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Sie möchten mehr behinderte Menschen beschäftigen – machen Sie Ihre Website barrierefrei

hiringIn den letzten Wochen lese ich häufiger, dass viele Unternehmen gerne mehr behinderte Menschen beschäftigen würden, aber selbige nicht finden. Die Empfehlungen laufen darauf hinaus, man möge die Stellenausschreibungen diverser gestalten. Nun ja, kann man machen, die Lösung ist das denke ich nicht. Woran aber viele Menschen scheitern dürften, ist Ihre Website.
Oft sind die Jobbörsen auf Websites nicht barrierefrei. Häufig sehe ich von externen Anbietern eingebettete Module und Bewerbungs-Prozesse, ausgestattet mit dem neuesten Marketing-Klicki-Bunti. Das ist sozusagen das Hipster-Must-Have für gelangweilte Personaler, aber nicht das Beste, wenn man einen Screenreader oder Zoom benutzt. Wenn Sie darauf nicht verzichten mögen, bieten Sie zumindest an, dass die Leute sich einfach per Mail bewerben können. Und sagen Sie denjenigen, die das verkauft haben, dass sie das gefälligst barrierefrei machen sollten. Als Anbieter stehen Sie in der Pflicht, gleiche Bewerbungs-Möglichkeiten für Behinderte und Nicht-Behinderte anzubieten.
Der zweitbeste Weg nach einer Mail ist ein Web-Formular. Im Prinzip dürften die meisten Bewerbenden ihre Unterlagen bis vielleicht auf Anschreiben und Lebenslauf bereits als PDF-Dokument vorliegen haben. Das heißt, man kann über ein einfaches Formular Stammdaten abfragen und alternativ entweder die weiteren Dokumente wie Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnise als eine Datei oder als separate Dateien hochladen lassen. Wichtig ist hier auch eine Erfolgsmeldung bzw. Fehlermeldung, falls etwas nicht geklappt hat.
Der häufigste Fehler, den ich in Bewerbungsformularen gesehen habe sind Komponenten, die nicht zum Standard gehören und nicht barrierefrei gemacht wurden. Zum Beispiel sind die Eingabefelder problemlos nutzbar, aber es gibt eine nicht per Tastatur bedienbare, aber verpflichtende Select-Box. Oder die Unterlagen müssen per Drag-and-Drop in das Browserfenster gezogen werden, ohne dass es eine screenreader-taugliche Alternative gibt. Oder es sind CAPTCHA’s vorgeschaltet. BTW wurden Design Patterns für Formulare nicht erfunden, damit man sie ignoriert. Es bleibt ein Rätsel, warum man nach mehr als 20 Jahren WWW noch immer nicht in der Lage ist, Fehlermeldungen oder Pflichtfelder richtig zu kommunizieren.
Andere Möglichkeiten können natürlich auch genutzt werden. Teilweise scheint es üblich zu sein, sich einfach mit dem XING- oder LinkedIn-Profil bewerben zu können. Bei anderen Dritt-Plattformen sollten Sie – wie oben erwähnt – entweder sicherstellen, dass diese barrierefrei sind oder eine Alternative wie die Bewerbung per Mail anbieten.
Auch Stellenausschreibungen sollten barrierefrei sein. Die meisten Organisationen dürften hierfür Jobbörsen verwenden. Bei vielen Hochschulen habe ich allerdings noch PDF-Dateien gesehen, die nicht barrierefrei waren. PDFs sind ein Medienbruch im Internet, eine Zumutung auf mobilen Geräten und nur schwer standardkonform zu bekommen – weg damit. Es gibt noch viele weitere Probleme wie schlechtauffindbare und nutzbare Stellenbörsen von Organisationen hauptsächlich im öffentlichen Dienst. Die häufigsten Fehler bei großen Jobbörsen sind nichtssagende Stellenbezeichnungen, bei zahlreichen Stellen fehlende Filter-Möglichkeiten oder schlecht strukturierte Informationen.
Im Endeffekt liegt das Problem aber woanders, nämlich in Ihrer Organisation: Es mag sein, dass die Personalabteilung mehr Behinderte einstellen möchte. Aber möchte das auch der Bereichs- oder Team-Verantwortliche, der das letzte Wort hat? Nach meiner Erfahrung ist das nicht der Fall.
You want to employ more disabled people? Then make your website accessible

Können Daten und Algorithmen Diskriminierung verringern?


