Einstieg in den kostenlosen freien Screenreader NVDA

Sie finden im Folgenden unterschiedliche Informationen, welche Ihnen als blinde Person den Start mit dem freien Screenreader NVDA erleichtern sollen. NVDA-Anleitung für Sehende und Entwickler.
Alle Texte sind auf dieser Unterseite, der Klick auf einen der folgenden Links führt Sie direkt zum passenden Textabschnitt, nicht auf eine neue Seite.
Beachten Sie bitte, dass dies keine vollständige Anleitung sein soll oder kann. Ausführliche Informationen finden Sie im NVDA-Handbuch. Dies erreichen Sie über NVDA+N – Hilfe – Benutzerhandbuch.

Freier Screenreader

Der Screenreader NVDA ist eine freie und kostenlose Alternative zu den Produkten Jaws und Co. Die Funktionsvielfalt bringt es mit sich, dass ausführliche Anleitungen auf Deutsch bisher fehlen. Ich liefere das an dieser Stelle nach.
Das Wort „frei“ ist nicht im Sinne von kostenlos zu verstehen. Frei bedeutet, dass jeder frei ist, die Software seinen Bedürfnissen anzupassen. NVDA ist ein Communityprojekt, dass maßgeblich von zwei australischen Programmierern entwickelt und vorangetrieben wird. Das Projekt ist auf Spenden aus der Community angewiesen, deshalb möchte ich alle Nutzer bitten, das Projekt finanziell zu unterstützen, soweit ihr euch das leisten könnt.

Installation oder portable Version?

NVDA kann hier heruntergeladen werden. Dort gibt es auch eine portable Version. Die Installation läuft wie bei Windows-Programmen gewohnt. Die Sprachausgabe eSpeak ist ein wenig gewöhnungsbedürftig. Ab Windows 8 ist eine natürlichere deutsche Stimme im System integriert, die auch für NVDA verwendet werden kann. Unter Windows 10 werden automatisch die in Windows integrierten Stimmen verwendet.
Aus einer installierten Version von NVDA heraus lässt sich eine portable Version erstellen, wobei die Einstellungen übernommen werden. Umgekehrt lässt sich aus der portablen Version das Programm installieren, wobei Admin-Rechte bestehen müssen. Die installierte Version hat mehr Zugriffsmöglichkeiten vor allem im Admin-Bereich. Einige Programme wie vor allem die Systemdienste, die Windows Lupe oder der Adobe Reader sind mit der portablen Version nicht vollständig verwendbar.
Die portable Version kann von einem USB-Stick oder anderem tragbaren Gerät gestartet werden. Dazu reicht es, das Programm auf das Speichermedium zu kopieren. Es gibt die Möglichkeit, einen Stick so zu konfigurieren, dass ein bestimmtes Programm gestartet wird, sobald der Stick eingesteckt wird. Diese Möglichkeit ist heute aber aus Sicherheitsgründen zumeist blockiert. In der Regel wird man deshalb sehende Hilfe benötigen, um NVDA zu starten.

Konfiguration

Die Einstellungen erreicht man nach dem Start des Programms über EINFG + N. Im Gegensatz zu Jaws sind die Einstellungen eher spartanisch. Mit Einfg + Q kann das Programm beendet werden.
In jedem Fall sollte der Screenreader immer vor der konkreten Anwendung gestartet werden.

Alternative Sprachausgaben

Einige Blinde mögen eSpeak nicht besonders, vor allem im Vergleich zu den Stimmen von VoiceOver klingt eSpeak recht blechern.
Viele Blinde wissen aber nicht, dass es Varianten von eSpeak gibt, die sich ein wenig besser anhören als die Standardstimme. Dazu gehen wir folgendermaßen vor: Wir starten NVDA, wählen mit Einfg + N das Kontextmenü, unter Einstellungen Stimmeneinstellungen. Unter “Variante” können wir eine Stimme auswählen. Wenn man das Feld ausklappt, hört man den Klang der Stimme erst, wenn die Stimme ausgewählt und die Auswahlliste zugeklappt wurde. Lässt man die Liste geschlossen und geht mit der Cursor-Taste rauf bzw. runter, hört man sofort, wie die Stimme klingt. Die Varianten “Test” oder “Max” zum Beispiel klingen für meine Ohren recht gut. Man kann außerdem ein wenig mit den Einstellungen für Höhe und Betonung spielen. Ich kann jedem Nutzer nur dringend empfehlen, die eSpeak eine Zeitlang auszuprobieren. Sobald man sich daran gewöhnt hat, merkt man keinen Unterschied mehr zu Eloquence und Co. Ich lasse mir heute ganze Bücher von der eSpeak vorlesen und verwende sie auch mit hoher Geschwindigkeit.
In Windows 10 sind einige SAPI5-Stimmen integriert, die sich über die Windows-Core-Einstellung einbinden lassen.
Mittlerweile werden auch kommerzielle Stimmen speziell für NVDA angeboten. Für rund 95 US-Dollar kann man sich die Stimmen kaufen, die für viele Blinde zum Alltag gehören, einige dieser Stimmen werden auch in iOS verwendet. Die Stimmen können auch in die portable Version von NVDA integriert werden.

In Windows 8 gibt es eine weibliche deutsche Stimme, die man auch für NVDA verwenden kann. Dazu gehen wir mit EINFG + N in die Einstellungen, wählen dort die Sprachausgabe, dort im Ausklappmenü das Feld Microsoft Speech API 5. Wenn ihr die deutsche Version von Windows 8 installiert habt sollte jetzt die deutsche Stimme eingebunden sein. Ab Windows 10 gibt es weitere Stimmen, die sich in NVDA einbinden lassen. In Windows 10 gibt es noch mehr Stimmen, die ebenso eingebunden werden.

