Navigations- und funktionale Links

Im ersten Teil bin ich auf die Navigation und die Kategorisierung über Tags und Rubriken als Formen der Nutzerführung eingegangen. In diesem Beitrag möchte ich die Nutzerführung über Links erläutern.

Hin und zurück

Der Brotkrummenpfad oder die Breadcrumb gehört bei vielen Seiten zu einer unauffälligen, aber wichtigen Funktion. Sie verrät kurz und anschaulich, wo man sich gerade befindet und was die höhere Ebene der aktuellen Seite ist. Damit ist eine wichtige Regel der Usability erfüllt: Sie verrät, jederzeit wo man ist, was die nächsthöhere Ebene ist und wie man auf diese Ebenen gelangt.
Eine ähnliche Funktion kann im übrigen auch die URL erfüllen, wenn sie lesbar ist. Bei dem Windows Explorer ist das ein wenig augenfälliger: hier kann ich anhand des Pfades erkennen, welche Ordner und Unterordner zu meiner Datei führen und bekomme ein Gefühl dafür, wie Strukturen in diesem Ordnungssystem aufgebaut sind. Weil die meisten Websites heute auf Redaktionssystemen basieren, spielt die klassische Ordnerstruktur im Web keine große Rolle mehr. Viele Leute schauen gar nicht mehr auf die Adressleiste des Browsers, angeblich soll der neue Chrome die URL der aufgerufenen Seite gar nicht mehr anzeigen.

Contentlinks

Natürlich gehören auch die Links im Content zur Benutzerführung, ein Punkt, der häufig übersehen wird. Bei Wikipedia spielen die Links neben der Suche die eigentliche Hauptrolle oder hat einer der Leser schon mal die Navigation benutzt?
Ich bin öfter mal auf das Thema Verlinkung im Content eingegangen.
Online-Publikationen und Online-Bücher verwenden gerne eine Blätterfunktion. Die ersteren wollen wahrscheinlich die Klickraten steigern oder glauben an das veraltete Dogma, dass Nutzer nicht scrollen. Bei Büchern hingegen macht es Sinn, die Texte kapitelweise bereit zu stellen, weil sie sich als natürliche Abschnitte anbieten.
Das heißt, am Ende des Textes sollte man dem Nutzer immer Fortsetzungen anbieten: verwandte Artikel, Quellen, weitergehende Informationen und gerne auch externe Webseiten!
Blinde verwenden gerne die Funktion, sich alle Links einer Seite anzeigen zu lassen. Das erlaubt einen sehr schnellen Überblick über den Inhalt des Dokuments.

Sitemaps und Indizes

Sitemaps und Indizes sind bisher noch nicht weit verbreitet. Dabei sind Sitemaps eine interessante Alternative zu Navigationen, denn sie zeigen alle Ober- und Unternavigationspunkte, ohne dass man die einzelnen Navigationspunkte aufklappen muss. Wenn die Navigationspunkte auch verständlich benannt sind, kann man das Gesuchte sehr viel schneller finden, als wenn man die klassische Navigation verwenden würde.
Daran sieht man auch, wie schon im ersten Beitrag geschrieben, dass weniger entscheidend ist, wie viele Haupt- und Unternavigationspunkte man unterbringt, entscheidend ist, dass sie vernünftig gruppiert und benannt sind.
Eine Alternative zur Sitemap wäre ein Index oder Inhaltsverzeichnis. Ein Index basiert meistens auf einer alphabetischen Sortierung wichtiger Begriffe. Jedem Buchstaben sind bestimmte Begriffe zugeordnet, wodurch jeder sehr schnell die Gruppierung durchschauen kann. Solche Indizes kennen wir aus Sachbüchern, sie können aber auch im Web sinnvoll sein.
Viele Leute wissen, dass sie etwas bestimmtes auf einer Website finden können, haben aber keine Idee davon, wie es heißt oder es ist ihnen gerade entfallen. Oder sie wissen, dass sich eine bestimmte Information auf der Website befindet, aber nicht wo. In diesem Fall ist es einfacher, über Sitemaps oder Indizes zu gehen als über Suchmaschinen.
Ein einfacher Weg, Indizes für Weblogs zu generieren sind die Tags. Man kann aber auch bestimmte Programme verwenden, wie sie von SEOs oder Online-Marketing-Experten eingesetzt werden. Diese Programme extrahieren Keywords aus Texten.

Fazit

Die Rolle der Links als Elemente der Nutzerführung wird kaum berücksichtigt. Bereiche, die zueinander in Verbindung stehen oder sich auf aufeinander beziehen, werden kaum miteinander verbunden. Es gibt zum Beispiel kaum ein brauchbares Glossar, welches einem beim Erschließen eines komplexen Inhalts helfen würde. Die Blogger sind hier noch vorbildhaft, auch wenn der Linkgeiz dank SEO sich auch hier breit gemacht hat. Überwiegend gut gelöst hat es die Wikipedia oder das Online-Magazin Telepolis. Telepolis gehört zu den wenigen echten Online-Magazinen in Deutschland, weil sie bei aller berechtigten Kritik an der Qualität der Beiträge immer auf externe Quellen und weiterführende Informationen verlinken.

Weiterlesen

Louis Rosenfeld, Peter Morville. Information Architecture for the World Wide Web. O’Reily 2002 als PDF
Donna Spencer. A Practical Guide to Information Architecture. Five Simple Steps 2010
Lesenswert ist die Artikelserie Visuelle Rhetorik auf dem Antary-Blog
Artikelserie auf dem Usability-Blog Suchst Du noch oder findest Du schon? Navigationsmechanismen im WWW