Das Thema Biasing/Bias ist heute mehr oder weniger in das Bewusstsein vieler Entscheidungstragender angekommen. Beim Biasing geht es darum, dass Diskriminierung unbewusst stattfindet. Der Kern ist, dass wir unbewusst Personen bevorzugen, die uns ähnlich sind, was Alter, Bildung, Verhalten und Aussehen betrifft. Und dass es nicht reicht, dass wir das wissen, um dagegen vorzugehen. IM Zweifelsfall werden wir immer die Person bevorzugen, die uns sympathischer ist und hinterher sachlich erklären, warum es diese Person sein muss. „Die Person passt ins Team“ ist ein Totschlag-Argument, mit dem jede Entscheidung gerechtfertigt werden kann. Meines Erachtens ist das eine Grundkonstante menschlichen Verhaltens, die schwer bis gar nicht abzulegen ist.
Vielmehr benötigen wir von Personen unabhängige Mechanismen, die diesen Bias beseitigen. Ein Weg dafür sind anonyme Bewerbungen. Auch die soziale Inklusion kann helfen, denn wenn wir mit „den Anderen“ aufwachsen, erleben wir sie nicht mehr als so anders als wir selbst.
Das ist mehr oder weniger ein alter Hut – sozusagen Mainstream im Diversity-Ansatz. Neu ist meiner Wahrnehmung nach der daten-basierte Ansatz. Beispiele dafür sind die aktuellen Bücher von Iris Bohnet „What Works“ oder Caroline Criado-Perez „Unsichtbare Frauen“.
Klar ist, dass Daten heute bereits eine große Rolle spielen und mit auf KI-basierten Prozessen immer wichtiger werden. Damit verbindet sich die Hoffnung, dass etwa Bewerbungs-Prozesse weniger diskriminierend sind.
Ein Algorithmus ist leider nicht automatisch neutral, es hängt alles von der Programmierung und den Daten ab.
Das heißt auch, dass wir eine Software nicht wie eine Maschine hinstellen können und sie immer funktionieren wird. Vielmehr müssen wir aktuelle Erkenntnisse einschließen und integrieren.
Der Lösungs-Ansatz ist erstaunlich einfach, es scheitert an der Umsetzung. Wenn Daten auf einer gefühlten Mehrheits-Gesellschaft basieren, sind die daraus folgenden Entscheidungen diskriminierend für diverse Minderheiten. Ein Algorithmus kann genau so diskriminieren wie ein Mensch, wenn er einfach nur menschliches Verhalten reproduziert.
Nehmen wir an, der Bremsweg eines Autos ist für einen 1,80 Meter großen 35-jährigen Mann ausgelegt, dann wird der Algorithmus für einen fünf-jährigen Jungen oder einen 80-jährigen Mann nicht so gut funktionieren. Oder ein Bewerbungs-Prozess sortiert alle Personen aus, die in einem bestimmten Stadteil zur Schule gegangen sind oder Lücken in ihrem Lebenslauf haben.
Wir alle diskriminieren – ich auch – ob bewusst oder unbewusst, lassen wir mal dahingestellt. Ein daten-basierter Antidiskriminierungs-Ansatz scheint mir deshalb eine Möglichkeit, dieses Problem zu lösen. Das Problem mit vielen bisherigen Ansätzen wie Anti-Bias-Training ist, dass sie gerne mal viel Geld kosten, oft ein gutes Gefühl verleihen, aber nicht beweisen können, dass sie erfolgreich sind. Das heißt, auch der Erfolg von daten-basierten Ansätzen kann und muss mit Daten belegt werden können. Nur was man messen kann, ist relevant.
Das heißt nicht, dass man allein auf solche Methoden setzen muss. Vielmehr ist ein Bündel an Maßnahmen notwendig. Aber wie im letzten Absatz beschrieben, sollten alle getroffenen Maßnahmen auch auf Erfolg geprüft werden. Wir neigen zu sehr dazu, an kosten-intensive, einfache oder Wohlfühl-Maßnahmen zu setzen, statt darauf zu gucken, ob diese Maßnahmen auch ziel-adäquat sind.