Ulrich Hanke stellt einige kostenlose Tools auf seiner Website vor. Weitere, vor allem englischsprachige Alternativen gibt es bei der NVDA Community.

Bedienbare Programme

Die Standardanwendungen in Windows sind in der Regel gut bedienbar.
OpenOffice und Libre Office sind in den aktuellen Versionen generell bedienbar. Die Java Access Bridge wird nicht mehr benötigt. Allerdings sind Writer und Calc derzeit noch besser bedienbar als die Präsentationssoftware Impress.
Als Mailprogramm wird Mozilla Thunderbird empfohlen. Thunderbird ist zum Mailen vollkommen ausreichend. Auch die Mail-App von Windows soll gut bedienbar sein.
Als Browser wird immer der Firefox empfohlen. Der Internet Explorer und Edge funktionieren ebenfalls recht gut. Chrome und Opera funktionieren ebenfalls recht gut. Im Grunde habt ihr heute die freie Browserwahl.
Weitere Programme sollte man einfach ausprobieren, die Chance, das sie mit NVDA funktionieren ist nicht so schlecht. Falls ein Programm mal nicht bedienbar ist, sollte man ausprobieren, ob es mit einem Konto mit Admin-Rechten funktioniert.

Dialoge und Programmfenster auslesen

In der Regel möchte man Dialogboxen oder Fenster nicht komplett auslesen, sondern sucht nach bestimmten Informationen. Links, Schalter und anklickbare Elemente lassen sich mit der Tab-Taste ansprechen, leider lassen sich aber andere Teile des Programms nicht direkt anspringen.

Eine Hilfe ist die Objekt-Navigation in NVDA. Mit ihr lassen sich Dialog-Fenster oder auch Programme Schritt für Schritt auslesen. Schaltet zunächst den Nummernblock eurer Tastatur aus, wenn er eingeschaltet ist. Wenn das Programmfenster fokussiert ist, verwendet die Tasten Einfg + 4 oder 6 auf dem Nummernblock, um euch schrittweise durch die Dialogbox zu bewegen. Wenn ihr ein fokussierbares Element wie einen Schalter gefunden habt, könnt ihr mit Einfg + Minus den Systemfokus dort hin ziehen. Um euch ein komplettes Fenster vorlesen zu lassen, verwendet Einfg + Pfeil nach unten.

Office

Das Projekt Lotus Symphony wurde aufgegeben und in OpenOffice integriert. Open Office und Libre Office funktionieren nur bedingt mit NVDA.
Generell sind Microsofts Office-Anwendungen ab der Version 2007 recht gut nutzbar. Ältere Nutzer werden sich darüber ärgern, dass sich einige lang gehegte Tastenkombinationen geändert haben.

OpenOffice und LibreOffice sind im Kern immer noch sehr ähnlich, wir tendieren aber zu Libre Office, das konsequenter weiter entwickelt wird.
PowerPoint-Präsentationen lassen sich mit NVDA am besten lesen, wenn sie im Vorführ-Modus gezeigt werden. Drücke dazu einfach F5. Mit den Pfeil-nach-oben und -unten-Tasten kannst du einzelne Folien durchgehen. Mit einem Druck auf die Leertaste oder Return gehst du eine Folie weiter, mit der Löschen-Taste einen Schritt zurück. Damit kann man auch als Blinder gut selbständig Präsentationen vorführen.
Auch Präsentationen in PowerPoint zu bearbeiten ist recht einfach. In der normalen Bearbeitungsansicht kannst du dich mit Tab zwischen den Objekten bewegen. Ein Objekt ist zum Beispiel die Folienüberschrift, der Contentbereich der Folie und so weiter. Wenn du ein Objekt bearbeiten willst, drücke Return, während du dich auf diesem Objekt befindest. Wenn du fertig bist, drücke Escape, um wieder in den Navigationsmodus zu kommen.
Um dich in der Objektnavigation zwischen Folien zu bewegen, drücke Bild rauf für die vorherige Folie oder Bild-Ab für die nächste Folie.
Standardmäßig zeigt Powerpoint in der linken Leiste eine Gliederungsübersicht, Sehende sehen dort einige Folien als verkleinerte Ansicht, das kann dir helfen, wenn du zu einer bestimmten Folie wechseln möchtest oder eine Folie löschen möchtest. Mit F6 kannst du dich zwischen den unterschiedlichen Bereichen bewegen. Mit Pfeil-Rauf- und Runter bewegst du dich in der Gliederungsansicht. Hast du die gesuchte Folie erreicht, drückst du Return, um zu dieser Folie zu wechseln. Um sie zu löschen, bemühe am besten das Kontextmenü mit einem Rechtsklick.
Wenn ihr keinen Sehenden habt, der das Dokument abschließend prüft und zum Beispiel Texte aus unterschiedlichen Quellen kopiert, solltet ihr abschließend noch einmal prüfen, ob die Formatierung einheitlich ist. Am einfachsten ist es, wenn ihr eine Folie korrekt formatiert, anschließend die Formatierung mit STRG + Shift + C kopiert. Anschließend könnt ihr die einzelnen Folien durchgehen, den Inhalt markieren und die Formatierung mit STRG + Shift + V übertragen. Achtung, natürlich sollt ihr nur Text-Inhalte auf diese Art formatieren, auch Listenpunkte und Einrückungen werden übertragen, wenn diese in eurer Ursprungsformatierung enthalten waren.

