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Ist Barrierefreiheit Frauensache? Ausgabe 3-2024

Ist Barrierefreiheit Frauensache? Eine seltsame Frage, aber aus unserer Erfahrung berechtigt. Aus unserer Schulungs-Erfahrung können wir berichten, dass es tatsächlich zumindest in Deutschland überwiegend Frauen sind, die Barrierefreiheit umsetzen. Wir haben immer Witze darüber gemacht – unter uns natürlich – wenn sich doch noch mal ein Mann in die Schulung verirrt hat. Was die Frage aufwirft, warum es überwiegend Männer sind, die zu diesem Thema auf den Bühnen dieser Welt sprechen dürfen und damit übermäßig Prestige erhalten.

Interessante Beiträge

Sprachausgaben sind überall, sogar auf Ihrem Lieblings-Device. Ist die Brailleschrift dann überhaupt noch notwendig? Um diese Frage geht es in einem Gespräch mit dem blinden Slawisten Dr. Aleksander Pavkovič.

Braille im digitalen Zeitalter

Barrierefreiheit kann entscheidend für einen gewünschten oder erzwungenen Lebensstil sein. Stellen Sie sich vor, Sie haben Diabetes und wissen nicht, wie sich der Krautsalat aus dem Supermarkt zusammensetzt. In einem Gespräch geht es darum, wie die Barrierefreiheit Veganismus ermöglicht.

Als Blinde vegan leben

Die Bundesfachstelle für Barrierefreiheit bietet eine Informationssammlung für Kulturbetriebe.

Praxishilfen für Kulturbetriebe

Eine aktuelle Publikation beschäftigt sich mit den Barrierefreiheits-Anforderungen an digitale Lernsysteme.

Allgemeine Anforderungen der digitalenBarrierefreiheit an die Inhalte auf dem CampusDigitale Drehtür (PDF)

Die Entwicklung von Standards kann mit der technischen Entwicklung oft nicht mithalten. Ist das Schicksal oder muss es sich ändern?

WAI und WCAG brauchen eine Revolution

Placeholder werden oft anstatt Formular-Beschriftungen genutzt. Für die Barrierefreiheit kann das Probleme bedeuten.

Barrierefreiheit von Placeholdern

Weiter gehts auf Englisch. Soeben ist das Update des PDF Accessibility Checker auf 2024.1 erschienen. Es war kein Update-Protokoll zu finden, vermutlich wurden vor allem Bugs gefixt.

PAC 2024.1

Erste Tests zeigen, dass die Apple Vision Pro interessante Features und Barrierefreiheits-Funktionen für behinderte Menschen aufweist.

Vision Pro Accessibility in the Real(ish) World

Bei A List apart beschäftigt sich ein Artikel mit den Möglichkeiten der KI in der Barrierefreiheit.

Opportunities for AI in Accessibility

Bislang sind viele medizinische Geräte wie Insulin-Pumpen für Blinde nicht geeignet. Das sollte sich dringend ändern.

The Urgent Need for Accessible Medical Devices for the Blind: A Call for Change

Ein Dokument fast Mythen und Fakten zu assistiven Technologien zusammen.

Myths and Facts on assistive Technologies (PDF)

Schulungen und Leistungen

Es gibt neue Termine für die Schulungen zur Barrierefreiheit von PDF und Web von Silta. Schauen Sie einmal in das Schulungs-Angebot.

Gute Nachrichten des Monats

In den letzten Monaten sind die Informationen zur Barrierefreiheit nativer Apps sprunghaft angestiegen. Auch die Test-Werkzeuge werden mehr. Neu ist zum Beispiel Abra Desktop, eine Software, mit der sich Android- und iOS-Apps testen lassen sollen, leider aktuell nur für den Mac verfügbar.

Apple bietet ab der Version 17.4 automatische Transkriptionen für seine Podcast-App. Eine gute Nachricht für Schwerhörige, aber auch für Personen, die etwa nicht gut Englisch verstehen, aber die reichhaltige englisch-sprachige Podcast-Landschaft nutzen wollen.

Die Zahl der Exo-Skelette nimmt weiter zu. Das sind Hilfen für gehbehinderte Personen, welche die Beweglichkeit erhöhen oder sogar beim selbständigen Gehen helfen können. Jüngst ist ein weiteres Produkt gestartet.

Weitere Artikel

Statistik des Monats

Der Screenreader-Survey von WebAIM zeigt, dass Jaws außerhalb Nordamerikas immer mehr an Boden verliert. Der Survey ist eine Befragung, die zwischen Dezember 2023 und Januar 2024 durchgeführt wurde. Man kann davon ausgehen, dass überwiegend Blinde teilgenommen haben, die wohlhabender, sehr digital affin sind und sich für Barrierefreiheit interessieren, da man eher nicht zufällig über die Befragung stolpert. Ein weiterer Indikator ist auch die außergewöhnlich hohe Nutzung von Braille, die wesentlich höher ist als unter den Durchschnitts-Blinden. Es verwundert auch ein wenig, dass das Thema PDF komplett ausgespart wurde und der Fokus doch sehr stark auf Webseiten liegt.

Leider sind die Ergebnisse generell verzerrt, weil Nordamerika und Europa in der Befragung überrepräsentiert sind. Die meisten Blinden leben in den ärmerenLändern und gehören dort mangels Chancen zu der ärmeren Bevölkerung, von dem her ist die Befragung nicht repräsentativ. Vermutlich spielen Jaws und VoiceOver in Asien, Afrika und Lateinamerika aufgrund der hohen Preise gar keine Rolle, was durch die Statistik aber auch schon ein wenig durchscheint. Wenn die Blinden dort überhaupt Zugang zu Computern und Smartphones haben, haben NVDA und Androids Talkback die Nase vorn. Interessanter sind aber wie so oft bei WebAIM eher die Statistiken weiter unten, hier die aus unserer Sicht wichtigsten Aussagen, die Zahlen sind auf ganze Werte gerundet:

  • Außerhalb Nordamerikas und Australiens dominiert der freie Screenreader NVDA vor Jaws: Klar in Europa, sehr deutlich in den anderen Regionen der Welt.
  • 38 Prozent nutzen Braille – das spricht für eine hohe Beteiligung blinder Akademiker*Innen aus dem Westen, da Braille von den meisten Blinden nicht beherrscht wird und außerhalb des Westens Braillezeilen sehr teuer im Verhältnis zum Einkommen sind.
  • 40 Prozent nutzen lieber Personal Computer, knapp 50 Prozent nutzen gleichermaßen Smartphones und PCs.
  • Andererseits bevorzugen 58 Prozent die Nutzung nativer Apps vor Websites.
  • 70 Prozent nutzen VoiceOver, 35 Prozent Talkback als mobilen Screenreader, ein durchaus überraschendes Ergebnis, da gefühlt alle Blinden VoiceOver nutzen.
  • 35 Prozent sagen, die Barrierefreiheit habe sich in den letzten Jahren verbessert, 18 Prozent sehen eine Verschlechterung.
  • 86 Prozent sehen die Verantwortung für Barrierefreiheit bei den Anbietern, die anderen sehen die assistive Technologie als verantwortlich.
  • 72 Prozent nutzen die Überschriften-Struktur, um sich auf einer Webpage zu orientieren, nur 3 Prozent nutzen Landmarks.
  • Die grössten Probleme sind in absteigender Relevanz CAPTCHA’s, unerwartetes Verhalten von UI-Elementen und nicht oder unverständlich beschriftete Elemente.

Alle Ergebnisse des Survey