Muss alles für alle verständlich sein – Grenzen einfacher und leichter Sprache

Die Diskussion um Verständlichkeit nimmt manchmal seltsame Züge an. In letzter Zeit habe ich häufiger die Kritik gesehen, dass bestimmte Fachtexte nicht allgemein-verständlich seien. Da ging es vor allem um Leichte und Einfache Sprache, aber auch um digitale Barrierefreiheit.
Vorneweg gebe ich gerne zu, dass ich viele Texte aus meiner ehemaligen Disziplin auch nicht mehr verstehe. Ich habe Politikwissenschaft im Hauptfach studiert und Soziologie als Nebenfach. Aus Interesse hatte ich mir Bücher von zwei aktuell bekannten Soziologen – Hartmut Rosa und Andreas Rägwitz – angelesen. Nun ja, ich habe die Lektüre relativ schnell abgebrochen. Das sind keine populärwissenschaftlichen Abhandlungen, sondern wissenschaftliche Texte, die nur mit dem entsprechenden Vokabular verstanden werden bzw. viel Konzentration erfordern, was ich für so ein Thema beides nicht aufbringen kann. Ich bezweifle, dass viele der Käuferinnen dieser Bücher ohne entsprechenden Hintergrund oder Zeit die Bücher zu Ende gelesen haben.
Das ist aber der Unterschied zwischen populärwissenschaftlichen und Fachbüchern. Letztere erheben gar nicht den Anspruch, für alle verständlich zu sein. Man müsste den Spagat schaffen, den Einsteigenden zu informieren, ohne den Profi zu langweilen. Das ist kaum zu schaffen, das ist das erste Argument. Im Endeffekt ist das ein Fachdiskurs, an dem Laien einfach nicht teilnehmen können. Das klingt arrogant, ist es aber nicht. Ich würde mir auch nicht anmaßen, einem KFZ-Elektroniker oder Klempner in sein Thema reinzureden. Vielleicht ist das ein Grundfehler unserer Zeit, dass jeder glaubt, überall mitreden zu können. Wir haben 80 Millionen Fussball-Profis, Klima-Experten, Virulogen und jetzt natürlich auch Experten für den Russland-Ukraine-Komplex.
Das zweite Argument ist, dass es sich vor allem in der Leichten und Einfachen Sprache um Meta-Kommunikation handelt, also um Kommunikation über Kommunikation. Warum sollte jemand, der Probleme mit der Alltagssprache hat, sich ausgerechnet Texte über verständliche Sprache anschauen? Weiß er nichts Sinnvolles mit seiner Zeit anzufangen? Analoges gilt für die digitale Barrierefreiheit. Hier gibt es ja zahlreiche Abstufungen. Es gibt Artikel von Entwicklern, die sich an Entwicler richten und es gibt Artikel etwa bei The Verge oder Forbes, die sich an eine Allgemeinheit richten.
Es gibt natürlich Luft nach oben, was die Verständlichkeit und die Gestaltung von Texten angeht. Bandwurmsätze sind kein Schicksal. Aber im Endeffekt sind das Inhalte für Fachleute, die Fach-Diskurse führen. Man kann nur zu einem gewissen Grad vereinfachen, ohne dass es entweder banal oder falsch wird. Muss man zum Beispiel alle Begriffe und Konzepte erklären, werden die Texte aufgebläht. Ich kenne das von aufgeblähten Leichte-Sprache-Texten, die praktisch nur aus Begriffs-Erklärungen bestehen.
Im Endeffekt – und das ist das dritte Argument – ist Verständlichkeit auch ein Fach-Handwerk. Zu der Erkenntnis bin ich nach langer Zeit gekommen. Jede arbeitende Person ist Experte in ihrer Arbeit. Zugleich erwarten wir aber im heutigen Arbeits-Alltag, dass sie eine Menge Dinge noch nebenbei tut. Der Sachbearbeiteende soll nicht nur die aktuellen Paragraphen und Ausführungs-Vorschriften kennen – er soll auch noch verständliche Briefe schreiben können. Die Wissenschaftlerin soll nicht nur fachlich exzellent sein, sondern auch noch allgemein-verständlich kommunizieren. Es gibt Leute, die das schaffen. Aber das können die Meisten nicht und es banalisiert auch die Arbeit der Verständlichkeits-Profis. Alle professionellen Autorinnen haben Leute, die ihre Bücher lektorieren, also Profis für Verständlichkeit.
Fachtexte können sich schlichtweg weder an die breite Allgemeinheit noch an Profis aus anderen Fachgebieten wenden – Argument Nr. 4 – weil sie ein gewisses Maß an Fachwissen genau in diesem Fachgebiet voraussetzen. Bei den Naturwissenschaften wird das selbstverständlich genommen, aber bei den Geistes- und Sozialwissenschaften ist das nicht anders. Immerhin gibt es heute aber zahlreiche Profis, die Artikel in der Presse, Radio-Interviews oder Podcasts nutzen, um ihre Thesen verständlicher zu erklären. In der Regel neigt man bei der mündlichen Kommunikation zu weniger komplexen Ausdrucksweisen.
Da die Ressourcen auf beiden Seiten begrenzt sind, werden wir auf absehbare Zeit nicht dazu kommen, dass alles oder auch nur ein Bruchteil verständlicher wird. Vielleicht wird es in absehbarer Zeit Tools geben, die uns im Alltag dabei unterstützen, aber bis auf Weiteres müssen wir uns mit der aktuellen Situation abfinden.
Must everything be understandable for everyone?

Zertifizierung zur Barrierefreiheit – gibt es nicht

Stilisierter Sherlock Holmes mit LupeEine der häufigsten Kundenfragen ist, ob wir die Barrierefreiheit von Webseiten zertifizieren können. Die kurze Antwort – können wir nicht, da es entsprechende Zertifikate nicht gibt.
Oder sagen wir es anders: Die Feststellung, dass eine Website konform mit der WCAG oder hierzulande mit der EN 301549 ist, das ist die Zertifizierung, mehr gibt es nicht.
Wie sinnvoll kann es überhaupt sein, eine Website zu zertifizieren? Selbst Behörden bauen heutzutage ihre Oberfläche häufig um. Inhalte werden eingebunden und entfernt, Module ausgetauscht und auch viele Inhalte ändern sich ständig. Genausogut könnten Sie einen frisch gepflanzten Baum zertifizieren.