Braillezeilen einbinden

NVDA unterstützt ab der Version 2021.3 die Universal-Schnittstelle Human Interface Device für Eingabegeräte. Es reicht dann aus, die Zeile anzuschließen und einzuschalten.
NVDA unterstützt von Haus aus einige Braillezeilen. In diesem Fall muss lediglich die Zeile angeschlossen und die passende Zeile aus dem Menü ausgewählt werden. Gehe dazu im Menü auf Einstellungen -> Brailleienstellungen. Wähle dort die passende Braillezeile aus dem Ausklappmenü aus. Springe mit Tab zur Auswahl der Übersetzungstabelle und whäle hier ein deutsches Profil deiner Wahl. Wenn du auf OK klickst sollte die Zeile gesucht und gefunden werden. Ansonsten ist die Zeile nicht korrekt erkannt worden oder der Anschluß ist fehlerhaft. Bei älteren Zeilen insbesondere bei Zeilen, die über Parallel- oder Serialport angeschlossen werden kann es sein, dass sie angeschlossen werden müssen, bevor der Computer startet. Ältere Anschlüsse unterstützen anders als USB kein Plug-and-Play, die Geräte müssen also angeschlossen und eingeschaltet sein, bevor der Computer startet. Starte also den Rechner mit eingeschalteter Zeile neu und probier es noch einmal aus.

Wenn deine Zeile nicht dabei ist kann es ein wenig komplizierter werden. Leider sind die Hilfsmittelhersteller nicht bereit, Standardtreiber für die Zeilen zu entwickeln, so dass man sich auch nicht darauf verlassen kann, dass NVDA jemals alle gängigen Zeilen einbinden können wird. Eine große Hilfe ist hier das Projekt BRLTTY, das eine Reihe von Treibern für verschiedene Zeilen für Windows und Linux anbietet.

Lade dir also das aktuelle Paket von BRLTTY von der Website herunter, es sollte eine exe-Datei sein. Installiere das Programm ordnungsgemäß. Am Ende des Installationsprozesses kannst du die Braillezeile einbinden. Wähle dazu in dem Menü die korrekte Braillezeile sowie den richtigen Anschluß. Bei USB ist das einfach, bei einer serillen Schnittstelle musst du allerdings den richtigen Port auswählen. Aktuelle Rechner haben normalerweise gar keinen oder nur einen Com-Port, so dass der Com-Port 1 normalerweise die richtige Wahl sein dürfte. Ansonsten musst du ein wenig rumprobieren. Wenn die Zeile erkannt wird, sollte sich auf der Braillezeile etwas tun.

Gehe anschließend in das NVDA-Menü, wähle die Brailleeinstellungen und unter Braillezeile BRLTTY. Klicke auf OK. Beim ersten Mal klappt es gelegentlich nicht, gehe dann zurück in das Menü und ändere eine Einstellung, zum Beispiel Braillezeile gekoppelt an, klicke OK und versuche es erneut. Falls das nicht klappt, wird es kompliziert, denn das Problem kann sowohl an der Braillezeile als auch am Serialport bzw. USB-Serial-Adapter liegen. Hier am besten einen Experten fragen.

Bei einigen Desktop-Rechnern lässt sich der Com-Port nachrüsten. Viele Mainboards haben noch einen Serialanschluss, der im Bios angezeigt wird. Es fehlt aber der Anschluss selbst, also eine Verbindung vom Mainboard nach außen. Für ein paar Euro kann man sich ein Serial Slotblech besorgen, mit dem man diesen Anschluss nachrüsten kann. Das ist interessant für alle, die noch eine alte serielle Braillezeile haben. Für den Anschluss des Kabels braucht man sehende Hilfe, wenn man sich nicht mit Computern auskennt. Außerhem sollte man darauf achten, dass das Kabel zum Mainboard passt. Die einfachere variante ist ein USB-Serial-Adapter, was leider auch nicht immer problemlos funktioniert. Bei diesem Adapter sollte man darauf achten, das man den mitgelieferten Treiber des Herstellers verwendet und nicht den Standardtreiber von Windows. Übrigens haben viele Business-Rechner bis heute noch einen Serialport an Bord.

Surfen im Internet

NVDA ist die erste Wahl, wenn es um das Surfen im Internet geht. Zum Einen ist er sehr performant, zum Anderen übernimmt er schneller als alle anderen Screenreader Neuerungen wie HTML5 oder ARIA. Bei den Browsern habt ihr die freie Wahl, Firefox ist nicht mehr die erste Wahl für Blinde. Ich unterscheide drei Surf-Modi: Unstrukturiert, strukturiert und gezielt.

Unstrukturiert

Der unstrukturierte Modus ist hilfreich, wenn man die Website nicht kennt, sie schlecht strukturiert ist oder man die Tastenkombis noch nicht so im Kopf hat. Man kann sich mit der Tabulator-Taste bzw. mit den Pfeiltasten bewegen. Die Tab-Taste wird verwendet, um sich von anklickbarem Element zu anklickbarem Element bzw. in Formularen von Eingabefeld zu Eingabefeld zu bewegen.
Mit den Pfeil-Tasten links und rechts kann man sich zeichenweise bewegen. Hält man die Steuerung-Taste gedrückt, bewegt man sich von Wort zu Wort. Mit den Pfeil-Rauf und Runter-Tasten kann man sich zeilenweise bewegen, hält man die Steuerung-Taste gedrückt, bewegt man sich von Absatz zu Absatz.
Um größere Teile der Website zu überspringen, benutzt die Bild-auf- und Ab-Tasten.
Auf schlecht strukturierten Seiten ist es nützlich, anklickbare Elemente zu überspringen, um zum Inhaltsbereich zu gelangen. Drückt dazu die Taste N wie Nordpol. Mit der Taste M = machen lassen sich Frames überspringen, mit der Taste , = Komma , lassen sich Container überspringen, dazu gehören etwa Tabellen oder Listen.

