft bei Office-Dokumenten keinen angemessenen Mehrwert im Verhältnis zum Aufwand. Die dafür notwendigen Ressourcen können an anderer Stelle sinnvoller eingesetzt werden.

Was ist also der Goldstandard?

Das einzige Kriterium, das bezüglich Barrierefreiheit zählt ist der konkrete Mensch. Die Standards, heißen sie WCAG, PDF UA oder Din 18040 sind Behelfe, damit wir das Rad nicht jedes Mal neu erfinden müssen. Doch wenn der Behinderte nicht zurecht kommt, ist der Verweis auf den Standard nicht angemessen.

Ist PAC also sinnfrei?

Keineswegs. Abgesehen davon, dass auch PAC selbst Fehler enthalten kann ist es ein Instrument für erfahrene Desktop-Publisher. Für Menschen, die im Grunde nicht wissen, was ein barrierefreies PDF ist, schafft das Tool aber mehr Verwirrung als Klarheit. Überlassen Sie deshalb die Prüfung Ihrer Dokumente den Profis oder den Menschen, die Barrierefreiheit brauchen. PAC ist kein sinnvolles Tool für Laien und schon gar kein Gütesiegel für barrierefreie PDFs.

Siltas Schulungen zu barrierefreien PDF

Wenn Du es nicht machst, macht es keiner