BITV-Test ist keine Zertifizierung

Der BITV-Test ist an sich keine Zertifizierung. Er ist eine Interpretation der WCAG/EN 301549 und hat keine öffentliche Legitimität, da er von Privat-Unternehmen entwickelt und gepflegt wird – Bock und Gärtner, Sie wissen schon.

WAKA braucht niemand

In Österreich gibt es das WAKA-Zertifikat. Die Macher haben offenbar eine Geldquelle gesucht und gefunden. Das Konzept fand ich nicht überzeugend.

VPAT ist für Webseiten ungeeignet

International scheint sich das VPAT Voluntary Product Accessibility Template als Standard durchzusetzen. Es ist ebenfalls kein Zertifikat, sondern ein strukturierter Bericht über Die Barrierefreiheit eines Produkts oder einer Software. M.E. ist es für eine content-lastige Website zu mächtig, es zielt eher auf komplexe Web-Anwendungen wie Google Docs oder Jira ab. Außerdem ist es hierzulande praktisch unbekannt, obwohl es eine spezielle Version für die EN 301549 gibt. Meines Wissens gibt es kein deutsches Unternehmen, dass die Erstellung eines VPATs als Dienstleistung anbietet – außer uns natürlich. Sie denken, Sie können es selber erstellen? Dann viel Erfolg.

Fazit: Von einer Zertifizierung können Sie sich nichts kaufen

In Deutschland gibt es eine fanatische Liebe zu komplexen formalen Prozessen und gewichtigen Papieren, auf denen bedeutungsvolle Dinge wie „Zertifiziert nach DIN/ISO …“ steht. Ob diese irgendwen außerhalb der Bublle interessieren – who cares?
Verschwenden Sie Ihr Geld nicht mit solchen formalen Bestätigungen, denn Sie sind für Sie selbst nicht nützlich und die von Barrieren betroffene Person interessiert das schon gar nicht. Wenn Sie zu viel Geld übrig haben, stecken Sie es in einen Feedback-Mechanismus.

Die Mobilitätswende wird ohne Barrierefreiheit scheitern

autoDer Diskurs um die Verkehrswende ist von einem fatalen Missverständnis geprägt: Es geht stets um den fitten Middle Ager, der problemlos zwischen Car Sharing, privatem Auto, Fahrrad und ÖPNV wechseln kann. Den gibt es tatsächlich, aber er ist in der Minderheit. Die Mehrheit hat wenig bis keine Auswahl für ihr präferiertes Verkehrsmittel, weil sie auf dem Land lebt oder kein Geld hat. Viele ältere Menschen können rein physisch weder einen E-Roller noch ein Fahrrad nutzen. Viele Gehbehinderte können Bus und Bahn nicht nutzen. Sie kommen nicht in das Fahrzeug, weil sie keine Stufen steigen können. Oder sie müssen insbesondere heute dank des 9-Euro-Tickets befürchten, keinen Sitzplatz zu finden. Ein 30-jähriger kann problemlos eine Stunde stehen oder auf dem Boden Platz nehmen, ein 70-jähriger hat dafür nicht die Beweglichkeit oder Energie.
Hinzu kommen die Mobilitätsbehinderten. Rollstuhlfahrende werden wegen nicht-barrierefreier Wohnungen oder teurer Mieten – sie brauchen größere Wohnungen – aus der Metropole verdrängt. Sie landen, wenn sie Glück haben, in der Peripherie der Großstadt oder auf dem Land. Sie haben meist keine Alternative zu einem privaten Fahrzeug, weil die versprochene Barrierefreiheit des ÖPNV Theorie geblieben ist. Sehbehinderte und Blinde haben diese Wahl gar nicht. Für sie heißt das: Kein ÖPNV = keine Mobilität.
Es gibt eine große Schnittmenge zwischen behinderten und älteren Menschen und finanzieller Armut. Gewiss muss niemand von uns Hunger leiden, doch gibt es außer für Blinde keinen pauschalen finanziellen Ausgleich für die Behinderung. Die Teuerung von Energie, ÖPNV, Mieten und so weiter schlägt umso härter zu Buche. Viele Hilfen sind auf Steuer-Erleichterungen ausgelegt, das hilft aber jenen nicht, die keine oder kaum Einkommenssteuer zahlen. Weniger Geld heißt in der Regel weniger Möglichkeiten der Mobilität.
Mein Eindruck ist, dass die Medien und die Politik in einem Takatukaland mit Wünsch-Dir-Was gefangen sind. Man hört nur Fahrrad hier, Tesla da. Das Fahrrad ist wie oben geschildert ungeeignet und der Tesla ist ein teures Hipster-Spielzeug.
Die Probleme sind seit Jahrzehnten bekannt. Die Lösungen übrigens auch: Die Anschaffung behindertengerechter Fahrzeuge, die verbesserte Taktung für das Land, ggf. auch rollstuhlgeeignete Anruf-Sammel-Taxis, die barrierefreie Umgestaltung der gesamten Infrastruktur, genügend Sitzplätze, sichere Fahrzeuge insbesondere für Ältere und Frauen und so weiter. Möglicherweise gibt es auch für ältere Menschen geeignete Alternativen zu E-Rollern und Leihfahrrädern, dazu kenne ich micht zu wenig aus. Ich denke zum Beispiel an Elektro-Mobile analog der Motor-Rikschas, wie sie in Südasien üblich sind.
Leider wird es nicht dazu kommen, da wir in den letzten Jahren und Jahrzehnten Autominister statt Verkehrsminister hatten. Die Einen waren nur unfähig, die Anderen haben die Verkehrswende aktiv blockiert. Von der FDP ist tatsächlich in der aktuellen Regierung gar keine Initiative zu erwarten, außer Ideen Anderer ablehnen kann diese Partei offenbar nichts.
Meines Erachtens liegt hier tatsächlich ein Verstoß gegen die Bürger- und Menschenrechte vor. Durch mangelnde Barrierefreiheit wird die Freiheit eingeschränkt: Die Freiheit, unterwegs zu sein, die diversen Angebote zu nutzen, die Wahl-Freiheit – weil man nur die barrierefreien Möglichkeiten nutzen kann.
Leider ist das oben beschriebene Problem – Verantwortliche optimieren Strukturen und Prozesse für sich selbst – symptomatisch für unsere Gesellschaft. Das mag in Gesellschaften mit einer überwiegend jungen Bevölkerung funktionieren. Dazu gehört aber keiner der westlichen Staaten. Nicht nur die Mobilitätswende, sondern auch viele andere große Themen wie die Digitalisierung werden an dieser Herausforderung scheitern oder zumindest verlangsamt. Das wir sehenden Auges in diese Probleme hineinlaufen ist ignorant. Es gibt ja Instrumente wie Design Thinking, die genau dafür diese Probleme bekämpfen sollen.
The mobility revolution will fail without accessibility