Strukturiert

Das ist aber doch recht mühsam. Ist die Website gut strukturiert, können einzelne Bereiche wie der Content gezielt angesprungen werden.
Bei vielen Websites ist die Überschrift 1 die Hauptüberschrift für den Content-Bereich. Drückt also die 1. Weitere Bereiche wie die Navigation werden häufig ebenfalls mit Überschriften gekennzeichnet. Diese Überschriften könnt ihr der Reihe nach mit der Taste H anspringen oder gezielt mit den Tasten 1 bis 6. Wenn ihr öfter auf einer Website seid, die auf diese Weise strukturiert ist, kann es sich lohnen, sich die jeweilige Ebene einzuprüägen.
Ebenfalls hilfreich kann es sein, sich die Elemente auflisten zu lassen. Mit Einfg + F7 könnt ihr euch eine Liste der Links anzeigen lassen und entweder den Link in dieser Ansicht aktivieren ooder zu ihm wechseln. In der gleichen Ansicht könnt ihr euch auch die Liste der Überschriften oder Sprunganker anzeigen lassen. Der Vorteil dieser Ansicht kann sein, dass nicht immer Überschrift bzw. Link oder Sprunganker angesagt wird, was nerven kann, wenn es viele von diesen Elementen gibt.
Wenn ihr viel surft, lohnt es sich, die Navigationstasten auswendig zu lernen, die ihr regelmäßig braucht.
H = nächste Überschrift
K = nächster Link
T = nächste Tabelle
F = nächstes Formularelement
E = nächstes Eingabefeld
X = nächste Checkbox
1 bis 6 = nächste Überschrift der jeweiligen Ebene
U = nächste unnummerierte Liste
I = nächstes Listenelement

Gezielt

Die Suchenfunktion ist äußerst hilfreich, wenn ihr auf einer komplexen oder umfangreichen Seite ein bestimmtes Element sucht. Der Deutschlandfunk zum Beispiel hat eine sehr lange Liste von Sendungen. Nehmen wir an, ich möchte zur Sendung „Sprechstunde“, dann gebe ich eben diese Zeichenkette ein und lande bei der Sendung.
Achtet darauf, dass ihr euch am Anfang der Website befindet bzw. eingestellt habt, dass er auch rückwärts suchen soll. Die Suchenfunktion startet ihr mit NVDA + STRG + F.

Der Formularmodus

Um Formulare auszufüllen, muss man in den Formular-Modus wechseln. Die navigationstasten werdendadurch zu normalen Tasten zum Schreiben von Text. Den Formularmodus aktiviert ihr, indem ihr auf ein Formular-Element geht und Einfg + Leertaste drüctckt. Anschließend könnt ihr euch mit der Tab-Taste von Eingabefeld zu Eingabefeld bewegen. Wenn die Elemente korrekt gekennzeichnet sind, sollte euch die Bezeichnung vorgelesen werden, also das, was ihr eingeben sollt.
Ist das nicht der Fall, könnt ihr euch mit der Objekt-Navigation um das Feld herum umschauen. in der Regel steht die Bezeichnung vor dem Feld, das gilt aber nicht für Checkboxen oder Radio-Buttons. Mit Einfg + 4 auf dem Nummernblock sollte euch in der Regel die korrekte Bezeichung angesagt werden.

YouTube

YouTube lässt sich mittlerweile recht komfortabel mit NVDA nutzen. Um das zu tun, müsst ihr die Objekt-Interaktion einschalten. Bewegt euch dazu auf das Video und drückt dort NVDA-Taste plus Leertaste. Dort könnt ihr unten genannte Tasten zur Kontrolle des Videos verwenden. Um den Objekt-Modus wieder zu verlassen, drückt NVDA + Return + Leertaste.
Tastenkombis für YouTube-Videos
0 zum Anfang der Wiedergabe
Zahlen 1-9 Wiedergabe bei 10, 20, 30… 90% starten
Leertaste Video pausieren/wiedergeben
Pfeiltasten LINKS 3 Sekunden zurück
Pfeiltaste RECHTS 3 Sekunden vor
J 3 Sekunden zurück
L 3 Sekunden vor
Pfeiltaste nach oben Lautstärke erhöhen
Pfeiltaste nach unten Lautstärke verringern
F Vollbild
ESC Vollbild beenden
Enter Play
K Video anhalten
M Wiedergabe ohne Ton (Mute)
Um Werbung zu überspringen könnt ihr die Funktion zum Suchen nach Zeichen verwenden. Sucht nach der Zeichenkette „Überspringen“, bis ihr auf dem entsprechenden Button landet, es ist in der Regel die zweite Fundstelle und drückt Enter.

Links hintereinander ansagen lassen

NVDA sagt Links in einem Rutsch an, wenn sie auch visuell in einer Reihe stehen. Um das abzuschalten und die Links nacheinander angesagt zu bekommen, geht folgendermaßen vor: Ruft in den Einstellungen Lesemodus auf und nehmt das Häkchen bei „Bildschirmlayout verwenden, falls verfügbar“ weg.

Windows und NVDA

Ich werde öfter gefragt, welches die beste Windows-Version für NVDA ist. Es gibt häufiger Befürchtungen, dass NVDA und Windows 8.1 sich nicht vertragen.

Kurz gesagt: Alle Windows-Versionen seit Windows XP sind mit NVDA bedienbar. An der Unterstützung für Windows 10 wird bereits gearbeitet, dieses Betriebssystem sowie NVDA sind aber für einen produktiven Einsatz nicht geeignet.