Barrierefreiheit: Nutzen und Gefahren von Nutzer-Tests


Ich plädiere ja immer für Tests mit echten behinderten Nutzenden – mit einer Einschränkung: Hat man nicht gerade eine Expert:In vor sich, sollte man immer gewichten.
Anlass für diesen Beitrag sind gleich zwei schlechte Praxisbeispiele, die ich in letzter Zeit sammeln durfte: Da ging es einmal um eine Blinde, die meinte, dass Akkordeons nicht barrierefrei seien. Akkordeons sind Text-Boxen, die sich dynamisch ein- und zuklappen lassen. Sie gehören zu den Standard-Techniken im Web und lassen sich ohne großen Aufwand barrierefrei umsetzen. Bei der anderen Meinung hat ein Entwickler das Burger-Menü einer Website angepasst, weil eine blinde Person ihm das Feedback gegeben hatte, dass seine Umsetzung nicht erwartungskonform sei. Es ging – wenn ich mich recht entsinne – um die Frage, ob der Fokus im ausgeklappten Burger-Menü bleiben sollte, bis das Menü geschlossen ist oder ob er in den Inhalt weiter wandert. Meines Erachtens wäre beides in Ordnung, solange der Blinde etwa über HTML oder ARIA mitgeteilt bekommt, dass er das Menü verlassen hat. Nehmen wir an, ich habe eines dieser komplexen Burger-Menüs, dann müsste ich ansonsten wieder nach oben scrollen, um das Menü zu schließen.
Das sind sicher keine Einzelfälle. Ich lese gelegentlich etwas wie „Ich habe da meine blinde Expertin, die ich immer frage“. Zumindest bei einer dieser Personen weiß ich, dass sie im Bereich Kommunikation arbeitet und technish nicht besonders bewandert ist. Das wäre kein Problem, wenn sie nicht weitreichende falsche Aussagen machen und diese falschen Aussagen durch die konsultierende Person weiter verbreitet würden. Vielleicht sollte man hier genügend selbstkritisch sein, um die eigenen begrenzten Kenntnisse einschätzen zu können.
Einschätzungen können unter zwei Optionen sinnvoll sein:

  • begründete Experten-Meinung
  • Einschätzung mehrerer Personen ohne Expertise, dann muss man im Zweifellsfall selber gewichten

Mein Tipp: Wenn man nur eine Einzelperson ohne Expertise zu Rate ziehen kann, sollte man ihre Einschätzung immer kritisch gewichten. Natürlich darf man auch die Meinung einer Expert:In kritisch hinterfragen – ich habe auch schon von Barrierefreiheits-Experten genügend Blödsinn gehört. Die Befragten sollten sich ihrerseits ihrer Verantwortung bewusst sein und ihre Einschätzung mit Bedacht formulieren.

Warum ich nicht kostenlos arbeite

Bei Kobinet ist die nicht ganz neue Diskussion aufgekommen, warum behinderte Menschen nicht immer kostenlos arbeiten möchten. Ich nutze einmal die Gelegenheit, da auch mich immer wieder solche Anfragen erreichen.
Da mein Webportal – ich sage es mal ganz unbescheiden – zu den großen deutschsprachigen Portalen zur digitalen Barrierefreiheit gehört, erreichen mich regelmäßige Anfragen wie „Ich würde mich gerne zum Thema X“ mit Ihnen austauschen. „Austauschen“ ist dabei als Synonym für kostenlose Beratung zu verstehen. Es ist so, als ob ich zu meinem Friseur gehe, er mir die Haare schneidet und mir währendessen über sein Handwerk berichtet und das Glück, dass er mir über sein Fach berichten kann wäre seine Bezahlung für den Haarschnitt. Der lustigste Vorfall war, als ein Bereichsleiter aus einem Bundesministerium die kostenlose Teilnahme an meinen Schulungen für seinen ganzen Ausbildungsgang schnorren wollte. Ein Bundesministerium dürfte ein fünstelliges Budget für Weiterbildungen haben.
Bitte nicht mißverstehen: Es gibt natürlich in einer sich anbahnenden Geschäftsbeziehung immer einen Punkt, an dem etwas kostenlos erfolgen muss. Das Erst-Gespräch oder ein einfaches Angebot – dafür nimmt man in der Regel kein Geld. Auch Interviews oder Fachbeiträge etwa in Zeitschriften werden meistens nicht bezahlt.
Das Problem ist, dass Barrierefreiheit, Inklusion und weitere Themen aus diesem Bereich immer noch als Gedöns verstanden werden. Es sind übrigens ganz selten Privat-Personen, sondern Unternehmen und Agenturen, gerne auch Behörden, die von mir kostenlose Beratung erwarten.
Oft wird argumentiert, es könne daraus ja eine Geschäftsbeziehung entstehen. Früher habe ich das auch gedacht. Nach etwas mehr als zehn Jahren im Bereich kann ich sagen, dass das so gut wie nie passiert. Ich kann mich an keinen einzigen Auftrag oder auch nur Empfehlung aus solchen Kontexten erinnern. Im Gegenteil: Vielfach habe ich mitbekommen, dass andere Dienstleister beauftragt wurden, wahrscheinlich solche, die weniger blauäugig als ich waren.
Richtig ist, dass es Möglichkeiten für in das Thema Einsteigende geben sollte. Aber bekanntermaßen haben wir eine nette Erfindung namens Bücher, Internet und zahlreiche Foren, in denen man sich informieren und kostenlos austauschen kann. Wer des Englischen mächtig ist oder den Google-Übersetzer bedienen kann, findet einen Ozean voller Informationen und Foren. Man kann auch von jeder Person erwartet, dass sie dazu in der Lage ist, selbst einmal zu recherchieren und nicht einfach die Zeit anderer Leute zu beanspruchen.
Nun lohnt es sich nicht, sich darüber lange aufzuregen. Was mich vor allem ärgert ist die zutage tretende Respektlosigkeit. Die Anfragenden erwarten selbstverständlich, für ihre Arbeit bezahlt zu werden. Genau so selbstverständlich erwarten sie von mir, dass ich für meine Tätigkeit nicht bezahlt werde.