Windows XP sollte aus den bekannten Gründen nicht mehr eingesetzt werden, zumindest nicht mehr für Rechner, die mit Internet oder WLAN verbunden sind. Es funktioniert aber natürlich einwandfrei.

Windows 7 funktioniert ohne Probleme. Windows Vista konnte ich nie ausprobieren, aber ich gehe davon aus, dass es ohne Probleme funktioniert.

Windows 8 und 8.1 wurden wegen der neuen Benutzeroberfläche viel kritisiert, in Wirklichkeit sind viele Veränderungen nur kosmetisch. Nach mehr als einem Jahr würde ich sagen, dass 8.1 besser ist als Windows 7, auch für Screenreader-Nutzer:
Es ist eine deutsche Stimme eingebaut, die man für NVDA ainsetzen kann
Es gibt einen einfachen Screenreader namens Narrator, den man im Notfall einsetzen kann
Es gibt eine Unterstützung für Touch, so dass man bestimmte Funktionen nutzen kann, die in Win 7 nicht zur Verfügung stehen.
Der Mainstream-Support für Win 7 ist im Januar 2015 eingestellt worden. Es gibt zwar noch Sicherheits-Updates, aber keine neuen Funktionen für Win 7 mehr.

Windows 8, 8.1 und Windows 10

Viele Screenreader-Nutzer sind durch die anhaltende Kritik an Windows 8 und Windows 10 verunsichert. Ich möchte euch beruhigen. Der Sprung von XP zu Win 7 ist größer als der von Win 7 zu 8. Ich habe hier einige nützliche Tipps für den Einstieg zusammengefasst. Die meisten Tastenkombinationen wie Windows-Taste + E für Explorer funktionieren weiterhin wie gewohnt.
Kurz zum Startmenü, man ruft es auf, indem man die Windows-Taste drückt. Mit den Cursor-Tasten bewegt man sich durch die einzelnen Kacheln. Hat man sich ein Windows-Konto angelegt, kann man hier auch die Infos der Live-Kacheln abrufen, der Rechner funktioniert auch ohne Microsoft-Konto, dann laufen aber die Live-Kacheln nicht. Mit dem Kontextmenü Rechte-Windowstaste kann man die Kacheln löschen, die man nicht braucht.
Meines Erachtens ist es produktiver, einfach nur den Namen des Programmes einzugeben, welches man aufrufen möchte. Das funktioniert ähnlich wie beim Startmenü von Windows 7, wenn man dort ein paar Zeichen eingibt, sucht Windows automatisch nach der passenden Anwendung. Probiert es mal aus: Gebt einfach mal firefox oder Word ein, Windows sucht automatisch nach passenden Programmen oder Dokumenten und zeigt diese in einer Liste an. Geht man mit den Cusor-Tasten rauf und runter, kann man die Liste durchgehen. Mit Return wird das ausgewählte Programm gestartet.
Der Windows-Explorer und einige andere Anwendungen wurden auf die Ribbon-Struktur umgestellt. Diese kann man wie in Office gewohnt aufrufen, indem man die Alt-Taste drückt und sich mit den Pfeil-Tasten durch die Struktur bewegt. Viele Optionen sind auch über das Kontextmenü und Tastenkürzel zugänglich. Praktisch ist zum Beispiel, dass man sich direkt die Datei-Eigenschaften wie Größe, Erstellungsdatum und so weiter anzeigen lassen kann. Wenn ihr auf dem Dateinamen steht, bewegt euch einfach mit den Corsor-Tasten nach rechts. Über das Kontextmenü könnt ihr auch einstellen, dass die Sachen nach dem Feld sortiert werden, auf dem ihr euch gerade befindet, zum Beispiel nach Größe oder Datum.
Das Center für Erleichterte Bedienung solltet ihr einmal durchlaufen haben, um einige nützliche Einstellungen durchzuführen. Ihr könnt einen Assistenten durchlaufen, der zum Beispiel dafür sorgt, dass unnötige Animationen abgestellt werden.
Wenn ihr NVDA das erste Mal installieren wollt, hilft euch der Narrator, ein einfacher Screenreader. Er wird durch die Tastenkombination Windows + Leertaste gestartet. Er kann geschlossen werden, indem man sich zum entsprechenden Fenster tabbt und Alt + F4 drückt.
Neu in Win 8 ist, dass der Desktop ähnlich wie ein Fenster behandelt wird. Wenn man ein Programm oder den Explorer geöffnet hat, kann man zwischen diesem Fenster und dem Desktop wechseln. Ihr könnt euch eure Programm-Verknüpfungen auf den Desktop legen, so ist es einfacher, Programme zu starten als über die Kachel-Oberfläche.
Windows 10 ist wieder näher an Windows 7. Hier würde ich empfehlen, die Kacheln zu ignorieren und das Suchfeld zum Programmstart zu verwenden, das als erstes angezeigt wird, wenn ihr die Windows-Taste drückt. Ansonsten bietet Windows 10 die besten Features bezüglich Barrierefreiheit und Rechner-Sicherheit. Mit ein paar Ausnahmen ist es heute nicht mehr empfehlenswert, ältere Windows-Versionen zu betreiben. Ausnahme: Ihr habt alte Braillezeilen oder Programme, die nur noch auf diesen Systemen laufen.

Erweiterungen

Mit Erweiterungen lassen sich einige Funktionen in NVDA nachrüsten. Sie sind auch eine Möglichkeit, Programme nachträglich bedienbar zu machen. So gibt es eine Erweiterung für die Texterkennung in Bildern oder einen Tabellennavigator. Einen Überblick findet ihr auf der Projektseite.