Meldung und Schlichtungsverfahren zur Barrierefreiheit – ein ernüchterndes Fazit

Stilisierte Figuren sitzen um einen ReferierendenSeit einigen Jahren ist es möglich, gegen öffentliche Stellen ein Schlichtungsverfahren einzuleiten, wenn sie gegen die Barrierefreiheit/BITV verstoßen. Leider ist das Verfahren nicht zielführend.
Zunächst einmal muss man die Barrieren melden. Schon daran kann man scheitern, wenn das entsprechende Formular nicht barrierefrei ist – so gesehen bei einem Dachverband einer Handelskammer.
Das Amt muss dann innerhalb einer angemessenen Frist antworten. Schon da geht das Problem los, denn was ist eine angemessene Zeit, wenn man eine Information oder Dienstleistung jetzt benötigt? Es gibt meines Wissens keine Verpflichtung, in kurzer Zeit eine barrierefreie Alternative bereitzustellen.
Ich habe im letzten Jahr ein par Schlichtungsverfahren angestoßen. Unter anderem hatte die Bundeszentrale für politische Bildung zahlreiche Verstöße zu verantworten: So fehlten auf den Social-Media-Auftritten sämtlich Bildbeschreibungen. Das Bundesamt für soziale Sicherung hatte eine fehlerhafte Erklärung zur Barrierefreiheit veröffentlicht. Beide haben auf meine Hinweise gar nicht reagiert.
Nach einem halben Jahr hatte ich die Ergebnisse vorliegen. Im Ernst: Ein halbes Jahr für so einen Pipifax. Das zeigt, wie ernst diese Bundes-Einrichtungen das Thema digitale Barrierefreiheit nehmen – gar nicht. Da der Prozess nicht transparent ist, weiß ich allerdings auch nicht, an welcher Stelle die Verzögerungen aufgetreten sind – also bei der Schlichtungsstelle oder bei dem „Beklagten“.
Das Kernproblem ist m.E., dass den Einrichtungen anders als beim Verstoß gegen die DSGVO keine Sanktionen drohen. Viele Ämter setzen das Thema Barrierefreiheit schlecht um, siehe die Bundeszentrale für politische Bildung. Ich greife die BPB gerne heraus, da sie sich ja anders als die meisten Bundes-Einrichtungen an eine breite Öffentlichkeit wenden. Wann habe ich als Privatperson mal mit dem BMAS oder dem Bundeskanzleramt zu tun?
Das Schlichtungsverfahren ist ein sinnvolles Instrument, wenn die Barrierefreiheit im Wesentlichen umgesetzt wird und nur kleine Verstöße zu finden sind, zudem die Verantwortlichen nicht bereit sind, diese Verstöße zu beheben. Ich hatte zum Beispiel die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZGA darauf aufmerksam gemacht, dass ihre aktuell produzierten PDFs nicht barrierefrei seien. Die PR-Dame antwortete mir etwas wie, das Problem sei ihnen bekannt. Das hilft mir total weiter. Im Grunde heißt das „Na und, ist uns doch egal“, bitte leite ein Schlichtungsverfahren gegen uns ein, das kostet uns nix.
Bei systematischen Verstößen wie sie leider allzu häufig zu finden sind wird die Verantwortung auf das Individuum übertragen. Dazu kommt die ewige Wartezeit. Vielleicht brauche ich die Info aber jetzt und nicht im Jahr 2030 barrierefrei.
Und was ist, wenn das Amt sich weigert? Bin ich wirklich bereit, zu klagen? Ein klares Nein. Weder habe ich die Zeit noch die rechtliche Expertise und mein Geld gebe ich lieber für andere Dinge als für Anwält:Innen aus. Beim LVR zum Beispiel habe ich mein Recht auf barrierefreie Dokumente eingefordert und nach einem Jahr eine Antwort bekommen. Es ist bekannt, dass viele Ämter es gerne mal darauf ankommen lassen, dazu können wir uns einfach mal die zahllosen Urteile vor dem Bundessozialgericht anschauen.
Mein Fazit: Solange es keine Sanktions-Mechanismen gegen Verstöße gibt, die Vorschriften im Wesentlichen erfüllt werden und es kurze Fristen für Schlichtungsverfahren gibt, ist das Verfahren nicht sinnvoll. Hier wird die Verantwortung auf die Individuen verlagert, die eigentlich durch die Überwachungsstellen zu übernehmen wäre.

Wie Blinde das Internet erkunden – die Haus-Metapher

Es ist immer schwierig, Sehenden zu erklären, wie Blinde das Internet erkunden. Meine aktuelle Idee ist, ein unbekanntes Haus als Metapher zu verwenden. Ich arbeite gerne mit Metaphern, weil selbst das Zeigen manchmal zu abstrakt ist.
Stellen Sie sich vor, Sie betreten ein Ihnen unbekanntes Gebäude. Sie suchen etwas Bestimmtes, wissen aber nicht genau, wo es ist und wie es aussieht. Sie stehen also im Eingangsbereich und haben keine Vorstellung, wie das Haus aufgebaut ist. Sie dürfen aber überall reinschauen und alles aufmachen, der Besitzer ist nicht da und Sie sind mal so frei. Die Räume sind die Metapher für Unterseiten, die Kartons sind die einzelnen Bereiche der Seite.
Bevor Sie reinkommen, müssen Sie aber eine bestimmte Stelle an der Hauswand drücken (Cookie-Meldung). Aber wo ist diese Stelle? Tja, jetzt ist rumprobieren angesagt. Sie wollen entnervt aufgeben, dann haben Sie endlich eine etwas abgetakelte Fläche gefunden, die muss es wohl sein und die war es auch.
Wenn Sie Glück haben, sind die einzelnen Kartons beschriftet: Navigation, Content, Fußzeile und Seiten-Bereich. Wenn Sie Pech haben, müssen Sie den Karton aber erst mal erkunden, um herauszufinden, was darin ist. Stellen Sie sich für jeden Raum einen Haufen verschlossener Kartons vor: Sie müssen in jeden Karton schauen, um herauszufinden, was er enthält.
Jeder Raum/jede Unterseite sieht ein wenig anders aus. Sie müssen ihn also jedes Mal, wenn Sie ihn betreten neu erkunden. Auch müssen Sie aktiv zu jedem Karton hingehen und ihn öffnen, um zu erfahren, was drin ist. Ebenso kann eine blinde Person eine Webseite nicht einfach visuell überblicken und dort „hinkommen“, wo sie hin will.
Mist, bei diesem Raum ist das Licht ausgeschaltet. Sie können am Eingang einen Haufen Schalter und Regler ertasten. Bei einigen Elementen wissen Sie gar nicht, ob sie eine Funktion haben oder nicht. Leider wissen Sie nicht, wofür die einzelnen Elemente da sind, probieren Sie es also mal auf gut Glück aus. Mist, jetzt haben Sie sich aus dem Raum gebeamt und stehen wieder im Eingangsbereich. Welchen Raum haben Sie sich noch mal gerade angeschaut?
Jippy, Sie haben den Content-Raum gefunden und den Karton mit dem Inhalt, den Sie gesucht haben. Leider hat irgendein Blödmann lauter Sachen reingeworfen, die nicht reingehören. Während Sie also den Inhalt anschauen, taucht immer wieder etwas auf, was nicht reingehört: Werbung, abonnnieren Sie unseren langweiligen Newsletter, Machen Sie bei unserer furzlangweiligen Umfrage mit. Und so ein Mist, der Inhalt ist auf mehrere Kartons aufgeteilt, der zweite Karton ist im nächsten Raum, dann viel Spaß beim Suchen.
Nachdem Sie eine Voodoo-Puppe des Hausbesitzers gebastelt und selbige mit reichlich Holzpflöcken durchbohrt haben, stolpern Sie entnervt zum Ausgang. Aber halt, leider müssen Sie noch ein Formular ausfüllen, wir sind ja in Deutschland. Aber irgendein Witzbold, wahrscheinlich der Häuslebauer, hat den Teil des Blattes abgerissen, auf dem steht, was in die jeweiligen Felder eingetragen werden soll. Pech gehabt, ohne korrekt ausgefüllten Passierschein A38 kommen Sie halt nicht weiter. Leider gibt es kein Happy End.
How do blind Persons uses the Web?

Bitte einfacher – für ein Grundrecht auf Verständlichkeit

Es ist paradox: Wir hatten wohl nie so vielfältigen Zugang zu Informationen: Einerseits haben wir dank Smartphones jederzeit Zugang zum Internet. Andererseits ist die Vielfalt der Informationen gestiegen. Statt Text-Wüsten haben wir jetzt Videos und Podcasts zu beliebigen Themen. Eine gute Sache für Informations-Junkies.
Aber die Informationen sind nicht verständlicher geworden. Es ist schön, dass uns Expert:Innen wie Brinkmann und Drossten Corona erklären. Aber wer ohne Studium versteht eigentlich, was sie da erzählen? Das ist kein Vorwurf an Brinkmann und Drossten, sie sind in gewisser Weise Nerds, ihre primäre Aufgabe ist die Forschung und nicht das Erklären der selbigen für Andere. Man merkt auch durchaus, dass sie sich Mühe geben. Es ist aber durchaus ein Vorwurf an die Macher:Innen des Podcasts. Sie sind Wissenschafts-Redakteure und ihre originäre Aufgabe ist es, komplexe Inhalte verständlich zu machen. Leider machen sie diesen Job nicht besonders gut.
Wer versteht eigentlich, was sie da erzählen? Wahrscheinlich Personen, die studiert haben und viel Zeit und Musse haben, sich mit Corona zu beschäftigen.
Wir kennen das Trauerspiel, dass sich bei vielen komplexen Themen wiederholt. Wir hatten das bei der letzten Finanzkrise, bei der mit vielen komplexen Begriffen um sich geworfen wurde. Wir kennen das von der Steuererklärung, die genauso gut auf Alt-Griechisch sein könnte. Und wir kennen es von der Bundeszentrale für politische Bildung. Vielleicht nennt sie sich irgendwann Bundeszentrale für elitäre Bildung, denn die meisten Bücher und Hefte, die sie herausgibt sind nichts anderes als Bildungs-Popkorn für Leute, die gut gebildet sind und sich die regulären Ausgaben der Bücher kaufen könnten.
Leider finden wir das quer durch die Bank in Politik, Verwaltung und vor allem den Medien. Eigentlich werden Medienmachende dahin gehend ausgebildet, sich möglichst verständlich auszudrücken. Irgendwann zwischen Volontariat und Berufs-Tätigkeit scheint diese Fähigkeit auf der Strecke geblieben zu sein. Das ist schade, denn eigentlich wollen ja die meisten Leute ihren Job gut machen. Der ist aber nicht gut gemacht, wenn man genauso kompliziert kommuniziert wie Personen aus Politik und Verwaltung.
Nein, leider sind die Talkshows keine Lösung, es sei denn, man betrachtet Polit-Theater als verständliche Kommunikation. Ich fand schon als Student, dass die Talkshows eher etwas von unfreiwilligem Kabarett haben.
Ich denke, da jetzt so gut wie jeder Haushalt Rundfunkgebühren bezahlt, haben wir auch ein Recht auf verständliche Kommunikation in den Medien. Immerhin könnte das den Öffentlich-Rechtlichen helfen, aus ihrer Legitimationskrise herauszukommen. Selbst die Privatsender haben verstanden, dass sie die Nachrichten nicht komplett abschaffen können und sie bekommen es auch hin, verständlich zu kommunizieren.