Jaws-Cursor

Ich werde vielfach gefragt, ob es eine Alternative zum Jaws-Cursor in NVDA gibt. Der Jaws-Cursor ist eine Möglichkeit, den Bildschirm zeilenweise zu erkunden und so zum einen eine ungefähre Vorstellung davon zu bekommen, wie der Bildschirm für Sehende aufgebaut ist. Zum Anderen sind über diesen Modus vielfach Elemente erkennbar, die nicht per Tastatur erreicht werden können. Den Jaws-Cursor gibt es laut Marco Zehe in neuen Windows-Versionen nicht mehr.
Um es klar zu sagen, es gibt keinen vergleichbaren Modus in NVDA. Es gibt aber verschiedene Alternativen.
Die erste und meines Erachtens beste Möglichkeit sind Touch-Screens, die seit Windows 8 und von allen aktuelleren NVDA-Versionen unterstützt werden. Nach wie vor gibt es nur wenige Notebooks mit Touchscreens, doch die Mehrausgaben können sich für Blinde durchaus lohnen. Sie erreichen so Elemente auf dem Bildschirm, die sie ansonsten nicht gefunden hätten.
Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung von Maus bzw. Trackpad. Dabei kann man den Mauscursor über den Bildschirm führen und das unter dem Cursur befindliche Element wird angesagt. Mit der Tastaturmaus kann man diesen Prozess noch gezielter durchführen, dass ist allerdings ein wenig zäh.
Daneben gibt es die verschiedenen Darstellungsmodi. Die Objekt-Navigation ermöglicht es, Symbolleisten und andere Objekte zu erschließen. Um das zu erreichen, drückt die NVDA-Taste und die 7 bzw. 1 auf dem Nummernblock, selbiger sollte ausgeschaltet sein, bis ihr „Objektdarstellung“ hört. Anschließend könnt ihr mit der NVDA-Taste und den Ziffern des Nummernblocks Objekte erschließen. Mit 8 klettert ihr eine Ebene nach oben, mit 2 eine nach unten und mit 4 und 6 bewegt ihr euch auf einer Hierarchie-Ebene eines Objekts. Marko Zehe hat das genauer erklärt.
Die Objekt-Navigation ist auch praktisch, wenn man den Bildschirm erkunden möchte, ohne den Systemfokus zu bewegen, so kann man sich zum Beispiel das Menü eines Programms oder eine Tabellenzelle in Excel anschauen, ohne den System-Fokus zu bewegen.

Umstieg von Jaws auf NVDA

Der freie Screenreader NVDA hat sich zur echten Alternative zu Jaws und Window Eyes für Windows-Nutzer entwickelt. Der Umstieg ist relativ einfach, da die Windows-Shortcuts sich natürlich nicht ändern und viele der Tastenkombinationen von Jaws und NVDA gleich oder ähnlich sind.
NVDA hat einige Unterschiede zu jaws. Für jene, die von Jaws auf NVDA umsteigen, habe ich hier die wichtigsten Unterschiede zusammengefasst. Alle Angaben beziehen sich auf die Standard-Konfiguration ohne Anpassungen.
Jaws hat ein Konfigurationsmenü, das in der Standardeinstellung als normales Programmfenster angezeigt wird. Die meisten Nutzer dürften es bald in den System-Tray verbannen und nur noch mit dem Menü arbeiten, das ähnlich wie ein Kontekxt-abhängiges Menü über Einfg + J angezeigt wird. Die recht umfangreichen Menüs sind für Neueinsteiger und nicht nur für sie unübersichtlich. Die meisten Einstellungen werden über den Konfigurationsmanager angezeigt.
Das Konfigurationsmenü in NVDA wird über Einfg + N aufgerufen. Alternativ lässt sich auch die Großschreibtaste als NVDA-Taste verwenden.

Als ersten Schritt würde ich in den allgemeinen Einstellungen festlegen, dass NVDA alle Änderungen speichert, ansonsten befindet sich das Programm bei einem Neustart wieder in der Ursprungskonfiuration. Dazu unter Einstellungen – Allgemeine Einstellungen – Einstellungen beim Beenden speichern aktivieren. Hier kann man auch festlegen, dass NVDA beim Start des PCs automatisch gestartet wird und dass NVDAfür die Windows-Anmeldung verwendet wird. Hier sollte man aufpassen, dass nicht zwei verschiedene Screenreader gleichzeitig gestartet werden, weil es dann Probleme mit den Zugriffstasten geben kann. Außerdem versteht man nichts mehr, wenn zwei Stimmen gleichzeitig reden.

Die einstellungen in NVDA werden über Einfg + N angezeigt, die Einstellungen sind überschaubar, es gibt keinen visuellen Konfigurationsmanager. Der Vorteil ist, dass sich die Konfiguration relativ leicht überschauen lässt, weil alle Menüs auf der gleichen Ebene liegen, während man in Jaws oft tief in den Konfigurationsmanager einsteigen muss.

Screenreader im Internet

Ähnlich wie Jaws liest NVDA ohne weitere Konfiguration alles vor, dazu gehören auch Tabellenzellen, Tabellenkoordinaten und so weiter. Dies kann man in der Konfiguration unter “Dokumentformatierungen” kontrollieren.
NVDA hat wie Jaws einen Formularmodus, in den es schaltet, sobald ein Formularelement erreicht wird. Dabei ist ein Einrastgeräusch zu hören. Mit Escape kommt man aus dem Formularmodus wieder raus. Drückt man die Taste Pfeil-runter, ohne eine Eingabe gemacht zu haben, verlässt man sowohl das Element als auch den Formularmodus, was man an dem Ausrast-Geräusch hört. Innerhalb des Formularmodus kann man mit der Tab-Taste zum nächsten Formularelement oder klickbaren Element wechseln.
Was mich am Anfang sehr irritiert hat: Jaws liest alles zeilenweise vor, es sei denn, es handelt sich um ein klickbares Element oder ein Eingabefeld. Stehen zum Beispiel fünf Links in einer Reihe, liest Jaws einen vor, NVDA hingegen liest alle vor, wenn man den Alles-Lesen-Modus oder die Pfeiltasten verwendet. Um einen einzelnen Link Anzuspringen, muss man deshalb die Tab-Taste verwenden. Ich habe noch keine saubere Methode gefunden, um einen Link vernünftig anzuspringen. Deshalb rufe ich mit der EINFG + F 7-Taste die Liste aller Links auf, sobald ich feststelle, dass ich den Link nicht direkt erreichen kann und rufe den Link über diese Liste auf. Übrigens hat Jaws bei den neueren Firefox-Versionen das gleiche Problem, die Ursache kenne ich allerdings nicht.
Es gibt einige Bucks, die sich aber viele Screenreader teilen. Verwendet man die Zurück-Taste im Browser, kriegt NVDA oft nicht mit, dass sich der Seiteninhalt geändert hat. Mag sein, dass die entsprechenden Informationen nicht an den Screenreader weitergegeben werden. Meine Vermutung ist, dass es mit bestimmten Browsererweiterungen wie NoScript zusammenhängt. Zumindest funktioniert es meistens, wenn man für die entsprechenden Seiten die Skripte freigibt.
Die Verknüpfung von Formularnamen und zugehörigen Eingabefeldern scheint bei Jaws anders zu funktionieren als bei NVDA. Jaws rät bei fehlender Information die Bezeichnung des Eingabefeldes, NVDA sagt oftmals gar nichts. In diesem Fall muss man mit den Pfeiltasten arbeiten, um herauszufinden, wofür ein Eingabefeld steht.
NVDA verliert bei einigen Webseiten den Fokus, wenn man die Tabulatortaste verwendet. Die Ursache dafür ist mir unbekannt. Ich arbeite dann mit der Schnellnavigationstaste K oder Einfg + F7, um mir die Links anzeigen zu lassen.
In Jaws gibt es verschiedene Zusammenfassungsmöglichkeiten für Webdokumente, so kann man sich mit den Funktionstasten Überschriften, Links und so weiter anzeigen lassen. NVDA ist noch nicht so detailiert, immerhin kann man sich aber alle Links, Überschriften und Sprunganker eines Dokumentes anzeigen lassen und sie anspringen oder aktivieren. Dazu rufen wir Einfg + f 7 auf. Standardmäßig werden hier alle Links aufgelistet. Wenn wir mit Shift-Tab zurückspringen können wir uns alle Überschriften oder Sprunganker anzeigen lassen. Mit Tab springen wir zurück in die Auswahlliste, drücken wir erneut Tab landen wir bei den Optionen. In der Auswahlliste reicht ein Return aus, um die Standardaktion auszulösen, also den Link zu aktivieren oder die Überschrift anzuspringen.
Anders als in Jaws werden Elemente nur angesprungen, wenn sie hinter der aktuellen Position stehen, ansonsten sagt NVDA, dass es keine weiteren Elemente gefunden hat. Wenn man mit Jaws am Ende einer Website steht und nach einem Eingabefeld sucht springt Jaws automatisch zum nächsten Eingabefeld, auch wenn es am Anfang der Seite steht. Bei NVDA muss man zunächst an den Anfang der Seite springen oder eben vor dem Eingabefeld stehen. Die Rückwärtssuche mit Shift + Steuertaste klappt dagegen problemlos.
Wenn man – häufig zwischen Jaws und NVDA wechselt, kann es immer einmal Probleme geben. Der Screenreader sollte nach Möglichkeit vor dem Programm gestartet werden, das man benutzen will. Bei einigen Programmen wie Lotus ist das kein Problem, aber beim Firefox zum Beispiel mögen es ältere Jaws-Versionen nicht, wenn sie nach dem Browser gestartet werden.
Für einige ältere Braillezeilen wie etwa Frank Audiodata gibt es keine Treiber für NVDA oder Brltty, deshalb solltet ihr darauf achten, dass eure Braillezeile noch unterstützt wird.
Jaws hat eine umfangreiche Skriptsprache, mit der sich Programme nachträglich bedienbar machen lassen. NVDA hat das nicht, da der Quellcode aber offen liegt und die relativ einfache Programmiersprache Python verwendet wird, bietet NVDA sicherlich andere Möglichkeiten, Programme nachträglich zugänglich zu machen.

Mit NVDA Rechtschreibfehler in Word finden und korrigieren

Mit NVDA gibt es mehrere Wege, Rechtschreibfehler in Word zu korrigieren. Bei Grammatik-Fehlern funktioniert das Beschriebene nicht. Da muss man die Rechtschreibprüfung von Word verwenden.
Wer die entsprechende Funktion unter Dokument Formatierungen aktiviert hat, hört ein Geräusch, sobald man die Leertaste gedrückt hat und Word einen Rechtschreibfehler identifiziert hat. NVDA sagt dann auch an, wenn man sich mit der Schreibmarke im falsch geschriebenen Wort befindet. Auch im Alles-Lesen-Modus, also NVDA + Pfeil runter werden Rechtschreibfehler angesagt.
Der zweite Weg führt über die Liste der Elemente. Hierzu muss man mit NVDA + Leertaste den virtuellen Modus beenden. Mit NVDA + F7 ruft man die Liste der Elemente auf. Standardmäßig sind das die Links. Mit Shift + Tab bewegt man sich in die Auswahl und wählt dort Fehler aus. Mit Tab kehrt man in die Liste zurück. Drückt man Return, bewegt sich die Schreibmarke direkt auf den Fehler. Ruft man das Kontextmenü auf, kann man sich die Korrekturvorschläge von Word anzeigen lassen. Will man den Fehler selbst korrigieren, muss man mit NVDA + Leertaste den virtuellen Modus aktivieren. Möchte man wieder die Liste der Rechtschreibfehler anzeigen, muss man den virtuellen Modus wieder verlassen.
Der langwierigste Weg führt über die Rechtschreibprüfung von Word. Drückt man im virtuellen Modus F7, wird diese aufgerufen. Sie ist ab Word 2010 ein Fenster auf der rechten Seite. Hier können wir nur mit der Objektnavigation arbeiten.
Der eigentliche Rechtschreibfehler wird nur im Dokument angezeigt. Mit Shift + F6 wechseln wir zum Dokumentfenster. Der Rechtschreibfehler ist markiert. Mit NVDA + Pfeil rauf können wir uns den markierten Abschnitt vorlesen lassen. Öffnen wir das Kontextmenü, können wir den Fehler von Word korrigieren lassen.
Wollen wir die Grammatik prüfen, bleiben wir in der Seitenleiste von Word. Mit der Objekt-Navigation können wir das Fenster auslesen. Wählen wir also NVDA + Preil rechts auf dem Nummernblock. Die Erklärung zum Grammatikfehler findet sich ganz unten im Fenster. Zum Korrigieren könnt ihr entweder die Buttons im gleichen Fenster benutzen oder in das Dokumentfenster wechseln.

Texterkennung/OCR

Seit Windows 10 ist in den aktuellen NVDA-Versionen eine Texterkennung/OCR integriert. Sie dient vor allem dazu, Text aus Bildern wie etwa bei Facebook auszulesen. Um die Funktion zu starten begebt euch auf das Bild und drückt NVDA + R. Die Texterkennung startet, der Text wird in eine visuell unsichtbare Zwischenablage kopiert und kann dort mit den Cursor-Tasten gelesen werden. Mit Escape geht ihr aus der Zwischenablage raus und seid wieder auf dem Bild.

Andere Geräuschquellen leiser machen

Das sogenannte Audio-Ducking dient dazu, andere Geräuschquellen wie Videos leiser zu machen, wenn NVDA läuft.
Die entsprechende Funktion findet sich in den Einstellungen der Sprachausgabe unter dem Punkt „System-Lautstärke reduzieren“. Es funktioniert erst ab Windows 8 und steht in der portablen Version von NVDA leider nicht zur Verfügung.

NVDA für Sehbehinderte

NVDA ist grundsätzlich auch für Sehbehinderte geeignet. Das Programm kann parallel mit einer Bildschirm-Lupe verwendet werden, ohne dass der Rechner in die Knie geht.
In der Standardkonfiguration liest NVDA zum Beispiel alles vor, was sich gerade unter dem Maus-Cursor befindet – natürlich nur, wenn die entsprechenden Informationen im Programm hinterlegt wurden.
Wenn es bei dir nicht funktioniert, rufe die Einstellungen – Mauseinstellungen auf, wähle dort Objekt unter dem Mauszeiger ansagen und klicke auf OK. Einige Infos sind für Sehbehinderte nicht interessant, da sie sie sowieso sehen können, zum Beispiel ob es sich um eine Liste handelt. Unter Dokumentformatierungen kann man alles nach Herzenslust abschalten, was einen stört.
Viele Sehbehinderte sind nicht an die künstliche Stimme von NVDA gewöhnt. Für sie bietet es sich an, eine natürlich klingendere Stimme zu nutzen. Diese gibt es ab Windows 8 integriert. Um sie zu aktivieren, geht in die Einstellungen, Sprachausgabe und wählt die Microsoft Speech API 5.

Schneller Neustart

Manchmal reagiert NVDA nicht mehr auf die Kurzbefehle. Dann kann man einen schnellen Neustart auf zwei Weisen durchführen, sofern NVDA installiert ist.
1. Im Windows-Suchfeld nvda.exe -r eingeben oder
2. wenn NVDA eine Desktop-Verknüpfung angelegt hat diese aktivieren.
Wer selber eine verknüpfung anlegt, kann den Pfad editieren und dort den Parameter -r anhängen.

Hilfe und Austausch

Aus Zeitgründen kann ich keinen kostenlosen Support leisten, ich empfehle das Abonnement der deutsch- und englischsprachigen Mailingliste, um Tipps, Austausch und Hilfe zu bekommen. Die Leute sind hilfsbereit und bei der englischen Liste ist es nicht nötig, dass man jedes Wort versteht.
Die deutsche Mailingliste kann man hier abonnieren. Dort gibt es auch ein Archiv der bisherigen Mails. Die englische Mailingliste findet ihr hier. Infos zu NVDA kriegt man auf der Projektseite www.nvda-project.org. Ansonsten ist es immer hilfreich zu googlen, vor allem, wenn man ausreichend Englisch versteht, es gibt wohl keine Frage, die noch nicht gestellt wurde. Wenn ihr wissen wollt, ob Braillezeile X oder Programm Y mit NVDA funktionieren und es eine kostenlose Demo/Anwendung ist, dann probiert es aus. Es schadet auch nichts, das Manual zu lesen.